Infoveranstaltung in Dresden: Naziaufmärsche am 16.Oktober in Leipzig verhindern!

Am 17. Oktober 2009 versammelten sich über 1300 Nazis in Leipzig zu einer Demonstration durch die Stadt – erfreulicherweise erfolglos.

Damals wurde der Aufmarsch von erfolgreichen Blockaden der Demoroute  verhindert. Diese Frustration motivierte einige der anwesenden Nazis zu Angriffen auf die Polizei – welche diese mit einer Identitätskontrolle aller versammelten Nazis beantwortete. Rundum ein schlechter Tag für den „nationalen Widerstand“.

Damit ihnen ein derartiges Desaster in diesem Jahr erspart bleibt, meldeten organisierte Neonazis vor allem aus dem Umfeld des „freien Netzes“ gleich 4 Demonstrationen für den selben Tag an. Insgesamt bilden die Aufmärsche einen Teil der vom gleichen Dunstkreis initiierten Kampagne „Recht auf Zukunft“ und stehen unter den Mottos: „Gegen Polizeiwillkür und staatliche Gewalt“, „Kapitalismus abschalten – Zinsherrschaft brechen“, „Zukunft statt Krisenzeiten“ und „Gegen linksradikale Hetze durch Roter Stern Leipzig“.

Die Vielzahl der angemeldeten Demos soll garantieren, wenigestens einen der vier Aufmärsche tatsächlich durchführen zu können. Auch die Nazis selbst sind sich bewusst, nicht vier große Demonstrationen gleichzeitig durchführen zu können. Die Taktik mit Hilfe mehrerer angemeldeter Märsche wenigstens einen durchführen zu können, soll sicher auch als Generalprobe für die sogenannten „Trauermärsche“ durch Dresden im Jahr 2011 dienen. Sicherlich wird hier aber auch zu beachten sein, dass wir es mit einer konservativen Stadtverwaltung zu tun haben und einem Ordnungsamt, dass möglicherweise so ein Konzept von vornherein unterbindet. Wir dürfen gespannt sein.

Wir sind optimistisch, dass die Idee des dezentralen Konzeptes der Nazis nach hinten losgeht. Vielmehr werden die Nazis am 16.10. in Leipzig, sowie am kommenden 13. und 19. Februar in Dresden merken müssen, dass auch neue Aufmarschstrategien nicht helfen werden, um menschenverachtende Propaganda auf die Straße zu tragen.

Wir laden deshalb am Donnerstag den 07.10. um 20 Uhr zu einer Infoveranstaltung im AZ Conni Dresden ein. Weitere Infos zum „Roten Oktober“ findet ihr auf der Mobi-Seite: http://1610.blogsport.de/

Weitere Links:
http://leipzignimmtplatz.blogsport.de/
http://ag1610.wordpress.com/

Kein Kriegs- sondern ein Friedensdenkmal

Gute drei Wochen nach der großen Aufregung um das geplante Memorial für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen britischen Bomberpiloten (1, 2) haben sich die Dresdner Neuesten Nachrichten um eine britische Meinung zum Thema bemüht. Die wir der Vollständigkeit halber dokumentieren.

Auch das kann natürlich nicht vonstatten gehen ohne die beleidigte „Dresdner Seele“ zu miezeln. Deshalb wurde in einem Interview Sir Alan Russell von The Dresden Trust befragt. Die Organisation wurde 1993 in Großbritannien im Gedenken an die Toten der Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs gegründet und hat in England über eine Million Euro Spendengelder für den Wiederaufbau der zerstörten Frauenkirche gesammelt sowie das Kuppelkreuz, des englischen Kunstschmieds Alan Smith, Sohn eines Bomberpiloten, finanziert. Seit 2002 setzt sich der Verein für die Förderung deutsch-britischer Beziehungen ein. Dementsprechend unkritisch äußert sich Sir Russell zum Gedenkkult um und in Dresden. Dennoch verteidigt auch er, trotz der vielen suggestiven Nachfragen, das geplante Memorial in London und liefert Einblicke in die Arbeit und die Denkweise von The Dresden Trust.
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Die Zeit: Nazis planen zwei „Trauermärsche“ durch Dresden

