SäZ: Überfall nach Demo: Polizei sucht Neonazis aus Schweden

Dienstag, 17. Februar 2009
(Sächsische Zeitung)

Überfall nach Demo: Polizei sucht Neonazis aus Schweden

Nach dem Überfall auf 80 Teilnehmer der Dresdner Demonstration „GehDenken“ gegen Neonazis hat die Polizei drei schwedische Rechtsextremisten bundesweit zur Fahndung ausgeschrieben.

Jena/Dresden. Die drei saßen in einem Bus, dessen Insassen am Sonnabend an einer Raststätte bei Jena die Demonstranten aus Hessen und Nordrhein-Westfalen angegriffen hatten. Drei Opfer mussten im Krankenhaus behandelt werden. Ein 43-jähriger Mann erlitt eine Schädelfraktur. Er wurde operiert und liegt nun auf der Intensivstation der Jenaer Universitätsklinik.

Thüringer Ermittler hatten den Bus mit den 41 zum Teil polizeibekannten Rechtsextremisten 15 Minuten nach dem Angriff angehalten, nach Aufnahme aller Personalien aber weiterfahren lassen. „Wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es Schwerverletzte gab“, sagte ein Sprecher der Jenaer Polizei. Ob sich die schwedischen Neonazis noch in Deutschland befinden, konnte er nicht sagen. Über eine Zusammenarbeit mit schwedischen Polizeibehörden habe es bislang keine Absprachen gegeben.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, forderte gestern ein neues NPD-Verbotsverfahren. SPD-Chef Franz Müntefering sprach von einer „neuen Warnung an uns alle“. Die Stadt Dresden wies Kritik zurück, den Aufmarsch von rund 6000 Neonazis am Wochenende genehmigt zu haben. Für ein Verbot gebe es keine juristische Grundlage, sagte ein Sprecher.

Unterdessen hat die Dresdner Polizei rund 110 Strafverfahren gegen rechts- und linksextreme Demonstranten eingeleitet. 35 Teilnehmer der Neonazi-Demo müssen sich wegen Verstößen gegen das Waffengesetz verantworten. Gegen linke Autonome ermittelt die Polizei wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Brandstiftung und Sachbeschädigung.

Dresdens Polizeichef Dieter Hanisch lobte den Großeinsatz mit rund 4300 Polizisten als Erfolg. Lediglich aus einer Demonstration von Antifaschisten heraus habe es Angriffe gegen die Polizei gegeben. Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) und Landespolizeipräsident Bernd Merbitz bedankten sich bei allen Beamten. (mit AP)

Quelle:
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2077207

Comments are closed.