Pressereaktionen auf PM: „Neonazis bekommen Vorfahrt“

Die gestrige Pressemitteilung (kurz: PM) von No pasarán ist von immerhin zwei Zeitungen aufgegriffen worden, wobei die Sächsische Zeitung noch nicht recht daran glaubt, dass es gelingt den Hauptbahnhof oder überhaupt die Altstädter Seite zu erstreiten – und geht zudem davon aus, dass dies die gesamte Demonstration betrifft, laut unserer PM jedoch nur den Startpunkt. Um das nochmal allgemein klarzustellen: Der letzte Routenvorschlag des Ordnungsamtes sah einen erheblichen Anteil der Demonstration auf Altstädter Seite vor – aber eben erst am Ende der Route und nicht am Anfang, wie von uns angemeldet.



junge welt, 29. Januar 2009

Dresden: Neonazis bekommen Vorfahrt

Dresden. Am Mittwoch sind
die Verhandlungen des antifaschistischen Bündnisses »no pasaran« mit
dem Dresdener Ordnungsamt über die Route einer Demonstration am 14.
Februar erneut gescheitert. Für diesen Tag planen NPD und die »Junge
Landsmannschaft Ostdeutschland« (JLO) einen Aufzug, zu dem mehr als
1000 Neofaschisten erwartet werden. »No pasaran« hatte seine
Gegenkundgebung bereits vor einem Jahr auf dem Vorplatz des
Hauptbahnhofes angemeldet. Nach dem Willen des Ordnungsamtes sollen
dort aber die Neofaschisten losmarschieren, während das Bündnis in die
Dresdener Neustadt verbannt werden soll. Die Behörde begründe ihre
Entscheidung damit, daß es aus »sicherheitstechnischen Gründen« nicht
möglich sei, die Demonstranten am Hauptbahnhof zu trennen, informierte
»no pasaran« in einer Pressemitteilung.(jW)

Quelle: jungewelt.de/2009/01-29/044.php

 

 



Sächsische Zeitung, 29. Januar 2009

Wie Dresdner dem 13. Februar gedenken
Von Thilo Alexe

Sachsens
evangelischer Landesbischof Jochen Bohl findet klare Worte, wenn es um
das Gedenken an die Bombenangriffe vom 13. und 14. Februar 1945 auf
Dresden geht. Die Frauenkirche, vor der sich am Abend des diesjährigen
Gedenktages wieder Tausende versammeln werden, sei „ein Ort, an dem wir
ein Zeichen setzen gegen Neonazis“. Denn die Zerstörung der Kirche
stehe im Zusammenhang mit der NS-Gewaltherrschaft und dem Brand der
Synagoge 1938. „Wir wollen im Geist der Versöhnung erinnern“, sagt der
Theologe.

Gedenken an der Kirche

Unter dem Motto
„Wahrhaftig erinnern – versöhnt leben“ lädt die Stiftung Frauenkirche
am Abend des 13. Februar (19Uhr) zum Gedenken auf den Neumarkt. Bereits
1982 zündeten junge Christen an der Ruine der Kirche Kerzen zur
Erinnerung an die Zerstörung an. „Daran wollen wir anknüpfen“, sagt
Bischof Bohl. Im vergangenen Jahr hielt der frühere Kreuzkirchenpfarrer
Christoph Ziemer die Gedenkrede. In diesem Jahr spricht
Ex-Bundesminister Hans-Jochen Vogel. Der SPD-Politiker und frühere
Münchner Oberbürgermeister setzte sich bereits in den 80er-Jahren für
den Wiederaufbau der Frauenkirche ein. Auf das Gotteshaus soll eine
Kerze projiziert werden. Der Kammerchor der Frauenkirche umrahmt die
Rede Vogels. Um 22 Uhr öffnet die Unterkirche für die Nacht der Stille.

Trauer am Heidefriedhof

Am
Vormittag des 13. Februar (11Uhr) legen Vertreter von Stadt und
Freistaat Kränze auf dem Heidefriedhof nieder. „Wir planen
protokollarische Veränderungen“, sagt Oberbürgermeisterin Helma Orosz
(CDU), nennt aber keine Details. Die Rathauschefin will verhindern,
dass Rechtsextreme die Kranzniederlegung wie in den vergangenen Jahren
als öffentlichkeitswirksame Plattform missbrauchen.

Protest in der Innenstadt

Um
gegen den europaweit größten Aufmarsch von Neonazis am 14.Februar ein
Zeichen zu setzen, haben sich mehrere Initiativen formiert. Um 10.30
Uhr öffnen Frauenkirche, Kreuzkirche und Kathedrale ihre Pforten für
Friedensgebete, wie Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt ankündigt. Um
10Uhr beginnt in der Synagoge ein allen Interessierten offenstehender
Sabbat-Gottesdienst. Oberbürgermeisterin Orosz will mit den Dresdnern
still protestieren und gegen 11.15 Uhr vom Neumarkt durch die Stadt zum
Altmarkt ziehen. Dort soll um 11.45 Uhr ein in den Boden eingelassenes
Mahnmal eingeweiht werden. Der Schriftzug erinnert an 6865 Opfer der
Luftangriffe, deren Leichen auf dem Altmarkt verbrannt wurden. Parallel
dazu plant das von linken Parteien und Gewerkschaften getragene Bündnis
„Geh Denken“ ab 13 Uhr drei Märsche ins Zentrum, vom Goldenen Reiter,
dem World Trade Center und dem Neustädter Bahnhof. Um 16 Uhr steigt
eine Abschlusskundgebung samt Rockmusik auf dem Theaterplatz.
Spannungen zwischen Orosz und den Initiatoren sind offenbar
abgeklungen. Die Rathauschefin betont die Vielfalt von Gedenk- und
Protestmöglichkeiten. Dem Vernehmen nach will sie an der Synagoge sein,
wenn einer der „Geh-Denken“-Märsche vorbeizieht. Ein weiteres linkes Bündnis protestiert voraussichtlich in der Neustadt gegen Neonazis.

Symbol der Weissen Rose

Orosz
und die Theologen Bohl und Feydt tragen sie bereits – die weiße Rose.
Sie ist ein Symbol für Frieden und Gewaltfreiheit. „Realistisch müssen
wir uns auf die eine oder andere Konfrontation einstellen. Um so
wichtiger ist es, zu zeigen, auf welcher Seite wir stehen“, sagt Orosz.
Die Kunstblume aus Sebnitzer Produktion wird stadtweit verkauft. Vom
Erlös profitieren Demokratieprojekte.

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