Lausitzer Rundschau: Polizei weist Kritik an Einsatz bei Neonazi-Aufmarsch zurück

Lausitzer Rundschau, 05. März 2009

Polizei weist Kritik an Einsatz bei Neonazi-Aufmarsch zurück

Die Dresdner Polizei hat Kritik an ihrem Einsatz bei dem Neonazi-Aufmarsch am 14. Februar zurückgewiesen.
Von einer unterschiedlichen Behandlung der Veranstaltungen oder gar einer Fixierung auf die Gegendemonstrationen könne nicht die Rede sein, sagte Polizeisprecher Thomas Geithner am Mittwoch. Der Polizeieinsatz am Jahrestag der alliierten Bombenangriffe auf Dresden war am Dienstag in einer von der Linken-Landtagsfraktion organisierten Anhörung scharf kritisiert worden. So sprach der Rechtsanwalt Sven Richwin von einer „totalen Fixierung“ auf die Gegendemonstrationen.
Ein Vertreter des Antifa-Bündnisses „No pasarán“ warf der Polizei vor, Demonstranten ohne Grund eingekesselt zu haben, bis es schließlich zu einer Auflösung der eigenen Veranstaltung gekommen sei. Der Dresdner Regionalchef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ralf Hron, kritisierte zudem, dass der Zugang zu den Veranstaltungen der Initiative „GehDenken“ zeitweilig von den Polizisten blockiert worden sei. ddp/ta

Quelle:

http://www.lr-online.de/regionen/Sachsen;art1047,2429066

SäZ: DGB: Rathaus behinderte Antinazi-Demo

Donnerstag, 5. März 2009
(Sächsische Zeitung)

Von Thilo Alexe

Die Initiatoren von „Geh Denken“ werfen der Verwaltung mangelnde Kooperation vor.
Rund zwei Wochen nach der Anti-nazi-Kundgebung „Geh Denken“ am 14. Februar erreicht der Streit um das Vorgehen gegen Rechtsextremisten einen neuen Höhepunkt. Kundgebungsinitiator und Gewerkschaftschef Ralf Hron warf der Stadt die massive Behinderung der Demonstration vor. So hätte das Rathaus bereits die Werbung für die „Geh Denken“-Kundgebung unterbunden. „Wir wollten 600 bis 800 Plakate aufhängen. Nicht mal das ging“, sagte der Dresdner DGB-Vorsitzende bei einer Anhörung der Linken im Landtag. Zudem habe die Stadt das Aufstellen zusätzlicher Toilettenhäuser untersagt. Absperrungen hätten friedlichen Demonstranten die Teilnahme an der Kundgebung am Theaterplatz erschwert. Das Ordnungsamt will voraussichtlich heute zu den Vorwürfen Stellung nehmen.

Bei der Anhörung betonte Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD), dass eine Kommune mit dem Rathauschef an der Spitze Präsenz gegen Rechtsextremisten zeigen solle. Er sei mit Bürgern aus Jena und seinem Weimarer Kollegen Stefan Wolf am 14. Februar nach Dresden gekommen. Dresdens Rathauschefin Helma Orosz (CDU) war nicht bei der Kundgebung, weihte aber eine Gedenkstätte ein.

Quelle:

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2092304

Ankündung der Plenarsitzung im sächsischen Landtag zum Polizeieinsatz am 14. Februar

Achtung, Terminänderung! Nächsten Freitag, am 13. März wird der Antrag der Linksfraktion "Einsatzkonzepte und Einsatzstrategie der Polizei bei Demonstrationen von Neonazis und Gegenaktivitäten am 13./14. Februar 2009 in Dresden" (hier als .pdf) in der Plenarsitzung verhandelt, vermutlich zwischen 15 und 16 Uhr. Die Plenarsitzung wird im Internet und im Radio übertragen, allerdings empfiehlt sich auch ein direkter Besuch auf der Zuschauertribüne des Landtags.

