17.1.09 Magdeburg: Demo gegen Nazis und Opfermythos

Auch in Magdeburg jährt sich Mitte Januar 2009 zum 64. Mal die Bombardierung
während des Zweiten Weltkriegs. Obwohl Magdeburg kein solches Symbol wie Dresden geworden ist, führen die Nazis auch in Magdeburg jährlich einen "Trauermarsch" mit mehreren hundert Teilnehmern durch, um in geschichtsrevisionistischer Weise die Rolle von Tätern und Opfern im NS-Staat zu verdrehen.

Von antifaschistischer Seite werden selbstverständlich auch in diesem Jahr Gegenaktivitäten organisiert. Informationen gibt es auf der Seite des Autonomen Bündnis Sachsen-Anhalt: http://absa.blogsport.de/17_januar_magdeburg/

17.01.2009 – Antifaschistische Demonstration und dezentrale Aktionen gegen den Naziaufmarsch: 10 Uhr | Hauptbahnhof/ZOB | Magdeburg

 

 



Aufruf:

“DON´T CRY FOR GERMANY”
Kein Raum für Geschichtsrevisionismus, Nationalismus und Antisemitismus

Am
16. Januar 2009 jährt sich zum 64. Mal die Bombardierung Magdeburgs
durch die Alliierten im zweiten Weltkrieg. Wie in den letzten Jahren
rufen verschiedene Neonaziorganisationen zu einem „Trauermarsch“ auf.
Die Neonazis werden wiederholt versuchen einen Aufmarsch durchzuführen,
um ihren Geschichtsrevisionismus zu verbreiten. Dem gilt es
entgegenzutreten und den Aufmarsch zu verhindern. In Magdeburg und
anderen Städten der BRD ist es mittlerweile alljährliche Routine
geworden, dass Faschisten Neonazis mit verschiedenen Veranstaltungen
aktiv Geschichtsrevisionismus in die Gesellschaft tragen wollen. Sie
leugnen die deutsche Kriegsschuld, stellen die faschistischen Täter als
Opfer dar, setzen alliierte Angriffe mit deutschen Verbrechen gleich
und erklären sich als die Opfer. So werden z.B. die Luftangriffe auf
Magdeburg und Dresden als „Bombenholocaust“ bezeichnet und damit die
Verbrechen Nazideutschlands relativiert und geleugnet. Des Weiteren
werden die deutschen Angriffe auf Polen und Frankreich als Akte der
„Notwehr“ umgedeutet. Die Vernichtung von Juden, Sinti und Roma und
Gegner des faschistischen Regimes in den Konzentrationslagern wird
vehement bestritten.

Doch Geschichtsrevisionismus ist nicht nur
ein Phänomen der Rechtsextremen, er ist längst in der Mitte der
Gesellschaft angekommen und damit Realität „deutscher
Geschichtsaufarbeitung“. Das geschieht teilweise mit dem Einverständnis
und oft unter Teilnahme der bürgerlichen Mitte und der lokalen
Stadtregierungen, die diesen geschichtsrevisionistischen Ansatz, der in
solchen „Trauermärschen“ und „Gedenkfeiern“ seinen Ausdruck findet,
kritiklos und undifferenziert mitgetragen wird. Unter diesen Teil der
deutsche Geschichte, und den damit verbundenen Verbrechen, soll somit
politisch und gesellschaftlich ein „Schlussstrich“ gezogen werden.
„Volk“ und „Nation“ sollen von der Schuld rein gewaschen werden. Es
handelt sich also um politische Kontinuitäten, zu denen sich eine
wachsende Anzahl von Menschen nun endlich wieder freimütig bekennen
kann! Dies beruht auch auf einem neu gefundenen Nationalstolz.

Seit Jahren bildet sich in der BRD ein neuer Nationalstolz heraus. Begünstigst durch Großereignisse, wie die Fußballweltmeisterschaft und
das damit einhergehende Fahnenmeer schwarz, rot, goldener Flaggen und
ermuntert durch Werbeaktionen wie „Du bist Deutschland“ der
Bundesregierung können sich „Deutsche wieder deutsch“ fühlen. Dies
führt zu einem Klima in der Gesellschaft das alles was „anders“ ist
nicht gewollt wird.

