Die junge welt zum aktuellen Stand der Proteste gegen die an zwei Naziaufmärsche im Februar 2011 in Dresden.
junge welt, 22.12.2010
Massenblockade soll wiederholt werden
Antifaschisten wollen erneut größten bundesdeutschen Naziaufmarsch in Dresden blockieren
Von Markus Bernhardt
Der sächsischen Landeshauptstadt Dresden drohen im Februar des kommenden Jahres gleich zwei Aufmärsche neofaschistischer Gruppen. Wie bereits in den Vorjahren wollen die Neonazis die Bombardierung der Stadt durch die Alliierten während des Zweiten Weltkrieges für ihre Propaganda über einen »Bombenholocaust« mißbrauchen. Offenbar in Sorge, daß ihr sogenannter Trauermarsch wieder von Antifaschisten blockiert werden könnte, haben die Rechtsextremen für 2011 allerdings ihre Strategie geändert. Sie wollen sowohl am 13. als auch am 19. Februar in der Elbmetropole aufmarschieren. Während am Abend des 13. Februar eine neofaschistische „Gedenkveranstaltung mit Trauermarsch“ in Dresden durchgeführt werden soll, seien für den darauffolgenden Samstag im Dresdner Innenstadtbereich verschiedene Veranstaltungen angemeldet, heißt es auf rechten Internetseiten. Offenbar wollen die Rechtsextremen damit Verwirrung stiften und die antifaschistische Gegenmobilisierung erschweren. Das antifaschistische Bündnis »Dresden stellt sich quer!« läßt sich dadurch aber keineswegs aus der Ruhe bringen.
Das bundesweite Aktionsbündnis, das unter anderem von mehreren Gewerkschaftsgliederungen, antifaschistischen Gruppen, der Linkspartei und der DKP unterstützt wird, hatte bereits im Februar dieses Jahres die Massenblockaden des größten in der Bundesrepublik stattfindenden Naziaufmarsches organisiert und den Neofaschisten damit eine deutliche Niederlage bereitet. Für die Wiederholung des antifaschistischen Erfolges im nächsten Jahr, haben sich bereits jetzt hunderte Unterstützer gefunden, darunter auch Prominente. So haben zum Beispiel Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske und der Musiker Bela B. angekündigt, sich an einer neuerlichen antifaschistischen Massenblockade zu beteiligen. „Es bleibt ein unerträglicher Zustand, daß wieder Nazis durch Dresden marschieren wollen. Wenn die Politik sie nicht stoppt, stoppen wir sie mit unseren Mitteln“, so der Musiker und Schlagzeuger der Band Die Ärzte.
Auch Professor Heinrich Fink, Bundesvorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), rief am Dienstag dazu auf, sich den Neofaschisten in Dresden in den Weg zu stellen. Er sei höchst erfreut, daß bereits jetzt Hunderte alte und junge Nazigegner angekündigt hätten, gegen den Aufmarsch der braunen Geschichtsverfälscher auf die Straße zu gehen, erklärte Fink im Gespräch mit junge Welt.