Nachdem seit gestern Abend (17.2.) eine Neonaziroute für den 19. Februar 2011 im Südwesten von Dresden kursiert (Stadtteile Cotta, Friedrichstadt, nördlicher Rand von Löbtau), gibt es nun eine erste Veröffentlichung dieser: In der Bildzeitung. Da sich die Route jedoch in etwa mit anderen Informationen deckt, sei der Plan für’s Erste auch hier präsentiert.
Auch die Sächsische Zeitung hat Wind von den Nazis in Cotta bekommen und ein Foto von unzähligen Absperrgittern abgedruckt, welche auf dem Schulhof des Gymnasiums in Cotta („Rübezahlschule“) an der Haltestelle „Altcotta“ von der Polizei eingelagert wurden. Folgende Straßen haben Halteverbotsschilder: Leutewitzer, Grillparzer, Tonbergstraße, Mörikestraße, ein Teil der Hebbelstraße und Altcotta (über Twitter kursieren bereits noch mehr Straßen, die das betrifft). Freundlicherweise hat die Sächsische Zeitung außerdem die Aufgabe übernommen, Anwohner und Geschäfte von Betreibern mit migrantischem Hintergrund zu informieren.
Sächsische Zeitung, 18. Februar 2011
Cotta bereitet sich auf die Neonazis vor
Von Robert Berlin
Viele Einwohner in Cotta sind verunsichert. Offenbar sollen sich hier morgen die Neonazis zur Kundgebung treffen. Von der Stadt haben sie nichts erfahren.
Foto: Auf dem Schulhof des Gymnasiums im Dresdner Stadtteil Cotta hat die Polizei Hunderte Absperrgitter abgeladen. Im Umkreis wurden außerdem großflächig Halteverbote ausgeschildert. Vieles spricht dafür, dass sich morgen hier die Neonazis zu ihrer Kundgebung treffen werden.
Die Hände von Mario Müller sind voller Schmutz. Den ganzen Tag schon schiebt der Gebrauchtwagenhändler seine 30 Autos hin und her. Die besseren Fahrzeuge kommen in den hinteren Bereich des Autohofs, die eher günstigen weiter nach vorne. Mario Müller will vorsorgen. Für das, was am Sonnabend vermutlich direkt vor seinem Arbeitsplatz im Dresdner Stadtteil Cotta passiert.
„Jemand hat mir gesagt, dass sich die Rechten hier treffen könnten“, sagt der 35-Jährige. Und er glaubt seinem Tippgeber. Auf dem dreieckigen Platz, begrenzt von der Tonbergstraße und Altcotta, könnten sich viele Menschen versammeln. 4000 bis 6000 Neonazis werden am Sonnabend in Dresden erwartet. Sie dürfen zwar nicht marschieren, aber eine Kundgebung an einem festen Platz abhalten. Dagegen haben die Rechten geklagt. Bis morgen könnte sich also noch vieles ändern. In jedem Fall will die Stadt die Demonstration vom Zentrum fernhalten.
Zum Beispiel in Cotta. Seit gestern Mittag stehen auf dem ganzen Platz und im Umkreis Halteverbotsschilder. Von heute Abend 20 Uhr bis Sonnabend 20 Uhr dürfen hier keine Autos stehen. Nicht in der Leutewitzer und der Grillparzer Straße. Auch nicht in der Tonbergstraße, der Mörikestraße, einem Teil der Hebbelstraße und in Altcotta. „Erst dachten wir an einen Bombenfund“, sagt ein älterer Mann, der gerade im Studienkreis Nachhilfeunterricht gegeben hat. „Aber es wird wohl doch eher die Demo der Rechten sein.“
Das Gerücht verbreitet sich schnell im Stadtteil. Dazu hat auch die Polizei beigetragen. Seit Mittwoch hat sie mehrere Lkw-Ladungen mit Absperrgittern hierher gebracht. Hunderte der Metallzäune lagern jetzt auf dem Schulhof des Gymnasiums und warten auf ihren Aufbau. Vom Fußweg sind sie fast nicht zu sehen. Trotz dieser Hinweise bleibt die Demo für die Anwohner ein Gerücht. Eine offizielle Information hat niemand bekommen.