Ein Artikel im Störungsmelder, dem Antinazi-Online-Magazin der Wochenzeitschrift Die Zeit zeigt, dass es sich langsam herumspricht: Dieses Jahr wird es im Februar an zwei Wochenenden in Dresden Nazi-Großaufmärsche geben.
Der vermutlich kleinere am Sonntag, den 13. Februar 2011 und inzwischen drei angemeldete Aufmärsche am Sonnabend, den 19. Februar 2011. Dies weist neben anderen Indizien darauf hin, dass die Großmobilisierung der Nazis auf den 19. Februar fällt. NPD, „freie“ Kameradschaften und die JLO (Junge Landsmannschaft Ostdeutschland) bewerben dabei jeweils einen Aufmarsch am 19.2.
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Dresdner Denkmal-Wahn

Am Sonntag wurde nun auf dem Heidefriedhof das Trauernde Mädchen als ein weiteres Denkmal für den 13. Februar enthüllt. Bereits im Vorfeld hatte Peter Ufer von und in der Sächsischen Zeitung deutlich gemacht, dass ihm das immer noch nicht reicht. Nach dem die von ihm nach Kräften unterstützte Variante für ein neues Denkmal im vergangenen Jahr letztlich im Sande verlief, hat er nun einen neuen Ansatzpunkt gefunden.

Auf dem Altmarkt soll ein neues Denkmal her. Dort wurden 1945 einige Tausend Bombentote von einem SS-Kommando verbrannt. Dieses konnte vorher diesbezügliche Erfahrungen im Zuge der Vernichtung der Juden sammeln. Heute erinnert auf dem Altmarkt ein Bodenmonument mit im Boden eingelassener Gedenkplakette, sowie eine weitere 2009 von Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) angebrachte Gedenktafel mit der Inschrift: „Dies ist ein Ort der Mahnung, des Erinnerns und Gedenkens. Hier wurden die Leichname tausender Opfer der Luftangriffe des 13. und 14. Februar 1945 verbrannt. Damals kehrte der Schrecken des Krieges, von Deutschland aus in alle Welt getragen, auch in unsere Stadt zurück.“ an das Ereignis.

CDU-Kulturstadtrat Sebastian Kieslich, einer der Wortführer der aktuellen Denkmalforderung, posiert für die Presse mit einer weißen Rose vor der Gedenktafel auf dem Altmarkt.

Immer wieder gab es schon in den vergangenen Jahren Diskussionen über ein großes Monument auf dem Altmarkt. Aus guten Gründen wurde dies bisher letztendlich immer, unter anderem vom Leiter der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, abgelehnt. Nach dem Vorstoß von Peter Ufer letzte Woche in der Sächsischen Zeitung zieht nun die Dresdner CDU nach und fordert, dass der Altmarkt zum zentralen Gedenkort vermutlich anstelle des Heidefriedhofs werden soll. Dazu soll ein Denkmal mit den von den 19.000 von der Historikerkommission recherierten Namen gebaut werden. Aus der FDP waren auch schon ähnliche Vorschläge zu hören, und auch ein Nazigrüppchen aus dem Umfeld der Freien Kameradschaften um Altkader Ronny Thomas (u.a. Sven Hagendorf, Sebastian Reiche, Simon Richter aus Radeberg, Philipp Göhler, Hans Böhm) ließ es sich nicht nehmen, bei der Enthüllung des Trauernden Mädchens auf dem Heidefriedhof die Anwesenden als Heuchler vollzupöbeln, weil ihnen ein Denkmal auf dem Altmarkt lieber wäre. Aus irgendeinem Grund ist ihnen offenbar entgangen, dass so ziemlich alle Anwesende ihrer Meinung gewesen sein dürften. Zum einen hat auch Bürgermeisterin Helma Orosz ihre Unterstützung für das Projekt bekundet, zum anderen wird genau dasselbe Argument für den Bau eines solchen Denkmals ins Feld geführt, nämlich, dass nach dem Aussterben der Erlebnisgeneration, die Bombardierung angeblich vergessen werden würde, wenn es dieses Denkmal nicht geben sollte. Wie sie darauf kommen, und warum das jetzt so schlecht sein soll, wird nicht erklärt. Schon jetzt ist es Tatsache, dass das Gedenken kaum noch von der Erlebnisgeneration getragen wird.

