Kunstaktion zum 13.2. in Dresden

ZwingerIn den Abendstunden und der Nacht vom 3. zum 4. Oktober fand in Dresden
eine Kunstaktion zum nächsten 13. Februar statt. Eine Hamburger
Künstlergruppe projezierte "Schattenbilder der Vergangenheit" auf die
bekanntesten Dresdner Sehenswürdigkeiten und unterlegte dies mit
Parolen wie "Nie wieder Faschismus". Zahlreiche TouristInnen und
DresdnerInnen zeigten Interesse.

 

 

 

Punkt 22 Uhr startete die Aktion auf dem Theaterplatz. Auf die belebten
Fenster und Eingänge der Semperoper wurde ein Beamerbild gerichtet,
über das immer wieder überlebensgroße Soldaten entlangmarschierten.
TouristInnen, die gerade in die andere Richtung den vollen Mond über
der Hofkirche filmten und fotografierten, richteten nun instinktiv nach
und nach ihre Kameras auf die bewegten Bilder. Dann wurde das
Beamerbild noch größer gezogen und auf die Kuppel unter der
Pantherquadriga gerichtet. Dort erschienen nun wild verwirbelte
Schriftzüge. Schließlich war riesengroß in allen Sprachen zu lesen:
"Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!" und auch "NS-Verherrlichung
stoppen!" und "Gegen deutsche Opfermythen!".

Der Theaterplatz
wurde zur NS-Zeit wegen seiner Größe als Aufmarschplatz genutzt und
erhielt den Namen Adolf-Hitler-Platz. Auch damals schon stand hier das
monströse Reiterstandbild des sächsischen Königs Johann. Es verlockte
die Künstlergruppe offensichtlich, ihre Pläne zu ändern und den
mächtigen Sockel ebenfalls mit den aufmarschierenden Soldatenschatten
zu bebildern. Und immer wieder dazwischen "Nie wieder Faschismus!".
Dann wird zusammengepackt und die Gruppe begibt sich auf den Neumarkt.
Dort sind wie an einem sonnigen Tag Menschenmengen versammelt –
allerdings verteilt in den unzähligen Cafés und Restaurants. Wieder
beginnt die Projektion, eine Gruppe singender Kneipengänger streunt
vorbei und läßt sich gleichmal vor den Bildern im Gruppenbild
fotografieren.

Als die riesigen Schriftzüge auf der
Frauenkirche erscheinen, motzt eine Dresdner Bürgerin herum: "Das kann
doch nicht sein, das ist doch ein geschichtsträchtiges Bauwerk! Da kann
man doch keine plakativen Aussagen draufbringen!"
Die Bürgerin hat von der Geschichtsträchtigkeit offenbar nicht viel
Ahnung, steht doch gerade die Frauenkirche für den Spruch "Nie wieder
Krieg". Die Ruine galt zu DDR-Zeiten als Mahnmal gegen den Krieg und in
den 80igern begannen Oppositionelle und Friedensgruppen am 13.2. Kerzen
an der Frauenkirche abzustellen, ursprünglich um gegen die
Militarisierung der DDR und die erstarrten Gedenktraditionen zu
protestieren. Gerade deswegen ist es ja so wichtig, diesen Spruch
wieder in den Zusammenhang mit der Kurzformel des Schwurs von
Buchenwald zu bringen, in dem das "Nie wieder Faschismus" betont wird.
Denn gerade die Dresdner BürgerInnen halten recht gerne nur "Nie wieder
Krieg" für die Konsequenz aus dem 13.2. "Nie wieder Faschismus" dagegen
führt auf die Ursache dieses Krieges, ist also als Projektion an der
Frauenkirche genau der richtige "platte Spruch", zumal dahinter der
durchaus nicht platte "Schwur von Buchenwald" steht, in dem sich
KZ-Überlebende gegen Militarismus und Faschismus aussprechen.

Das
Oberlandesgericht am Fürstenzug diente in der nächsten Station als
Projektionsfläche für eine "Straftat", indem nämlich einige riesige
Figuren schemenhaft "Hitlergrüße" zeigten, dabei natürlich durchbrochen
von "Nie wieder Faschismus". Selbst Personen, die das Gebäude für eine
Zigarette verließen, bemerkten offenbar nichts Ungewöhnliches – was ein
Symbol sein könnte, für das teilweise Nichtstun der DresdnerInnen gegen
Naziaufmärsche… Weiter ging es auf dem Terassenufer, von dem aus die
Brühlsche Terasse bestrahlt wurde. Von der Dampferanlegestelle aus, gab
es wieder ZuschauerInnen. Eine alte Frau wurde danach befragt wie es
ihr gefallen hat – "Ja, ja, gut war es, schön, ja" so die Antwort. Als
letztes wurde dann der Zwinger "besucht". Dann fuhr die Künstlergruppe
in die Neustadt, um dort weitere Projektionsexperimente zu machen.

Vielen
Dank an die zahlreich erschienenen UnterstützerInnen, die mit
unauffälliger Präsenz für die Sicherheit der Aktion gesorgt haben.

 

Kunstaktion an der Frauenkirche

 

 

 

 

 

 

 

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