Gegen den Naziaufmarsch am 5. März in Chemnitz

+++ letzte Infos: Donnerstag, 4.3.2010, 20 Uhr, AZ Conni +++

+++ von der Seite chemnitz-nazifrei.de gibt es jetzt eine Übersichtskarte +++
+++ Infotelefon: 01578 19 19 159 – Ermittlungsausschuss: 0163 26 92 322 +++
+++ aktuelle Karte mit allen Routen von der AAK Chemnitz (Stand 4. März) +++

+++ die Nazis werden sich ab 17 Uhr am Hauptbahnhof sammeln und wollen um 18 Uhr ihren Aufmarsch
beginnen (Stand 1. März) +++

Nicht nur zum alljährlichen Großaufmarsch in Dresden, auch in anderen Orten Deutschlands huldigt die rechtextreme Szene nunmehr seit Jahren einer verdrehten Geschichtsbetrachtung zum Zweiten Weltkrieg. Sie reduziert die kriegerischen Auseinandersetzungen gewöhnlich auf die Bombardements der Alliierten und geriert sich dabei als Anwalt der Bombentoten. Dahinter steckt die Absicht, die Kriegsschuld des NS-Regimes zu relativieren oder oft gleich ganz in Frage zu stellen.

Auch die industriell geprägte sächsische Großstadt Chemnitz wurde im Zuge der militärischen Zerschlagung Nazideutschlands Ziel alliierter Bombardierungen. Der größte Angriff fand in der Nacht vom 5. zum 6. März 1945 mit ca. 2100 Bombentoten statt. Ebenso wie in Dresden ist der Gedenkdiskurs in Chemnitz vor allem durch die Schlagworte „Frieden“ und „Versöhnung“ geprägt, während die Ursachen, die breite Unterstützung des Nationalsozialismus durch die deutsche Bevölkerung, oft in den Hintergrund treten.

Natürlich versuchen auch hier die Nazis auf den Zug aufzuspringen bzw. das einzig wahre Gedenken an die Opfer der Bombardierung für sich zu reklamieren. Schon vor 2009 führte bereits der Chemnitzer Rechtspopulist Martin Kohlmann mehrere Jahre zusammen mit 15-20 Anhängern kleinere Veranstaltungen durch, die allerdings wenig Beachtung fanden. Im Jahr 2009 arbeitete Kohlmann offen mit NPD und Nazis des sogenannten Freien Netz Chemnitz zusammen und meldete eine Demonstration an, die vor dem soziokulturellen Projekt Reitbahnstraße 84 endete. An dieser nahmen etwa 300 Nazis teil. Die Abschlußkundgebung konnte zumindest akustisch erfolgreich gestört werden, überschattet wurde das Ganze aber von einem unverhältnismäßigem, gegen AntifaschistInnen gerichteten Polizeieinsatz. Bei der Räumung einer Straßenseite – für die Nazis – wurden mehrere Personen verletzt, unter anderem eine brutal zu Boden geprügelt. Auch lange nachdem die Nazis wieder abgezogen waren, wurden die Personen vor der Reitbahnstraße 84 Ziel von zum Teil gewaltätigen polizeilichen Repressalien.

In diesem Jahr hat die NPD angekündigt, einen Aufmarsch durchzuführen. Nach dem misslungenen Großaufmarsch am 13. Februar in Dresden, ist mit einem mindestens ebenso großem Aufmarsch wie im letzten Jahr in Chemnitz zu rechnen. Martin Kohlmann will an anderer Stelle ebenfalls aktiv werden.

Wir rufen dazu auf, sich am 5.3. an den Protesten in Chemnitz zu beteiligen und den Nazis auch diesen Aufmarsch zu nehmen.

Kein Ort für die Verdrehung der Geschichte!

Aus Dresden wird es dieses Jahr einen Bus zu den Gegenaktivitäten in Chemnitz geben. Wer mitfahren will, kann sich mit uns per mail in Verbindung setzen.

+++ aktuelle Infos +++

Der Naziaufmarsch sollte dieses Jahr am Hauptbahnhof beginnen, wurde aber bisher verboten. Vor den Gerichten wird das Verbot vermutlich nicht halten. Am Hauptbahnhof hat dieses Jahr jedoch bereits die Antifaschistische Aktion Karl-Marx-Stadt eine Demonstration gegen jedes Gedenken angemeldet. Der Naziaufmarsch wird also eher an anderer Stelle beginnen. Weitere Aktionen und Anmeldungen gibt es vom soziokulturellen Zentrum Reitbahnstraße 84, dem Friedenstag Chemnitz, dem Chemnitzer Bündnis für "Frieden und Toleranz – Kein Platz für Nazis", dem DGB und der Roten Hochschulgruppe.

+++ update 26.02. +++

Das Verwaltungsgericht hat entschieden, dass der Naziaufmarsch stattfinden darf. Die Stadt könnte jetzt noch vor das Oberverwaltungsgericht ziehen, welches aber vermutlich prinzipiell diese Entscheidung bestätigen wird.

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