Immerhin werden in der Sächsischen Zeitung von einem anderen Redakteur auch ein paar Bedenken aufgezählt. Dabei geht es um die Frage der Kontextualisierung, die ein solches pompöses Denkmal sicher nicht leisten kann. Außerdem befinden sich unter den aufgezählten 19.000 Namen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch überzeugte Nationalsozialisten, wo sich schon die Frage stellt, warum man diesen explizit gedenken sollte. Da schließt sich gleich die Frage an, ob tatsächlich alle Toten bzw. deren Angehörige  überhaupt damit einverstanden wären, in so einer nivellierenden Aufzählung, in der Juden, Widerstandskämpfer und Nazi kommentarlos nebeneinander gestellt werden, mit aufgeführtt zu werden und Wallfahrtsort für das Gedenken an deutsche Opfer jeglicher Coleur zu werden.

Richtig ist die Anmerkung, dass es in Dresden kein vergleichbares Denkmal für die ermordeten Dresdner Juden gibt. Allerdings wäre selbst die Existenz eines solchen Denkmals, noch lange keine Legitimation für ein ähnliches Denkmal zum 13. Februar.

Der Kulturbürgermeister Ralf Lunau ist bisher eher gegen ein solches Gedenken, hat aber vermutlich eine Mehrheit im Stadtrat gegen sich. Ob die in der Sächsischen Zeitung prognostizierten Debatten tatsächlich eintreffen, bleibt abzuwarten. Bisher war auch aus den anderen Stadtratsfraktionen kaum öffentlicher Widerspruch zum Thema 13. Februar zu hören. Ein aus der Zivilgesellschaft gegründeter Arbeitskreis „Mythos Dresden“, der sich im letzten Jahr noch in die Denkmaldebatte einschaltete, scheint sang- und klanglos wieder eingeschlafen zu sein.

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Demonstration und Straßenfest gegen die Nazibrandanschläge

Gegen Naziterror demonstrierten am 18.9.2010 etwa 800 Menschen von der Dresdner Neustadt durch die gesamte Innenstadt zum Hauptbahnhof. Die Zahl blieb unter den Erwartungen, was jedoch der großen Konkurrenz an politischen Aktionen geschuldet war. So fuhren allein zur Anti-Atom-Großdemo in Berlin drei Busse aus Dresden. Desweiteren blieb die Szene aufgrund der kurzen Mobilisierungszeit weitgehend unter sich.

Durch die Route über das Terrassenufer wurden die Ausflügler auf der Brühlschen Terrasse ausführlich informiert. Viele DemoteilnehmerInnen schwärmten zudem mit Flugblättern aus und kamen mit PassantInnen ins Gespräch. Am Postplatz wurde die Demo durch eine Dachaktion von drei Menschen überrascht, die mit rosa Nebel und einem Transparent („soziale Revolution jetzt“) auf sich aufmerksam machten. Als am Hauptbahnhof aufgelöst wurde, prügelte die Polizei plötzlich los, ein Bild der Prügelbullen findet sich unter dem Artikel auf Indymedia. Die Polizei hatte von Anfang an deutlich gemacht, dass sie eine seltsame Art der Rechtsauslegung verfolgt: So mussten Schriftzüge wie „Good Night white Pride“ abgeklebt werden.

Während der Demonstration gab es für die AnwohnerInnen der Columbusstraße in Dresden-Löbtau ein Straßenfest. In dieser Straße befindet sich das Haus mit der „Praxis“, wo ein Zimmer nach einem Brandanschlag ausbrannte. Mit Kinderfest, süßen Leckereien wie Punsch und Kuchen, Infoständen und Musik wurden die NachbarInnen zum lockeren Gespräch eingeladen. Viele nutzten die Gelegenheit, während sich die Kinder schminken ließen oder mit Straßenmalkreide aufgemalte Spiele spielten oder selbst malten. Auch „große Kinder“ spielten Federball und co. Die DemonstrationsteilnehmerInnen wurden anschließend mit Vokü, Livemusik und Feuershow empfangen und konnten den Tag ausklingen lassen.