Pressemitteilung von Julia Bonk / Linksfraktion vom 4.3.2009 // Continue reading

Kurzbericht von der Anhörung am 3. März

Die öffentliche Anhörung der Linksfraktion im Sächsischen Landtag verlief in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich. Thematik und Interesse sprengten den Rahmen erheblich, so dass die Veranstaltung einerseits überfüllt war und andererseits weit über den Zeitrahmen hinausging. Neben den Einschätzungen der VeranstalterInnen der Proteste, der Parteienvertreter von Geh Denken und vielen weiteren Experten, kamen auch eine Reihe von Augenzeugen zu Wort. Diese schilderten übereinstimmend das überharte Vorgehen der Polizei gegen die Nazigegner.

Die Kritik am Ablauf der zwei Tage an denen je ein Nazigroßaufmarsch stattfand wurde in zweifacher Hinsicht geschärft: Einerseits geriet die Stadt selbst, also vor allem die Stadtspitze und die CDU in den Fokus und andererseits das Innenministerium bzw. die Polizei. Die Stadt durch ihr wiederholtes Nichtstun, ein Relikt aus den naziignorierenden Neunzigern und die CDU noch viel mehr durch ihre gezielte Sabotage des Versuchs, mehr Menschen aus der Bürgerschaft auf die Straße zu bringen. Das Innenministerium und die Polizei müssen sich fragen lassen, welche Strategie dort eigentlich gefahren wurde, dass sich die Polizei anscheinend einer mit weit über 6000 Teilnehmern großen Nazidemo bestehend zu weiten Teilen aus polizeibekannten Gewaltstraftätern, nicht mehr gewachsen sieht und statt dessen den Protest dagegen wegknüppelt – wenn es sein muss auch von genehmigten Demorouten wie im Falle der No pasarán-Demo.

Der Charakter der Veranstaltung als Konfrontation auch mit den Verantwortlichen von Innenministerium, Stadtverwaltung und CDU scheiterte an deren Nichterscheinen, was schon einmal Bände spricht über deren Vermögen, dazu überhaupt Stellung zu nehmen, so schlecht scheint das Gewissen dort zu sein. Andererseits gewann die Veranstaltung dadurch, dass Vertreter der unterschiedlichsten Protestbündnisse und ein breites Spektrum von Linken im Publikum in diesem eher professionellen Rahmen zusammenkamen, um gemeinsam auszuwerten und für das nächste Jahr eine noch bessere Zusammenarbeit und einen noch entschlosseneren Protest auf die Beine zu stellen. Zu dieser kämpferischen Stimmung hat vor allem No pasarán viel beigetragen; dem neuen Bündnis wurde erhebliche Symphatie angetragen, vor allem da es gelungen war, über 4000 Menschen auf eine Antifademo zu mobilisieren.

addn.me: Zusammenfassung des Polizeieinsatzes am 14. Februar

Auf addn.me [alternative dresden news] erschien heute ein Überblick zur polizeilichen Repression am 14. Februar, die dazu führte, dass sämtliche Gegenaktivitäten gegen die Nazis massiv behindert oder direkt angegriffen wurden, wohingegen der Naziaufmarsch weitgehend unbegleitet schalten und walten durfte – Übergriffe inclusive. Continue reading

Anhörung am 3. März im Sächsischen Landtag zum Polizeieinsatz am 14.2.

Folgender Termin ist unbedingt zum Hingehen für alle Linken empfehlenswert, auch der Umgang mit der No pasarán-Demo wird explizit thematisiert werden. Am Einlass zum Landtag müssen (generell) die Personalien abgegeben werden.

 

"In Auswertung der Demonstrationen gegen den Nazi-Aufmarsch am 13. und 14. Februar 2009 in Dresden veranstaltet die Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag
am Dienstag, dem 3. März 2009, 18.00 – ca. 20.30 Uhr,
im Raum A 400 des Sächsischen Landtages, Bernhard-von-Lindenau-Platz 1, 01067 Dresden,
eine Anhörung zum Thema:
„Brauner Schatten auf dem Gedenken“: Europaweit größter Naziaufmarsch seit 1945, Großeinsatz der Polizei in Dresden und Überfall Rechtsradikaler auf Gegendemonstranten.  Informationsveranstaltung und Anhörung mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft.

