500 auf Demonstration gegen Naziterror

Eine rundum gelungene Demonstration in Reaktion auf die Brandanschläge in Dresden: Nur die Polizei hat wieder etwas zu nörgeln und droht diverse Ermittlungen an. Es sei nicht spontan, sondern geplant gewesen. Wie stellen die sich das eigentlich vor? Der Anlass war ganz sicher nicht geplant und auch nicht länger bekannt. Zwei Tage, um alle zu informieren, dass es einen zweiten Brandanschlag auf ein Wohnhaus gegeben hat und es deswegen eine Demo geben wird, sind sogar nach dem Versammlungsgesetz legal. Mal davon abgesehen, dass es absolut notwendig für eine linke Szene ist, gemeinsam aus den Puschen zu kommen, wenn es um Menschenleben geht!

Ende der Demonstration auf der Leipziger Straße in Mickten

Dieses und weitere Bilder vom AKUBIZ e.V. (Pirna) gibt es hier

Indymedia-Bericht: 500 auf Demonstration gegen Naziterror

Quelle: de.indymedia.org/2010/08/288472.shtml

Heute fand in Dresden eine Demonstration gegen Naziterror statt. Anlass waren die Brandanschläge auf die alternativen Wohnprojekte „Praxis“ in Dresden-Löbtau und die Robert-Matzke-Straße 16 in Dresden-Pieschen innerhalb einer Woche. Knapp 500 Menschen trugen am Abend ihre Wut auf die Straßen von Dresden-Pieschen, -Mickten und –Trachau.

Während der Demonstration selbst gab es kaum besondere Vorkommnisse. Nachdem anfangs noch ein Anmelder gefunden werden musste, konnte sich der Demonstrationszug ungestört auf der Leipziger Straße formieren. Es gab verschiedene Redebeiträge, die nochmal den Anlass der Demonstration erklärten und auch über den Dresdner Tellerand hinaus darauf hinwiesen, dass in Sachsen in diesem Jahr bereits insgesamt 11 Brandanschläge auf Linke und Migranten verübt wurden. An einem von Nazis beliebten Spätshop kam es zu leichten Rangeleien mit der Polizei und am Ende wurden Bengalos gezündet. Woraufhin die Polizei willkürliche Personalienfeststellungen unter den abreisenden Demonstrationsteilnehmern auf der Leipziger Straße vornahm. Als die Demonstration sich noch am Puschkinplatz sammelt, kam auch ein Trupp autonomer Nationalisten vorbei, unter ihnen Christian Leister. Vor einem Jahr vor Gericht noch ganz klein mit Hut wollte mit seinen Kumpanen vermutlich wieder eine linke Veranstaltung stören, stolperte dieses Mal aber wohl über seine eigenen Füße. Danach war von den Nazis nichts mehr zu sehen.

Obwohl es dieses Mal eher harmlos ablief, hat das Ganze einen ziemlich ernsten Hintergrund. Nachdem die jüngeren Nazis in Dresden, die oft gleichzeitig auch in der Dynamo-Fanszene aktiv sind, schon in der Vergangenheit sich wie gewöhnliche Kriminelle mit wenig Hemmungen aufführten, hat das Niveau mit den Brandanschlägen noch mal einen neuen Tiefpunkt erreicht. Wie wenig ernst das Ganze in Dresden genommen wird, zeigen vor allem die Reaktionen auf den ersten Brandanschlag auf die Praxis in Löbtau. Die zum großen Teil nämlich erst einfach ausblieben. Während in der Presse, vorneweg wieder durch Alexander Schneider von der Sächsischen Zeitung, den Hausbewohnern relativ offen ein „selbst schuld“ unterstellt wurde, was lediglich auf Unterstellungen der Polizei gegenüber den Hausbewohnern beruhte, dass diese angeblich ein paar Nächte vorher ein paar Nazis verprügelt hätten. Dass mit dem Brandanschlag willkürlich Tote und Verletzte in Kauf genommen wurden, hat kaum interessiert. Lediglich die Dresdner Opferberatung der RAA (Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Sachsen e.V.) gab eine Pressemitteilung heraus, in welcher der Anschlag deutlich verurteilt wurde und auf die wiederholten Angriffe auf das Haus in der Vergangenheit verwiesen wurde. Jedoch erst nachdem am Morgen des 24.08. ein weiterer Brandanschlag auf die Robert-Matzke-Straße 16 stattfand, änderte sich die Berichterstattung und von Seiten linker, grüner und sozialdemokratischer Politiker und Vereinen wurden jetzt Solidaritätserklärungen abgegeben.

Die Soko Rex des sächsischen LKA hat in beiden Fällen von Anfang an ermittelt, ob diese die Täter finden kann ist jedoch fraglich. Umso mehr wäre konsequentes geschlossenes Vorgehen gegen die Naziszene notwendig, um ihnen ihre Grenzen aufzuzeigen. Die für Dresdner Verhältnisse gut besuchte Demonstration am Abend war ein Anfang. Von Seiten Stadt wird dagegen rumlaviert, dass man ja nicht wisse, wer die Täter genau sind, und deswegen wird gleich gar keine Erklärung dazu abgegeben. Stattdessen zeigt man mit halbgaren Konzepten zum nächsten 13. Februar wie wenig ernst man das Ganze nimmt. Währenddessen feiern die Nazis und ihre Anhänger unter anderem in Fußballstadien die Anschläge und in Sachsen fand gestern der 11. Brandanschlag in diesem Jahr statt.

Es gibt also in Dresden und Sachsen nach wie vor viel zu tun. Packen wirs an!

Die Bewohner der Praxis benötigen nach wie vor auch Unterstützung in Form von Spenden um den zerstörten Hausrat zu ersetzen und um bessere Schutzvorrichtungen bauen zu können. Die Rote Hilfe Dresden nimmt Spenden unter dem folgenden Konto entgegen:

+++ Empfänger: Rote Hilfe Dresden +++
+++ Verwendungszweck: Brandanschlag – Praxis +++
+++ Kontonummer: 609760434 +++
+++ Bankleitzahl: 36010043 +++

–> Broschüre über die lokale Naziszene <–

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