Telepolis berichtet von den sich mehrenden Anzeichen, dass sich endlich etwas ändert und der immer drohender werdende Naziaufmarsch nicht mehr einfach hingenommen wird.
Wie immer im Februar in Dresden?
Eine
Woche vor dem neuralgischen Gedenken anlässlich der Bombardierung im
Jahr 1945 zeichnet sich in Dresden eine breite Ablehnung gegen die
Vereinnahmung durch rechtsextremistische Kräfte ab.
Dass es sich- jährlich entwickelnd – im Februar
in Dresden um einen der kontinuierlich größten rechtsextremen
Aufmärsche der letzten Jahre in Europa handeln könnte, ist schon längst
vorhergesagt worden (vgl. Dresden – wieder Zentrum der rechtsextremen ‚Bewegung‘?).
Allerdings betonen nunmehr noch auffälliger als in den Vorjahren
auch die so genannten Freien Kräften aus Sachsen vorab via Internet,
“dass es sich bei dem Gedenkmarsch in den Abendstunden des 13. Februar
auf gar keinen Fall um eine wie auch immer geartete Gegenveranstaltung
handelt (…) In diesem Zusammenhang [wird] noch einmal in aller
Deutlichkeit darauf hingewiesen, dass wir in keiner Weise eine
Wochenendveranstaltung boykottieren (…)“. Gleichfalls kursiert in
einschlägigen Web-Foren der rechtsextreme Wunschgedanke, am 14. Februar
in Dresden “vielleicht in diesem Jahr die 10.000er Marke an Teilnehmern
[zu] knacken“. Darüber hinaus sind in Online-Foren – von rechtsextremer
Seite deutlicher als in den Vorjahren – auch direkte militante
Absichtserklärungen zu lesen.
Die noch vor Wochen dissonant klingenden Töne (vgl. Provinzielles Dresdner Neben-GehDenken)
eines damals eher antagonistisch scheinenden Widerstandes gegen die
2009er Februar-Nazi-Aufmärsche in Dresden klingen unterdessen sogar ein
wenig harmonischer – und in ihrer wie auch immer gearteten Vielfalt
durchaus nachdrücklich und entschlossen. Letztendlich beabsichtigen –
derzeit bekannt – gut 20 Veranstaltungen, sich auf ihre eigene Art und
Weise am 14. Februar in Dresden Rechtsextremisten jeder Provenienz
entgegen zu stellen. Zwar gehe man “noch nicht gemeinsam auf die
Straße“, so Nora Goldenbogen, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde
Dresdens gegenüber Neues Deutschland. “Aber man betont gemeinsam, was
man nicht mehr will.“ Friedemann Bringt (Mitorganisator von GehDenken)
spricht im gleichen Zusammenhang nunmehr von einer “friedlichen
Koexistenz“ beim Protest gegen die rechtsextremistischen
Februar-Aufmärsche in Dresden.
Derweil gab die sächsische NPD-Landtagsfraktion unter der Headline
“Nationale Gedenkveranstaltungen am 13. und am 14. Februar schützen“
bekannt, dass der Geschäftsführer der NPD-Fraktion im Sächsischen
Landtag, Frank Ahrens, “in seiner Funktion als stellvertretender
Versammlungsleiter der nationalen Gedenkveranstaltung in Dresden am 14.
Februar 2009 eine Ordnungswidrigkeitsanzeige gegen Friedemann Bringt
vom ’Vorbereitungskreis GehDenken’ (…) wegen (…) der Aufforderung
zur Verhinderung einer nicht verbotenen öffentlichen Versammlung und
der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener gestellt“ hat.
Das eher in autonomen Zusammenhängen angesiedelte Bündnis ¡No pasarán!
beklagt unterdessen, dass die anreisenden Nazis an besagtem Wochenende
bevorzugt behandelt würden und kündigte gleichzeitig eine Klage gegen
diese behördliche Verfahrensweise an – der juristische Ausgang dazu ist
derzeit offen. Aktuell präsentiert zudem ein indymedia-Posting "Skurriles und Wissenswertes aus dem Auflagenbescheid" bezüglich besagten Dresdner Februar-Wochenendes.
Wie wirksam der gefächerte Protest gegen Nazi-Aufmärsche am 13. und 14. Februar letztendlich sein wird, bleibt abzuwarten.
Quelle: heise.de/tp/blogs/8/127052