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Dresden-Nazifrei: Aktionskonferenz am 8./9. Oktober in Dresden


Aktionskonferenz 8./9. Oktober 2010 in Dresden

Auch dieses Jahr gibt es wieder eine Aktionskonferenz, um gemeinsam gegen die geplanten Naziaufmärsche am 13. und 19. Februar 2011 vorgehen zu können. Letztes Jahr hat das Antifabündnis „No pasarán“ die Konferenz organisiert, nach der sich das breitere Bündnis „Nazifrei – Dresden stellt sich quer“ gründete. In diesem Jahr wird die Konferenz von No pasarán und Dresden-Nazifrei gemeinsam organisiert und von der „Interventionistischen Linken“ unterstützt.

Im letzten Jahr wurde sich auf der Konferenz über das Konzept Massenblockaden verständigt und man konnte sich auf einen Aktionskonsens einigen. Nun geht es wieder darum, verschiedenste Organisationen zusammenzubringen und die Arbeit für 2011 zu beginnen.

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Jüdische Schicksale und der 13. Februar 1945 in Dresden, Teil 1

Unglück und Hoffnung, Rettung und Tod – die Extreme liegen dicht beieinander, für die verbliebenen Dresdner Juden am 13. Februar 1945 in Dresden: Am Vormittag wird der Deportationsbescheid überbracht und am Abend fallen die Bomben. Ein Volltreffer geht auf eines der beiden letzten so genannten Judenhäuser – die Zeughausstraße 1 an der Frauenkirche. Die Luftschutzkeller sind für Juden verboten. Viele konnten sich verstecken und überlebten den Krieg und die Nazis, die noch immer nach ihnen suchten.

Teil 1: Einen Einstieg in das Thema gibt ein Ausschnitt aus dem Buch „Das rote Leuchten“: Es wird aufgeschlüsselt, was mit den 6000 Dresdner Jüdinnen und Juden passierte, die 1933 in Dresden erfasst wurden. Der letzte sächsische Deportationszug am 16. Februar ins KZ Theresienstadt geht ohne die Dresdner Juden. Die meisten Deportierten dieses Transports überlebten.

Henny Brenner im Dresdner Zwinger

Henny Brenner 1941 im Innenhof des Dresdner Zwinger

Im weiteren geht es um zwei Frauen, die sich in der Bombennacht durch die brennende Stadt retteten, den gelben Stern entfernten, untertauchten und überlebten: Henny Brenner und Brigitte Rothert, die Großkusine von Kurt Tucholsky. Beide haben jeweils ein Buch über ihre Erinnerungen verfasst. Henny Brenner („Das Lied ist aus“) zitiert ihren Vater mit dem dadurch bekannt gewordenen Spruch „Lieber eine Bombe auf den Kopf als Auschwitz“. Brigitte Rothert („Tucholskys Großkusine erinnert sich“) tritt das literarische und antimilitaristische Erbe ihres berühmten Großonkels an. Heute kommt Henny Brenner hin und wieder gern zurück in die Stadt ihrer Kindheit und Jugend. Der Gottesdienst mit Übergabe eines Nagelkreuzes aus Coventry am 13. Februar 2005 in der gerade wieder aufgebauten Frauenkirche empfand sie als positives Erlebnis, wie sie einige Tage später bei einer Lesung zu ihrem Buch erklärte. Ein Zeitungsartikel über Henny Brenner und ein Interview mit Brigitte Rothert geben Einblicke in ihr Erleben des 13. Februar 1945 in Dresden.

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Es brennt in Sachsen

Ein sehr guter Artikel über die Brandanschläge in Sachsen erschien auf der Titelseite der Zeitung der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens – „Der Sonntag“ – am 10. September 2010. Insbesondere die rassistischen Brandanschäge werden hier thematisiert, in dem die Perspektive eines Restaurantbesitzers beschrieben wird, der 60.000 Euro Schaden hatte. Das Spendenkonto der RAA ist unten angegeben.

