10. Juli in Gera: Europas größtes Nazifest blockieren – mit Beteiligung aus Dresden

Die Antifaschistische Aktion Gera und weitere Gruppen und Bündnisse aus der Region haben sich in einem Vorbereitungskreis gegen das größte Nazifest Europas organisiert, welches unter dem Motto "Rock für Deutschland" jährlich in Gera stattfindet. Nach dem 13. Februar in Dresden handelt es sich dabei um das nächstgrößere Nazievent der europäischen Naziszene. Die Gegenaktivitäten orientieren sich auch am Bündnis Dresden-Nazifrei, welches durch die Bilanz- und Strategiekonferenz Ende Mai in Jena Einfluss auf Gera genommen hat. Einen subjektiven Bericht von der Konferenz findet ihr beim Infoladen Sabotnik aus Erfurt.

Eine Sonderseite der Antifaschistischen Aktion Gera ist unter www.nazifeste-abschalten.tk und das Bündnis ist unter der Website www.nazifeste-verhindern.de zu finden.
Ob Rock oder nicht ist Jacke wie Hose: Nazifeste verhindern!

Vortrag mit Menschen aus Gera in Dresden
am Dienstag, den 29.06. um 20 Uhr
im AZ Conni, Rudolf-Leonhard-Str. 39

Es ist eine gemeinsame Anreise aus Dresden geplant. Bitte meldet euch, wenn ihr dabeisein wollt, bzw. kommt auf die Veranstaltung!


Aufruf des Vorbereitungskreises

Europas größtes Nazifest stoppen, blockieren, verhindern!

Seit
nunmehr acht Jahren ereignet sich im braunen Dreiländereck von
Thüringen, Sachsen und Sachsen- Anhalt, inmitten der vermeintlich
bunten und weltoffenen Otto-Dix Stadt Gera, Europas größtes
Nazifestival "Rock für Deutschland", zeitweilig auch unter dem Label
"Rock gegen Krieg" firmierend. Zog dieses faschistische Spektakel 2003
noch nur knapp über 100 Besucher_innen an, etablierte es sich über die
Jahre stetig zum Pilgerort mittlerweile auch europaweit anreisender
Neonazis. Den bisherigen beängstigenden Höhepunkt fand das
spektrenübergreifende Ereignis im letzten Jahr mit einer
Besucher_innenzahl von mindestens 4.000. Zwischen Rostbratwurst und
Lunikoff-Hetze hat das "Rock für Deutschland" dem dank entschlossener
Proteste marginalisierten "Fest der Völker" in Jena den unrühmlichen
Rang abgelaufen, de facto Europas größtes Nazifest zu sein. Es hat sich
damit zu einer der größten Naziveranstaltungen nach 1945 entwickelt.

Wie geht das? Und vor allem: Geht das wieder?

Als
Schnittstelle zwischen Politik und Subkultur funktionierend, basiert
"Rock für Deutschland" in seiner Gesamtheit auf dem
menschenverachtenden und kruden Konsens seiner Besucher_innen. Generell
gilt, dass Nazifeste interne faschistische Strukturen festigen, diese
Szene in ihrem Handeln bestätigt und Mitläufer_innen politisiert. Je
unwidersprochener dies stattfinden kann, desto stärker drängt der
Neofaschismus in die Alltagskultur und schafft alljährlich eine
"National befreite Zone". In Relation dazu werden die Freiräume und
Handlungsmöglichkeiten für alternative, linke und migrierende Menschen
sukzessive kleiner.

Hauptorganisatoren des Nazifests sind die
NPD um deren Stadtratsmitglied Gordon Richter und die örtliche
Rechtsrockszene des National Socialist Black Metal (NSBM). Unterstützt
werden diese von "freien Kameradschaften" und "Autonomen
Nationalisten". Bestärkt von steigenden Besucher_innenzahlen, sowie
lange Zeit kaum vorhandenem Widerstand der örtlichen Politik und
Bevölkerung, ist das "Rock für Deutschland" und damit die Stadt Gera
zur sicheren Adresse der Neonazis geworden. Dies liegt auch daran, dass
sich Rassismus und Nationalismus bis tief in die gesellschaftliche
Mitte erstrecken und antifaschistischer Widerstand oftmals mit der
Neonaziideologie gleichsetzt wird. "Hauptsache Ruhe und Ordnung", dies
war der weitverbreitete Tenor der lokalen Presse und Politik, der
selbst zivilen Ungehorsam kriminalisierte und im Gegenzug Hitlergrüße
auf dem Nazifest schlichtweg ignorierte. Abgesehen davon waren
antifaschistische Proteste fernab von Parteien und Vereinen wenig
erfolgreich.

Im "Superwahljahr 2009" luden die Neonazis bekannte
Szenegrößen ein. Auf der Spielwiese in Gera waren neben dem
NPD-Parteivorsitzenden Udo Voigt auch die Landser-Nachfolgeband Die
Lunikoff Verschwörung vertreten. Dieses Jahr sind die Neonazis wieder
gewillt, an ihre Erfolge anzuknüpfen. Und schließlich wäre eine weitere
Steigerung durch die Auftritte international bekannter Rechtsrockbands
möglich. Im Rückblick auf das bisher erfolgreiche Protestjahr gegen
Neonazi-Großaufmärsche ist zu befürchten, dass die NPD und ihre
Sympathisant_innen besonderes Augenmerk auf das "Rock für Deutschland"
legen. Schließlich wurden deren "Trauermarsch" in Dresden und deren
Aktionen am 1. Mai blockiert. Mit einer neuen Auflage des im letzten
Jahr bedeutendsten und endgültig etablierten Nazifests könnten sie
‚wenigstens’ im subkulturellen Bereich eine Konstante erhalten. Es ist
nun an uns den Widerstand effektiv zu gestalten!

Gemeinsam konsequent entgegentreten!

Die
spektrenübergreifenden Blockaden gegen Naziaufmärsche in Köln, Jena und
Dresden haben gezeigt, dass antifaschistischer Widerstand in
verschiedenen Formen gemeinsam erfolgreich sein kann! Solch eine
pragmatische Politik soll nicht die Unterschiede in Gesellschaftskritik
und politischen Positionen auflösen. Sie legt den Fokus schlicht auf
die massive Bedrohung durch mehrere tausend Neonazis. Nehmen wir ihnen
also die Großaufmärsche und Inszenierungsmöglichkeiten – Nie wieder
unwidersprochene Nazifeste in Gera! Schaffen wir eine
ergebnisorientierte Zusammenarbeit zwischen progressiven Initiativen
und Antifaschistischer Aktion. Handeln wir gemeinsam und solidarisch,
damit eines der letzten großen Events der Naziszene und ihrer
menschenverachtenden Ideologien endlich Geschichte wird.

Kommt am 10. Juli 2010 zahlreich zu den antifaschistischen Aktionen nach Gera!

"Rock für Deutschland" abschalten!

28.05.2010 Vorbereitungskreis Gera

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