Stanley Nähse vorerst weg vom Fenster – U-Haft für Nazibrandstifter

Nazi-Einpeitscher Stanley Nähse aus Dresden

Jahrelang hat ihm sein Aktivismus nicht geschadet, jahrelang ging er mehrfach wöchentlich seine Schmierfinkenrunden durch die Viertel der Stadt, mit wechselndem Anhang. Beim Fußballhoolen wie beim Nazitreff war er gern gesehen. Immer kam er davon, hieß es erst, er wäre zu klein und unbedeutend mauserte er sich schließlich zum gefährlichen Gegner, unterwegs in Cliquen mit hohem Gewaltpotential wie dem „Assipöbel“. Bei Prozessen von Kameraden trat er als Unterstützer auf und gab sich checkermäßig mit Nazikadern wie Ronny Thomas ab. Als im August 2010 Brandanschläge auf alternative Wohnhäuser verübt wurden, war sofort klar, dass Stanley Nähse prädestiniert dafür war, verdächtig zu sein, einen Nachahmer-Brandanschlag auf das antirassistische Projekt in der Robert-Matzke-Straße verübt zu haben. (siehe auch Redebeitrag des AK Antifa) In der Nähe wohnend,  war dieses Projekt eins seiner Lieblingsangriffsziele. Dutzende Male kam er dort vorbei: Randalierend mit dem „Assipöbel“, sprühend mit Stefan Lange, allein und mit anderen beim Aufkleber-Kleben, H8C-Schmieren, Mülltonnen-Umkippen. Und immer wieder schmierte er Namen seiner Gegner mit dem Zusatz „Töten“. Er war längst innerhalb der Naziszene zu einem selbst hochaktiven Einpeitscher geworden.

wichtiges Utensil beim Crossen und Übercrossen von Nähsehinterlassenschaften

Das hat nun offenbar auch die Polizei bemerkt und zieht ihn daher kurz vor dem 13. Februar erstmal aus dem Verkehr. Immerhin sind um den 13. Februar die Angriffe auf linke Projekte an der Tagesordnung. Gerade die Robert-Matzke-Straße und andere Projekte können sich regelrecht sicher sein, vor diesem Termin angegriffen zu werden, bzw. wenn es extrem schlecht für die Nazis läuft auch danach. Vielleicht hat man aber auch fünf Monate lang gründlich daran gearbeitet, ihm den Brandanschlag nachweisen zu können, damit er auch wirklich nicht nur kurz abgeht. Zu einer Bewährungsstrafe wurde er bereits Anfang des Jahres verurteilt, nachdem er häufig laufengelassen wurde, auch wenn er beim Sprühen erwischt wurde.


Indymedia, 24. Januar 2011

Das war es dann wohl Stanley

Nicht einmal zwei Wochen nachdem Stanley Nähse in einem Prozess nach Jugendstrafrecht für seine Taten aus 2005 bis 2008 zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt wurde scheint die selbige auch schon abgelaufen. In seiner Wohnung auf der Hauptmannstraße in Dresden-Kaditz wurde er am Morgen des 24. Januar 2011 wegen des Verdachts des versuchten zehnfachen Mordes und gefährlicher Brandstiftung verhaftet.