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Dresden kontert mit neuem Denkmal

Helma Orosz ist zurück von der Ausstellungseröffnung „Under Attack“, welche die Folgen von Bombardierungen im Alltag der Menschen von London, Coventry und Dresden dokumentieren soll. Während der Londoner Oberbürgermeister gute Ausreden vorweisen konnte, um mit nicht ihr über das geplante Denkmal zu Ehren der britischen Bomberpiloten diskutieren zu müssen, wies der Lord Mayor von Coventry jegliche Kritik aus Dresden am Denkmalplan zurück. In der britischen Presse wird das Thema mittlerweile heiß diskutiert, und viele Briten verbitten sich die Einmischung aus Deutschland.

In Dresden kann man so etwas natürlich nicht auf sich sitzen lassen, und so verkündete man jetzt die Installierung einer schon länger geplanten und fertigen Trauerskulptur auf dem Dresdner Heidefriedhof für den 19. September. Auf dem Dresdner Heidefriedhof findet jedes Jahr am 13. Februar der offizielle Gedenkakt mit Kranzniederlegung an der Gedenkstätte für die Opfer der Bombardierung statt. Bei dem in Bronze gegossenen weinenden Mädchen handele es sich, laut Peter Ufer von der Sächsischen Zeitung, im Gegensatz zum Ehrenhain für die Bomberpiloten um ein neues Zeichen der Versöhnung. Wie die reine Trauer um sich selbst irgendeinen Beitrag zu einer Versöhnung liefern soll, bleibt sein Geheimnis.

Ihr Leben war Kampf gegen Faschismus

Kleiner Ehrenhain im Heidefriedhof

Interessant und bestürzend ist dabei der Sprachgebrauch in der Sächsischen Zeitung bezüglich des Heidefriedhofs. Dort heißt es „Das Mädchen soll in Blickbeziehung zum Ehrenhain stehen, wo der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht wird.“ Nun gibt es auf dem Dresdner Heidefriedhof tatsächlich zwei Ehrenhaine, beide wurden jedoch explizit den Opfern des Faschismus gewidmet. In der Sächsischen Zeitung schreckt man also im Zuge der antiextremistischen Gleichmacherei von Nazis und Linken nicht mal mehr vor antifaschistischen Widerstandskämpfern und italienischen Zwangsarbeitern zurück.

Wie ein Lichtblick wirkt dagegen ein Artikel im Kulturteil der Sächsischen Zeitung, in dem ein Buchautor unter anderem zum Thema 13. Februar anmahnt die Vergangenheit ruhen zulassen. Demnach hätte man in Dresden viel eher einen Schlußstrich unter die Vergangenheit ziehen sollen, wie es z.B. in Hamburg, das ebenfalls im Zweiten Weltkrieg schwere Luftangriffe erlebt hatte, gemacht wurde. Dann würde es viele der heutigen Probleme in dem Zusammenhang nicht geben. Womöglich hat der Autor damit recht, allerdings kommt das etwas naiv daher. Es war in Hamburg viel einfacher einen Schlußstrich zu ziehen, da es keine Mythen- und Legendenbildung wie um die Luftangriffe um Dresden gegeben hatte. Das fing bei Goebbels an, der in der Berichterstattung die Schäden in Hamburg damals noch eher nach unten korrigierte um Panik in der Bevölkerung zu vermeiden und endet bei der Tatsache, dass Hamburg im Westen lag, und die Bombardierungen nicht zum Bestandteil antiwestlicher Propaganda wurden, wie das mit dem in der DDR gelegenen Dresden zeitweise geschah, um vor allem gegen die Amerikaner Stimmung zu machen. Völlig richtig ist dagegen, dass man Auschwitz nicht mit Dresden aufrechnen kann. Bleibt zu hoffen, dass das auch in Dresden mal ernst genommen wird.

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Antifademo am 18.9. gegen Brandanschläge und andere Naziaktivitäten in Dresden und Sachsen

Drei Brandanschläge innerhalb weniger Tage hat es in Dresden im August 2010 gegeben. Alle drei besonders perfide: Zwei auf Wohnhäuser mit alternativen Projekten („Die Praxis“ und „RM16“) und einer auf die Begräbnishalle des Jüdischen Friedhofs. Nur durch Zufall kamen keine Menschen zu Schaden, ein Zimmer brannte jedoch komplett aus. Für die Jüdische Gemeinde war es ein Schock, nachdem an gleicher Stelle vor etwa zehn Jahren die Grabschändungen aufgehört hatten.

