NPD empört: Thierse im Schmuddellook auf Blockade gesichtet!

Erst im neuen Jahr (2011) war den Rechtskonservativen von der Jungen Freiheit anscheinend aufgefallen, dass Bundestagsvize Wolfgang Thierse zu den Unterstützern des Aufrufs von Dresden-Nazifrei zählt. So lautete eine ihrer Headlines am 3.1.2011: „Thierse ruft zur Blockade des „Trauermarschs“ in Dresden auf“. So hatte dies offenbar dann auch die sächsische NPD erfahren und fasste den Inhalt des Artikels gleich in einer eigenen Pressemitteilung zusammen, die am 5.1. erschien: „Bundestagsvizepräsident paktiert mit linksextremen Gewalttätern“. Hierin recycelt die NPD ganze Sätze der Jungen Freiheit, insbesondere den Satz mit der Bemerkung, dass „der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland“ zu den Unterstützern der Blockierer zählt.

Doch die NPD, selbst ihre bürgernähere Fraktion in Sachsen hat natürlich noch mehr sprachlichen Rabbatz zu bieten als die ‚zahme‘ Junge Freiheit. So kommt es zu unfreiwilligen Komiken in den Ergüssen aus der der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, die auch den antifaschistischen Lesern nicht vorenthalten werden sollen.

So verkündet uns der NPD-Abgeordneter Arne Schimmer: „Wolfgang Thierse ist unbelehrbarer Überzeugungstäter“ und wirft die Frage auf, was daran für einen Nazi so ungewöhnlich ist – das kennt er ja nun wirklich von seinen eigenen Kameraden. Doch gemeint ist nicht, dass Thierse einer rund 80 Jahre alten menschenverachtenden Ideologie anhängt und sie gewaltsam auf der Straße umsetzt. Nein, er ist unbelehrbar „peinlich“, weil er, wie Arne Schimmer weiter ausführt „im Schmuddel-Look von Polizeikräften bei einer Sitzblockade gegen eine nationale 1.-Mai-Demo von der Straße getragen wurde“. Ein Vorgang, den Arne Schimmer als zu den „Instrumentarien des Rechtsstaates“ gehörend überhöht. Wahrlich ein drastisches Instrumentarium: Weggetragen werden wie ein Anti-Castor-Öko.

linker Terror

linker Terror

Oder meint die NPD gar noch drastischere Instrumentarien? So verlangt Schimmer von der Polizei „klare Kante“ zu zeigen und „mögliche Blockadeversuche schon im Keime [zu] ersticken“. Klare Kante! Was das wohl heißt? Es wird sicherheitshalber erklärt, damit die Polizei dann auch etwas damit anfangen kann. „Klare Kante“ heißt bei Schimmer „unter Einsatz aller geeigneten Mittel“. Was darf’s denn sein liebe Nazis: Gasgranate, Gummigeschoss, Eiswerfer oder der gute alte Knüppeleinsatz? Oder vielleicht ein Einsatz der Bundeswehr im Inneren?

Es geht schließlich nicht um irgendwas sondern um ein hohes Ziel: „das Recht jener geschichtsbewußten jungen Menschen, die am 13. Februar an das Menschheitsverbrechen der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg erinnern wollen“. So ist das also, der heutige Nazi ist bescheiden, und möchte an etwas „erinnern“, was sonst ohne Frage völlig in Vergessenheit geraten würde. Nebenbei bemerkt, sollten die geschichtsbewußten jungen Menschen doch besser noch mal in einem Geschichtsbuch nachschlagen, welches tatsächlich das Menschheitsverbrechen der Neuzeit war.

Doch die fiesen Mächte arbeiten gegen die guten jungen Nazimenschen an. Eine „Negativauslese des bundesrepublikanischen Gesellschafts- und Politestablishments“ hat sich formiert. Frei interpretiert wäre „Negativ“ also gleich „Links“ und um es diesen Linken noch so richtig zu geben, wird auf den von Rechts gern zitierten Artikel von Ulrike Meinhof aus dem Jahre 1965 verwiesen, in dem Meinhof, neben vielen mittlerweile nicht nur in der Linken überholten Theorien und Fakten, Dresden als Kriegsverbrechen bezeichnet. 1965, ein schwer alter Hut! Immerhin hat Meinhof mit ihrer RAF-Mitgliedschaft Erfahrung mit dem „Einsatz aller Mittel“. Und die hätte sie womöglich auch gegen die heutigen Nazis angewandt.