 

Auf der Grundlage von Experten- und von Augenzeugenberichten zum Nazi-Aufmarsch, zum Polizeieinsatz und zum Bürgerprotest soll gemeinsam eine Gesamteinschätzung des zivilgesellschaftlichen Engagements und der Polizeistrategie erstellt werden, sowie mit Betroffenen und dem Publikum über die gewonnenen Erfahrungen und Konsequenzen diskutiert und einen Ausblick auf das Jahr 2010 gewagt werden."

 

Zeitplan:
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SäZ: Bericht über weitere Neonazi-Überfälle am 14. Februar

Samstag, 21. Februar 2009
(Sächsische Zeitung)

Dresden. Nach dem Neonazi-Aufmarsch vom 14. Februar hat es laut Angaben sächsischer Opferberater mindestens fünf Attacken von Rechtsextremisten gegeben. Wie die Opferberatung für Betroffene rechtsextremer Gewalt am Freitag mitteilte, wurde erst jetzt bekannt, dass bei der Abreise von Neonazis am Dresdner Hauptbahnhof eine Asiatin und ihre Tochter in einem Geschäft angegriffen und beschimpft worden seien. Die Opfer seien leicht verletzt worden. Bekannt geworden waren zuvor der Angriff auf Gewerkschafter auf einem Rastplatz bei Chemnitz und eine Attacke gegen Jugendliche in einem Regionalexpress nach Leipzig. Laut Opferberatung griffen Rechtsextremisten zudem einen Journalisten am Dresdner Hauptbahnhof an. Für besondere Empörung hatte der Überfall auf Gewerkschafter an einer Autobahnraststätte bei Jena gesorgt.

Unterdessen wollen die Grünen im Landtag den Polizeieinsatz durch eine Reihe Kleiner Anfragen überprüfen lassen. Es solle unter anderem herausgefunden werden, ob die Begleitung der Aufmärsche durch die Polizei hinreichend war, so Fraktionsgeschäftsführer Karl-Heinz Gerstenberg. (dpa)

Quelle:

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2081425

Naumburger Tageblatt: Opfermythos setzt sich über Opfer hinweg

Kriegsschuld

Opfermythos setzt sich über Opfer hinweg

Dresden steht wichtige Diskussion zu seiner Geschichte und Gegenwart bevor

VON ANDREAS MONTAG, 18.02.09, 18:55h, aktualisiert 19.02.09, 08:39h

Teilnehmer eines Demonstrationszuges unter dem Motto «Geh Denken!» stehen am vergangenen Samstag in der Innenstadt von Dresden auf dem Theaterplatz zur Abschlusskundgebung. (FOTO: DDP)
Teilnehmer eines Demonstrationszuges unter dem Motto «Geh Denken!» stehen am vergangenen Samstag in der Innenstadt von Dresden auf dem Theaterplatz zur Abschlusskundgebung. (FOTO: DDP)

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DNN: Nach der Demonstration in Dresden: Tauchaer „aus dem Zug geworfen“

Dresdner Neueste Nachrichten, 19.02.2009

 

Nach der Demonstration in Dresden: Tauchaer „aus dem Zug geworfen“
      
Dresden / Taucha. Nach dem Neonazi-Aufmarsch in Dresden hat es einen weiteren, bisher unbekannten Übergriff von Rechtsradikalen auf abreisende Gegendemonstranten gegeben. Neonazis hätten am vorigen Samstag in einem Regionalexpress Mitglieder des Jugendparlaments der Stadt Taucha angriffen und im Landkreis Meißen gewaltsam aus dem Zug geworfen. Eine Frau sei verletzt worden.