Für Anja Büttner ist genau das eine bodenlose Frechheit. Die junge Mutter kommt gerade nach Hause. Im Arm hat sie ihr Kleinkind. Ihr Freund Jens Bibrach trägt einen Teppich auf der Schulter. Die Familie ist erst vor ein paar Wochen in die Hebbelstraße gezogen. Weil die Wohnung schön ist und gute Freunde gleich unter ihnen leben.
„Wir fühlen uns von der Stadt im Stich gelassen“, sagt die 29-Jährige. Seit dem Nachmittag hat sie immer wieder beim Ordnungsamt angerufen, um Details zu erfahren. Erreicht hat sie niemanden. Ihr Freund macht sich Sorgen um das Auto. „Kann ich es hier stehen lassen? Wie lange können wir am Sonnabend den Platz noch verlassen“, fragt er. Von einer Demo wären sowohl die Straßenbahnlinien 1 und 12 als auch die Busse 70, 80 und 94 betroffen.
Als Anja Büttner klar wurde, was die vielen Halteverbotsschilder bedeuten können, war sie schockiert. Erst am Sonntag ärgerten sich die beiden über die rechten Demonstranten, als sie die Eltern besuchen wollten, aber nicht zu ihnen durchkamen. Sie wohnen am Hauptbahnhof. „Und jetzt machen uns die Nazis schon das zweite Wochenende kaputt“, sagt sie.
Findet die Kundgebung in Cotta statt, hätte das auch Auswirkungen auf etliche Geschäfte. Der Türke Ahmet Kilic etwa betreibt am Platz einen kleinen Dönerladen. „Die Kundschaft redet schon über die Demonstration“, sagt er. Sonnabends hat er eigentlich geöffnet. Morgen wird das wohl anders sein. „Ich glaube nicht, dass die bei mir essen wollen“, sagt der 32-Jährige mit einem Augenzwinkern. Und andere Kunden werden wohl auch keine kommen.
Ein bisschen Sorgen macht er sich wegen möglicher Ausschreitungen auf dem Platz. Eine der Glasscheiben seines Imbisses hat er gerade erst neu einsetzen lassen. Sie war durch die Hitze des Dönergrills zersprungen.
Eigentlich sei am Sonnabend der beste Tag für das Geschäft, sagt die Blumenhändlerin Thi Lam Nguyen. „Man feiert am Wochenende und kauft Blumen, oder nicht?“ Aber sollten die Rechten kommen, wird sie nicht öffnen. Da hätte sie zu viel Angst. Seit 13 Jahren schon betreibt sie ihr Geschäft. Probleme mit Ausländerfeindlichkeit hat es bisher nie gegeben. Sie hofft, dass ihr Laden auch am Sonnabend unversehrt bleibt. „Ich denke, es sind alles Menschen, oder nicht?“
Die gestrichelte Route bezweifle ich, denn die führt über die Klipphausener Straße. Die ist zwar bei Google maps als Straße eingezeichnet, aber nur ein Gartenweg mit 2m Breite. Da laufen keine 4k Nazis mit grüner Ummantelung durch.
Wird die Heilandskirche eine Mahnwache abhalten?
Wenn ja wäre das der direkte Anlaufpunkt und ein absoluter Glücksfall!
Was auf dem Bild als Demoroute der Nazis angegeben wird kann nicht stimmen. Die Strasse auf der die dort langlaufen sollen ist teilweise nur so breit, dass ein Auto vorsichtig gefahren hindurch kommt. Insbesondere wenn die nördlich des Gym Cotta langlaufen sollen. Das ist bei 4000 Nazis vollkommen absurd. Da ist das Ende der Demo noch nicht einmal los wenn der Anfang schon wieder bei der Abschlusskundgegebung angekommen ist.
Anmerkung: Ich hab da fast 20 Jahre gewohnt und bin dort auch auf die Schulen gegangen.
Und dieser Plan ist dann auch schon wieder Geschichte:
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2691826
Wird es mehrere Nazidemos geben?