Gesellschaftlicher Rassismus wird so nicht nur
toleriert, sondern ist politisch gewollt. Dies begünstigt die
Ausgrenzungspolitik der BRD gegenüber MigrantInnen.

Die
jährlichen Aufmärsche der Neonazis im Januar stellen einen Höhepunkt
der lokalen Naziszene dar insbesondere auch durch Unterstützung auf
bundesweiter Ebene. Die stärker werdende Rechte nutzt das Thema, um
sich mehr und mehr in Magdeburg zu verfestigen und neue MitgliederInnen
anzuwerben. Wenn wir uns die Lage vor Augen halten, zeigt es sich wie
wichtig es ist, konsequenten Antifaschismus in Magdeburg und Umgebung
weiter zu stärken. Damals wie Heute werden Menschen aus rassistischen
und antisemitischen Motiven angegriffen und ermordet. All diejenigen,
die nicht in das nationalsozialistische Weltbild passen, sind die
potentiellen Opfer der rechtsextremen Gewalttäter. Traurige Höhepunkte
neonazistischer Gewalt sind Ereignisse, wie die Morde an Torsten
Lamprecht (1992), Farid Boukhit (1994), Frank Böttcher (1997), sowie
die Himmelfahrtskrawalle 1994 in Magdeburg. In den letzten Jahren war
die Situation ähnlich brisant. Wöchentlich kommt es zu neuen Meldungen
über rassistische Angriffe, hauptsächlich innerhalb des öffentlichen
Raumes, auf alternative Jugendliche und MigrantInnen. So wurde z.B.
Rick L. am 17.August 2008, nach dem Besuch einer Magdeburger Diskothek,
von einem Nazi erschlagen. Die Naziszene in Magdeburg trat in den
letzten Jahren in verschiedenen Organisationen auf. Der aktive Kern der
Magdeburger Neonazis organisierte sich in verschiedenen Bereichen der
Szene. Die Kameradschaft „Festungsstadt Magdeburg“ löste sich einige
Jahre nach ihrer Gründung auf und reorganisierte sich in den
„Nationalen Sozialisten Magdeburg“, diese beiden Gruppen galten als
„freie Kräfte“. Nach der Auflösung der „Nationalen Sozialisten
Magdeburg“ ging ein Teil des aktiven Kerns mehr und mehr in die NPD/JN
über, und versuchten mehrere JN Stützpunkte zu etablieren. Ein paar der
neonazistischen Kader engagieren sich in verschiedenen Stadtteilen aber
auch in Gemeinden und Dörfern im Umland von Magdeburg, um die dortige
Jugend in ihrem Sinne zu politisieren. Ebenfalls versuchten sich die
Nazis in sozialen Initiativen, wie den Montagsdemos, einzubringen und
diese für ihre Interessen zu nutzen.

Für uns kann das nur
heißen den Nazis offensiv auf der Strasse entgegenzutreten und die
lokalen antifaschistischen Strukturen zu stärken. Kein Fußbreit den
Neonazis und ihrer menschenverachtenden Ideologie.

Eine andere Welt ist möglich…

Um das Aufkommen von neonazistischen Ideologien und ihren Verbrechen zu
verhindern, kann das kapitalistische System keine Lösung sein und
bieten. Nur der Aufbau einer neuen Welt, ohne Klassen und Staaten, eine
Welt des Friedens und der Freiheit ist die einzige Chance, um zu
verhindern das faschistoide Ideologien einen Nährboden finden.

Am 16.01.2009
findet auf dem Westfriedhof die städtische Gedenkfeier statt, an der
sich auch in den letzten Jahren die Neonazis beteiligten. Wir planen an
diesem Tag eine Kranzniederlegung am Mahnmal der ermordeten
AntifaschistInnen um ihnen zu gedenken und uns auch an diesem Tag aktiv
den Nazis entgegen zu stellen.

Am 17.01.2009
wollen wir eine kraftvolle und lautstarke Demo auf die Straße bringen,
um den Neonazimarsch zu stören und zu stoppen. Im Anschluss soll es
rund um den Naziaufmarsch dezentrale Aktionen geben. Also seid kreativ
und beteiligt euch an den Aktionen.

No Pasaran!

 

 

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