Montag, 16. Februar 2009
(Sächsische Zeitung)
Im Dauerstress gegen Rechtsextreme
Von Thilo Alexe
Gewerkschaftschef Ralf Hron hat die Kundgebung auf dem Theaterplatz organisiert.
Ralf Hron schwitzt bei minus fünf Grad. Die Tropfen quellen unter seiner hellen Mütze hervor und rinnen über die Wangen. Keine Frage: Der Mann hat Stress. Er muss ein Taxi für die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth organisieren, die nächste Band ansagen, mit der Polizei telefonieren. Und das am besten gleichzeitig.
Ralf Hron ist Stress gewohnt. Der quirlige Dresdner Gewerkschaftschef hat schon mehrere Kundgebungen gegen Neonaziaufmärsche rund um den 13. Februar organisiert. In diesem Jahr steigt der Abschluss auf dem Theaterplatz. Die „Banda Communale“ bringt rockige Blasmusik zum Klingen, Tausende versuchen, dankbar wippend den Frost zu bekämpfen. Hron atmet durch. Um kurz nach sechs ist er aufgestanden, dann hat er erst mal im Buch von Bischof Marx über Karl Marx gelesen. Schließlich ging´s raus auf die Straße. Der Gewerkschaftsboss organisiert den auf drei Züge verteilten Demo-Tross, kümmert sich um die Künstler und klärt mit der Polizei, dass die Busse mit Demo-Teilnehmern aus Jena abfahren können.
Seit Monaten hat er auf den Tag hingearbeitet. Ein heftiger politischer Konflikt entbrannte um den „Geh Denken“-Aufruf, den die Dresdner CDU als zu extrem zurückwies. Hron hat hinter den Kulissen verhandelt. Mit Erfolg: CDU-Rathauschefin Helma Orosz hat bei einem Zwischenstopp von einem der Züge vor der Synagoge vorbeigeschaut und weiße Rosen verteilt.
„Ich habe das nicht allein gemacht. Mindestens hundert Leute haben Kundgebung und Demos organisiert“, sagt Hron. Grünen-Chefin Roth sitzt im Taxi. Ob er sich den Stress im nächsten Jahr wieder antut? „Selbstverständlich.“
Quelle:
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2076066