Nach einer Spontandemonstration mit 500 Menschen und einer Aktion im Stadtrat folgt nun eine überregionale Demonstration unter dem Motto: „Es ist immer ein Angriff auf uns alle“, bei der es auch um die Brandanschläge in ganz Sachsen und weitere Naziaktivitäten geht. In Freiberg, Eilenburg und Brandis brannten zum Teil mehrere türkische, indische oder asiatische Imbisse.

Treffpunkt zur Demo in Dresden:
Sonnabend, 18. September 2010, 15 Uhr Albertplatz

Mobivideo von Pappsatt

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Orosz „not amused“

Die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) weilt zur Zeit in London, um am 6.9.2010 die Ausstellung „Under Attack“ im britischen „Transport Museum“ zu eröffnen. Die Ausstellung soll die Folgen der Luftangriffe für den Alltag der Menschen in Coventry, London und Dresden dokumentieren. Warum hier ausgerechnet Dresden ausgewählt wurde, lässt sich nur mit dem nach wie vor in der Welt überhöhten Symbol für den Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg erklären. So wird anschaulich vorgeführt, wie sich die Goebbelsche Propaganda nach wie vor in der Welt reproduziert. Die Menschen in den Städten des Ruhrgebiets oder Berlin, die gefühlt jede zweite Nacht im Luftschutzkeller verbracht haben, wo tatsächlich großflächig immer mehr Infrastruktur zerstört wurde, hatten im Alltag sicher viel einschneidendere und längere Erfahrungen mit den Folgen des Luftkriegs gemacht.

Viel aufregender für die lokale und die englische Presse ist aber nach wie vor das geplante Londoner Denkmal an die gefallenen Bomberpiloten. Nachdem Sächsische Zeitung und DNN schon versucht hatten einen Skandal zu beschwören, appellierte die Dresdner Lokalausgabe des Frontblatts des Deutschen Mobs, die BILD, gestern an die OB „Frau Orosz, please say NO!„. Eine Überlebende des 13. Februars nennt das Denkmal in dem Artikel makaber und geschmacklos und redet von Verherrlichung der Bombenangriffe. Holger Zastrow von der Dresdner FDP und Fraktionsvorsitzender im Sächsischen Landtag faselt von verletzten Dresdner Gefühlen und bezeichnet das Vorhaben als geschmacklos.

Die Sprecherin der Oberbürgermeisterin erklärte dann ebenfalls gestern, „Dieses Denkmal ist aus Dresdner Sicht schwer zu verstehen.“ Was aber wohl eher an der bornierten Ignoranz der Dresdner liegen dürfte. Dazu wird behauptet, dass doch in den letzten 50 Jahren eine gemeinsame Erinnerungs- und Versöhnungkultur mit Großbritannien gelebt worden wäre. Die Zahl 50 beruht vermutlich auf dem 50. Jahrestag der Städtepartnerschaft Dresden-Coventry. Sonst bestand diese Versöhnungs- und Erinnerungskultur eher darin, die Mythen und Legenden zu pflegen, was erst in den letzten Jahren unter anderem durch die Historikerkommission etwas aufgebrochen wurde. Zwar wird am Ende auch erwähnt, dass man den gesellschaftlichen Diskurs in Großbritannien nicht bewerten wolle, widerspricht damit aber letztendlich dem kompletten eigenen statement.

Insgesamt zeigt dieser Vorgang, zum einen wie wenig man sich mit den Intentionen des geplanten Denkmals auseinander gesetzt hat und zum anderen was für eine selbstgerechte „Erinnerungskultur“ in Dresden und Sachsen unter anderem von konservativen Vertretern der Stadt und des Landes gepflegt wird, und wie diese dabei von nahezu allen Abteilungen der lokalen Presse sekundiert werden. Um nochmal klar zu stellen, was der Gegenstand der öffentlichen Ereiferung ist. Es geht um nichts weiter als das Gedenken in England an die Gefallenen eines alliierten Truppenverbandes, der im Zuge der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus von allen britischen Kampfverbänden den höchsten Blutzoll gezahlt hat.

