Immer wieder Dresden…

Ein weiterer Artikel aus Der Rechte Rand, der diesmal exklusiv zur Verfügung steht. Dabei handelt es sich um ein Interview der Redaktion mit einer Sprecherin des bundesweiten Bündnisses "No pasarán".

Immer wieder Dresden…

Interview mit dem Bündnis »No Pasarán!«

Im Vorfeld des Naziaufmarschs am 13. Februar 2010 in Dresden sprach Mark Grey für DERRECHTERAND (DRR) mit Lena Roth vom Bündnis »No Pasarán!« (NP) über die geplante Gegenmobilisierung.

DRR: Bedeutet der 65. Jahrestag besondere Verantwortung für Euch, oder warum legt ihr Euch so ins Zeug? Die Nazis mobilisieren ja nun nicht erst seit gestern.

NP: Der Naziaufmarsch in Dresden ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gewachsen und hat mittlerweile eine neue Bedeutung erlangt. Im letzten Jahr waren schließlich 7.000 Nazis dabei, damit ist Dresden der größte Aufmarsch in Europa. Außerdem fällt in diesem Jahr der 13. Februar auf einen Sonnabend, also werden die »Hartgesottenen« aus dem Kameradschaftsspektrum in den Großaufmarsch einfließen. Im letzten Jahr hat es zwei antifaschistische Demonstrationen gegen die Nazis gegeben, beide jedoch fernab des Geschehens. Das soll in diesem Jahr anders werden, denn wir wollen den Nazis mit einer spektrenübergreifenden Blockadeaktion den Tag vermiesen.

DRR: Warum hat der Aufmarsch in Dresden so eine große Bedeutung im Kalender der Nazis?

NP: Politisch besitzt ein regelmäßiger Aufmarsch eine wichtige Dimension, denn an diesem Tag kommt die extreme Rechte, von Teilen der Vertriebenen und Burschenschaften über Freie Kameradschaften bis zur NPD nach Dresden, um ihr Zusammenhalt propagierendes Geschichtsbild zu zelebrieren: Deutschland wird darin zum eigentlichen Opfer des Krieges und der vermeintlichen alliierten Willkür durch Bombenkrieg, Vertreibung und Besatzung umgedeutet. Und dass Dresden der Ort ist, an dem sich dieses Spektakel abspielt, ist natürlich kein Zufall: Die Nazis knüpfen damit an einen weit verbreiteten Mythos an, wonach die Bombardierung Dresdens ein sinnloser Terrorakt der Alliierten gewesen sei. Damit versuchen die Nazis, eine Anschlussfähigkeit an einen geschichtspolitischen Diskurs herzustellen, in dem Deutsche auch als Opfer des Zweiten Weltkriegs erscheinen können.

DRR: Blockaden sind ja gerade ganz angesagt und auch erfolgreich, aber ist das nicht eher im Westen so, wo es eine starke Zivilgesellschaft gibt wie in Köln?

NP: Die Blockadeaktionen in Jena und Leipzig haben gezeigt, dass erfolgreiche und entschlossene Blockaden kein Westprivileg sind. Auch in Dresden hat es schon mehrfach kleinere, aber erfolgreiche Blockaden von Nazi aufmärschen gegeben. Um an die Erfolge in anderen Städten anzuknüpfen, hat sich nun auch in Dresden im Anschluss an die Aktionskonferenz von »No Pasarán« im November ein großes Blockadebündnis gegründet. Darin haben sich über 50 VertreterInnen sozialer Träger, lokaler Initiativen, von Parteien und aus der Gewerkschaftsjugend auf ein Blockadekonzept geeinigt. Soviel Power und Unterstützung sind hier wichtig, denn anders als z. B. in Jena, wo sich auch der OB an Sitzblockaden beteiligt hat, müssen wir uns in Dresden auch gegen eine extrem konservative Stadtverwaltung und Presselandschaft behaupten.

DRR: Letztes Jahr 7.000 Nazis, da müssen die Blockaden aber halten.

NP: Der Schlüssel zum politischen Erfolg wird in der Anzahl und Entschlossenheit der Blockierenden liegen. Denn durch die besondere Bedeutung des Aufmarsches für die Nazis ergibt sich auch eine besondere Verantwortung für alle linken und demokratischen Kräfte in diesem Land. Es wird uns erst dann gelingen, die Nazis zu stoppen, wenn der Aufmarsch nicht als Problem  der DresdenerInnen oder der »Antifa« gesehen wird, sondern es sich ganz deutlich zeigt, dass er uns alle angeht: Friedensinitiativen, Umweltgruppen, Kirchenkreise, Soziale Bewegungen, Parteigliederungen, linke Gruppen und Gewerkschaften. Wenn sich ein derart breites Spektrum an den Blockaden beteiligt, steigt auch der politische Preis einer Räumung der Blockaden massiv – und darauf arbeiten wir hin!

DRR: Dann könnte zum Abschluss noch die Frage kommen wie man »No Pasaran« jetzt helfen kann.

NP: Naja, am 13. Februar nach Dresden kommen und sich aktiv beteiligen, das wäre super! Und im Vorfeld lokale Mobilisierungsveranstaltungen für die Aktion und Busfahrgelegenheiten organisieren, denn im letzten Jahr hat es leider an Transportmöglichkeiten nach Dresden gehapert. Auch gegen Geldspenden in kleinen Scheinen an unsere Kampagne haben wir keine Einwände. Sehr wichtig ist auch die Unterstützung des Blockadeaufrufes (dresden-nazifrei. de), um die Legitimität der Blockaden zu erhöhen.

DRR: Danke für das Gespräch und viel Erfolg.

Mehr Informationen und Kontakt: www.no-pasaran.mobi

Das Interview erscheint in der März-April Ausgabe 2010 des DER RECHTE RAND
www.der-rechte-rand.de

 

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