Wenn sich die Tatvorwürfe nachweisen lassen, dann dürfte Stanley Nähse die besten Jahre seines Lebens in einer Justizvollzugsanstalt verbringen. Das es soweit gekommen ist dürfte niemanden überraschen. Bereits im Herbst 2005 war er in der rechten Hooligangruppe mit der Selbstbezeichnung „Assi Pöbel Dynamo“ aktiv. Die Gruppe war für dutzende Straftaten, darunter schwerer Landesfriedensbruch, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen verantwortlich. Laut einer Zeugenaussage vor dem Dresdner Amtsgericht soll Nähse im Alter von 15 Jahren bereits als einer der Rädelsführer der Gruppe agiert haben und gefordert haben die Bewohner_innen eines alternativen Hausprojektes in Dresden-Pieschen anzuzünden. In den letzten Jahren war er dann als rechter Graffiti-Künstler unterwegs und verzierte seine Umgebung mit dem Schriftzug „Hatecore“ oder „H8C“ sowie Keltenkreuzen und anderen Nazi-Symbolen. Immer wieder, so berichten Zeugen, soll er auch auf Angriffe gegen das alternative Wohn-und Kulturprojekt RM 16 in Dresden beteiligt gewesen sein, dass er in all den Jahren scheinbar nie aus den Augen verlieren wollte. Im Januar 2008 griff er Polizisten an, nachdem sie ihn auf dem Bahnhof Neustadt darauf hingewiesen hatten, dass das Urinieren auf den Bahnsteig verboten sei. Seit Ende 2009 versuchte er die Autonomen Nationalisten Dresden – AN 44 – zu organisieren. Die Gruppe druckte sich zahlreiche Aufkleber und unternahm den Versuch eine Internetseite zu gestalten. Einer der Aufkleber trug den Schriftzug „Robert-Matzke-Straße angreifen“ und zeigte die Hausfassade des Wohn-und Kulturprojektes. Wenige Monate später, im August 2010 flog dann ein Molotov-Cocktail in ein Zimmer, in welchem zu diesem Zeitpunkt ein junger Mann schlief. Es ist nur dem Zufall zu verdanken dass dabei keine Menschen zu Schaden kamen, da der Brandsatz nicht richtig zündete. Dem Anschlag war ein ähnlicher Brandanschlag auf ein Hausprojekt in einem anderen Stadtteil voraus gegangen. Wenige Tage später brannte es auf dem jüdischen Friedhof in Dresden.

In der ersten Januarwoche 2011 wurde Stanley Nähse zu zwei Jahren Bewährung wegen schweren Landesfriedenbruchs verurteilt. Die Strafe die ihn jetzt erwartet dürfte ungleich höher sein. Seine Neonazi-Karriere kann er zukünftig hinter Gittern fortsetzen.

Ein Beitrag von Michael Bergmann


Sächsische Zeitung, 25. Januar 2011

21-Jähriger wegen versuchten Mordes verhaftet

Ein 21-jähriger Rechtsextremist soll für den Brandanschlag auf ein linkes Wohnprojekt in der Robert-Matzke-Straße im August 2010 verantwortlich sein. Stanley N. wurde gestern Morgen in seiner Wohnung in Kaditz festgenommen. Eine Ermittlungsrichterin setzte den Haftbefehl in Vollzug. Der Heranwachsende sitzt wegen versuchten Mordes in zehn Fällen und versuchter schwerer Brandstiftung in U-Haft.

Stanley N. ist laut Polizei vorbestraft, auch wegen Landfriedensbruchs. Zu den Vorwürfen habe er sich nicht geäußert. Am 24. August soll er einen Molotow-Cocktail in das Haus, in dem sieben Erwachsene und drei Kinder schliefen, geworfen haben. Der Brandsatz flog im zweiten Stock in das Zimmer eines Mannes, der eine Ausbreitung des Brandes verhindern konnte.

Die Polizei, darunter die Sonderkommission Rechtsextremismus („Soko Rex“) des Landeskriminalamtes war gestern mit einem Großaufgebot ausgerückt. Vier Wohnungen wurden durchsucht. Die Soko Rex ermittelt bereits seit August. Geprüft wird, ob der Verdächtige an einem ähnlichen Brandanschlag in Löbtau beteiligt war. (lex)


Dresdner Neueste Nachrichten, 25. Januar 2011

21-Jähriger wegen Brandanschlags auf Pieschener Wohnprojekt festgenommen

Dresden. Fünf Monate nach einem Brandanschlag auf ein Wohnhaus in Dresden ist am Montag ein 21-Jähriger festgenommen worden. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer Brandstiftung erlassen, teilten Landeskriminalamt Sachsen und Staatsanwaltschaft Dresden mit. Die Ermittler gehen von einem politischen Hintergrund für die Tat aus. Der Mann sei wegen Landfriedensbruchs vorbestraft. „Wir rechnen ihn der rechten Szene zu“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Lorenz Haase. Der 21-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. Der Mann soll am 24. August 2010 einen Molotow-Cocktail in das Haus im Stadtteil Pieschen geworfen haben. In dem Gebäude eines „linken antirassistischen Wohnprojekts“ befanden sich nach Angaben der Behörden sieben Erwachsene und drei Kinder. Die Bewohner blieben unverletzt, da die Flammen schnell gelöscht werden konnten. Das Haus war zuvor immer wieder Ziel von Neonazi-Angriffen.

Der Tatverdächtige soll noch am Montag dem Haftrichter vorgeführt werden, heißt es in der Mitteilung weiter.

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