Nachdem uns Commander Shree Stardust nach dem 13./.14. Februar 2009 in sechs Lektionen versucht hat beizubringen, wie man es richtig macht, kommt nun angesichts der aktuellen Entwicklungen eine erste Einschätzung für dieses Jahr. Nach der vernichtenden Kritik wird nun nicht mit Lob gespart und werden reale Erfolgschancen für dieses Jahr ausgemalt. Doch lest selbst.
junge Welt
23.01.2010
Taktik-Kassiber: In Dresden siegen
Von Commander Shree Stardust
unterschätzender Erfolg. Wir haben bisher alles richtig
gemacht. Die Einheitsfront steht. Der Aktionskonsens steht. In der
sächsischen Landeshauptstadt selbst tut sich Erfreuliches. Die
bundesweiten Aktivitäten laufen auf Hochtouren.
Dazu kommt die Amtshilfe des Dresdner Staatsanwalts Christian
Avenarius, der wirklich einen gepflegten Bumerang wirft. Avenarius,
der bei der Aufklärung der Sachsensumpf-Affäre einen
vergleichbaren Eifer nicht erkennen läßt, hat der
Mobilisierung zum wirkungsvollsten Zeitpunkt den entscheidenden
Kick verpaßt. Haben diese Leute immer noch nicht begriffen,
daß sie mit jedem beschlagnahmten Papierplakat die 100fache
Verbreitung via Internet auslösen?
Also bietet sich am 13. Februar 2010 zum ersten Mal, seit es diesen
alljährlichen Fascho-Auflauf in Dresden gibt, eine
realistische Erfolgsperspektive. Nun gilt es, von vornherein zu
bemessen, worin ein Erfolg 2010 bestehen könnte.
Vor einigen Wochen, ja, noch vor wenigen Tagen hätte ich
gesagt: »Dieses Jahr geht es nicht um den ganz großen
Durchbruch. Es geht erstmal nur darum, ein Ausrufezeichen zu
setzen, die Dresdner Dynamik zu drehen und einen unwiderruflichen
Wendepunkt herbeizuführen.«
Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, ob diese taktisch
reduzierte Erwartung nicht ein Fehler sein könnte, ob wir
damit nicht die Einmaligkeit der vor uns liegenden Situation
verkennen und eine potentielle Entscheidungsschlacht
fahrlässig und im vorhinein zu einem Vorhutgeplänkel
herunterreden. Ich bin vielmehr der Überzeugung, daß
sich in Dresden Folgenschweres ereignen wird. Und es ist besser,
sich das rechtzeitig klarzumachen und die Mobilisierung noch einmal
kräftig zu befeuern!
Längst nämlich ist der 13. Februar 2010 in Dresden dabei,
Brennpunkt weit über diesen Tag und diesen Ort hinausgehender
Konflikt- und Entwicklungslinien zu werden. Man muß ja auch
die politische Großwetterlage einbeziehen. Schwarz-Gelb hat
sich die Bekämpfung des Linksextremismus auf die Fahne
geschrieben und versucht zur Abwehr antikapitalistischer Stimmungen
und als Rechtfertigung für den präventiven Ausbau
staatlicher Aufstandsbekämpfungsorgane, den Antikommunismus
als Schreckgespenst aufzublasen. Eine gezielte Verharmlosung der
Nazigefahr geht damit einher, ebenso der Wunsch, sich die
Faschisten als Reservetruppe für den Fall der Fälle
unbeschädigt zu erhalten.
Darauf, daß die Polizei, unter dem Druck einer
antifaschistisch dominierten öffentlichen Meinung, weniger
aggressiv agieren wird, als man es gewohnt ist, sollte sich unter
diesen Umständen besser keiner verlassen. Überhaupt will
ich mir den Hinweis nicht verkneifen, daß man mit dem
Entschluß zur eigenen Gewaltlosigkeit auch wirklich nur die
Gewaltlosigkeit der eigenen Kräfte einseitig garantiert
– während über das Verhalten der Polizeikräfte
und der Faschisten damit keinerlei Aussage getroffen ist. Dresden
am 13. Februar 2010 wird kein Spaziergang werden. Und wenn sich
einige tausend Faschisten in der Stadt tummeln, kann die
Notwendigkeit individueller und massenhafter Selbstverteidigung
nicht realistisch ausgeschlossen werden.
Trotzdem: der Aktionskonsens gewaltfreier Massenblockaden ist gut
und richtig. Wir sind an diesem Tag nicht Angreifer: Wir spielen
Defensive. Die Faschisten wollen sich bewegen, müssen
manövrieren, Gelände gewinnen, ins Rollen kommen. Unsere
Aufgabe besteht darin, Straßen und Plätze zu halten, die
Feindbewegung zu verlangsamen, zu chaotisieren, zu stoppen und
zurückzuwerfen.
Wir können dem Nazipack damit am 13. Februar 2010 eine
krachende Niederlage bereiten und den deutschen Neofaschismus
endgültig in die Krise schicken. Aber dafür müssen
wir den Einsatz noch einmal entschieden erhöhen. Wir brauchen
Leute, Leute, Leute. Alle müssen hin!