netzzeitung: Nach dem Jahrestag der Bombardierung: Die Dresdener Schande für Deutschland

Zu den Aussagen des Polizeipräsidenten Dieter Hanitsch ist anzumerken, dass es, nachdem die Polizei die genehmigte Route der No pasarán-Demo zum Theaterplatz kurzerhand in der Schloßstraße absperrte, selbstverständlich zu Versuchen kam, diese illegale Polizeiblockade zu durchbrechen. Als sich in der Folge die Polizei stundenlang nur noch mit dem Drangsalieren von AntifaschistInnen, mit dem Ziel, sie aus der Innenstadt zu treiben, beschäftigte, hat es auf dem Weg in die Neustadt gewalttätige Akte gegen leerstehende Fahrzeuge der Polizei gegeben. Auch bürgerliche DemonstrantInnen wurden gehindert, auf den Theaterplatz zu gelangen. Wenn die Trennungsstrategie der Polizei vorsah, die Innenstadt für die Nazis zu reservieren, ist diese tatsächlich aufgegangen.

Nach dem Jahrestag der Bombardierung:
Die Dresdener Schande für Deutschland

netzzeitung.de, 15. Feb 2009 09:58

Aufräumarbeiten in Dresden

Aufräumarbeiten in Dresden
Foto: dpa

Um die 6000 Neonazis kamen am Wochenende nach Dresden, die Stadt erlebte den größten Polizeieinsatz in der jüngeren Vergangenheit. 86 Personen landeten in Polizeigewahrsam, die Polizei ist mit dem Großeinsatz zufrieden.

Am Rande der Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens hat die Polizei drei Personen festgenommen. 86 Personen wurden in Gewahrsam genommen, wie die Polizei am Samstagabend mitteilte.

Die meisten davon hätten gegen das Versammlungsgesetz verstoßen, weil sie vermummt gewesen seien oder Passivbewaffnung bei sich getragen hätten. Ermittelt wird zudem unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, versuchter Brandstiftung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Es kam zu Angriffen auf Polizeibeamte, bei denen 30 Polizisten leicht verletzt wurden.

In einem ersten Fazit zeigte sich Polizeipräsident Dieter Hanitsch zufrieden mit dem Einsatzverlauf. «Unsere Taktik ist aufgegangen. Durch die strikte Trennung der Aufzüge konnten wir gegenseitige Provokationen und Auseinandersetzungen verhindern», sagte er. «Allerdings konnten sich mehrere hundert Teilnehmer einer linken Demo nicht mit dieser strikten Trennung abfinden und ließen in der Folge ihre Aggressionen an den eingesetzten Polizisten aus.»

Der Polizeieinsatz am Samstag war der größte der Dresdner Polizei in der jüngeren Vergangenheit. Insgesamt rund 4.300 Polizisten wurden aufgeboten. Sie kamen von der Bundespolizei, aus mehreren anderen Bundesländern und von allen sächsischen Polizeidienststellen.

10.000 gegen Rechts, 6000 dafür

An der Demonstration der Initiative «Geh denken» nahmen laut Polizei rund 6.500 Menschen teil. Zu dem Aufzug des Bündnisses «No Pasaran» sammelten sich den Angaben zufolge etwa 3.500 Personen. Nach Einschätzung der Polizei befanden sich darunter 1.500 gewaltbereite Teilnehmer. Ein Drittel davon sei massiv gewalttätig geworden. Beide Demonstrationen wandten sich mit Sternmärschen und Kundgebungen gegen Rechtsextremismus.

Ein überparteiliches Bündnis hatte die Dresdner aufgerufen, unter dem Motto «Geh Denken» ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Auch bundespolitische Prominenz wie der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering, Grünen-Chefin Claudia Roth und der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Gregor Gysi, reihten sich ein. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte zum Auftakt: «Es ist gut, dass hier so viele Menschen stehen und Flagge zeigen. Wir müssen die Antidemokraten heute und an jedem anderen Tag in die Schranken weisen.»

Beim Aufzug der «Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland», zu dem Neonazis aus dem In- und Ausland anreisten, zählten die Beamte 6.000 Personen. Der Jahrestag der Bombardierung Dresdens durch Briten und Amerikaner am 13. und 14. Februar 1945 wird regelmäßig von Rechtsextremisten instrumentalisiert.

Inschrift auf dem Altmarkt

Seit Samstag erinnert eine Inschrift auf dem Altmarkt an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg. Die Inschrift gibt Auskunft darüber, was geschah: «Hier wurden die Leichname tausender Opfer der Luftangriffe des 13. und 14. Februar 1945 verbrannt. Damals kehrte der Schrecken des Krieges, von Deutschland aus in alle Welt getragen, auch in unsere Stadt zurück.» Bei der Bombardierung Dresdens kamen etwa 25.000 Menschen ums Leben. (dpa/AP/nz)

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