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Denkmal für die Gefallenen des Bomber Commands in England geplant

Im Londoner Green Park ist jetzt ein Memorial für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Bomberpiloten der Royal Airforce (RAF) geplant. Die Verbände des Bomber Commands hatten im Zweiten Weltkrieg von allen britischen Einheiten den höchsten Blutzoll zu zahlen. Mehr als 55 000 von 125 000 Freiwilligen starben im Kampfeinsatz. Angesichts der Brutalität des Krieges, welche sich auch in der Zerstörung deutscher Innenstädte mit Tausenden von toten Zivilisten manifestiert, ist es nachvollziehbar, wenn in England vor allem aus pazifistischer und antimilitaristischer Sicht solche Vorhaben kritisch gesehen werden. Aus antifaschistischer Sicht kommt man natürlich nicht an der Erkenntnis vorbei, dass Nazideutschland damals militärisch besiegt werden musste. Daher ist es selbstverständlich, wenn in den Ländern der Anti-Hitler-Koalition den Männern und Frauen gedacht wird, die dafür ihr Leben gaben.

das geplante Memorial im Londoner Green Park

das geplante Memorial im Londoner Green Park

Für die Sächsische Zeitung scheint es dagegen doch ein Aufreger zu sein. So widmete man dem Thema in der heutigen Ausgabe gleich den zentralen Teil der Titelseite, den Leitartikel und den Hauptartikel im Kulturteil. Zwar behauptet Peter Ufer im Leitartikel, dass das Thema kein Grund für hektische Aufregung ist, die Aufmachung sagt aber etwas ganz anderes. So springt einem auf der Titelseite gleich in großen Lettern „Briten wollen Piloten des 13. Februars ehren“ entgegen und der Leitartikel bekundet in der Überschrift „Der Versöhnung hilft das nicht“. Im Kulturteil ist dann von den „vergessenen Helden“ in Anführungszeichen die Rede. Gleichzeitig wird noch mal die Behauptung kolportiert, dass Dresden wohl am meisten unter den Flächenbombardements der Briten gelitten hätte. Zweifelsohne steht fest, dass der Angriff auf Dresden der schlimmste Einzelangriff auf eine Stadt gewesen ist. Am meisten gelitten hat Dresden jedoch sicher nicht. Vor allem aber ging es den Initiatoren des Denkmals nicht explizit um die Verbände, die Dresden bombardierten. Hier schwingt ganz offensichtlich immer noch die Überhöhung Dresdens im Bombenkrieg infolge der Goebbelschen Propaganda mit. Motivation des Denkmals war die Ehrung der Gefallenen in der sogenannten „Battle of Britain“. Diese wurde mangels Alternativen vor allem in der Luft ausgetragen. Dabei waren es die Deutschen die als Erste, wie in Rotterdam, Coventry und London geschehen, auch zivile Ziele angriffen. Dass Nazideutschland den Krieg verlor und damit der Krieg irgendwann auf Deutschland zurückschlug, kann man den Gegnern Nazideutschlands schwerlich vorwerfen.

Wie dieses Denkmal irgendeine Versöhnung tangieren sollte, bleibt das Geheimnis von Kommentator Peter Ufer. Wenn sich jemand um Versöhnung bemühen sollte, dann sicher nicht die ehemaligen militärischen Gegner Nazideutschlands. Noch lächerlicher wird das Ganze, wenn man sich vor Augen hält, dass in Deutschland inzwischen in jedem zweiten Kaff irgendwelche Kriegerdenkmäler stehen, in denen selbstverständlich auch den Toten des Zweiten Weltkriegs gedacht werden. Erst letztens berichtete die Sächsische Zeitung über so ein Denkmal in Rennersdorf-Neudörfel. Dass 1985 ein deutscher Bundeskanzler in Bitburg öffentlich den Angehörigen der Waffen-SS gedachte, hebt einen Peter Ufer genauso wenig an, wie das alljährliche Kriegsverbrechertreffen im bayrischen Mittenwald. Für jemanden der in Nazis vor allem ein extremistisches Imageproblem für die Stadt sieht, ist das aber auch nicht wirklich verwunderlich.

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