Nico Wesser, Sprecher des Jugendparlamentes, berichtete gegenüber der Leipziger Volkszeitung: „In den ersten Zug durften wir nicht, weil der nur für die Anhänger der rechten Szene reserviert war. Eine Stunde später kam ein zweiter Zug, in den wir eingewiesen wurden, obwohl sich dort auch fast nur Rechtsextreme aufhielten. Diese machten von allen Fotos, die offensichtlich nicht ihrer Ideologie angehörten. Ein Mädchen aus Jena, das wir nicht kannten, wollte sich das nicht gefallen lassen. Martin Dorschel, der auch unserem Jugendparlament angehört, und ich gingen dazwischen. Mit dem Ergebnis, dass Martin und das Mädchen an der nächsten Station regelrecht aus dem Zug geworfen wurden"

Wesser sei im Zug geblieben und habe versucht, den „Grund für die Aggressivität“ herauszufinden. Zur Antwort bekam er laut eigenen Aussagen: „Wir stehen nicht so auf Zivilcourage, weißte!“ Auch ihm und den übrigen Tauchaer Jugendlichen sei „angeboten“ worden, am nächsten Bahnhof auszusteigen, was Nico Wesser ohnehin tun wollte. Eine Stunde später waren alle im nächsten Zug wieder vereint – diesmal ohne weitere Zwischenfälle. Trotz dieser brenzligen Situation bezeichnen die Mitglieder des Jugendparlamentes die Beteiligung an der Demonstration als Erfolg. „Wir wollten zeigen, dass wir einen Aufmarsch Rechter nicht dulden“, berichtet der 21-Jährige.

Der Polizei lag keine Anzeige vor, sagte ein Sprecher.

Daniel Große / dpa

 

Quelle:
http://www.dnn.de/aktuell/content/88545.html

Jüdische Allgemeine: Sylke Tempel wünscht sich eine Dresdner Gedenkoffensive

Jüdische Allgemeine Nr. 8/09
19. Februar 2009

! Einspruch !
Sylke Tempel wünscht sich eine Dresdner Gedenkoffensive

Das ist der Gipfel. Nicht nur, dass am Wochenende wieder einmal Neonazis Dresden belagerten, um dort ihre Aufmärsche zum Gedenken an die Bombennacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 zu veranstalten. In diesem Jahr verprügelten sie auch noch einige Gegendemonstranten, darunter Gewerkschafter und Mitglieder der Linkspartei (vgl. S. 2). Nun wird wohlfeil die Polizei kritisiert, die zu wenig getan habe. Nur: Das ist allerhöchstens die halbe Wahrheit. Seit Jahrzehnten vereinnahmen Rechtsextremisten die Stadt und das Gedenken an die Luftangriffe. Zu DDR-Zeiten kam ihnen die staatlich verordnete, antiwestliche Rhetorik von den „anglo-amerikanischen Bombern“ gelegen. Dann sind es Mutlosigkeit und Beschränktheit der Politik gewesen: Die deutsche Linke hatte keine Lust, sich mit dem historischen Ereignis zu beschäftigen, wollte man die Deutschen doch nicht als Opfer sehen. Die Konservativen schwiegen, weil sie den Vorwurf des Revisionismus fürchteten. So konnten die Rechtsextremen gleichermaßen Ort und Gedenken besetzen. Dabei muss es doch möglich sein, zwei Gedanken auf einmal zu denken und dies der Öffentlichkeit plausibel zu machen: Natürlich haben Deutsche unter den Bomben gelitten. Natürlich sind Hunderttausende Zivilisten getötet worden. Natürlich waren viele von ihnen keine Nazis. Dennoch bleibt das Prinzip von Ursache und Wirkung bestehen: Ohne Hitler, den Deutsche gewählt haben, hätte es keinen Zweiten Weltkrieg gegeben und folglich keine alliierten Angriffe auf Hamburg, Köln oder Dresden. Im nächsten Jahr sollte deshalb keine Gegendemonstration, sondern eine Hauptdemonstration stattfinden: mit Politikern der ersten Garde und einer bürgerlichen Mitte, die zugleich das Leiden und die Verantwortung der Deutschen thematisiert. Nur so wird man Dresden und das Gedenken zurückerobern.

Die Autorin ist Chefredakteurin der Zeitschrift „Internationale Politik“.

 

Quelle:
http://juedische-allgemeine.de/epaper/pdf.php?pdf=../imperia/md/content/ausgabe/2009/ausgabe08/01.pdf

SäZ: Neonazi-Aufmarsch in Dresden hat Nachspiel im Landtag

Sächsische Zeitung
Mittwoch, 18. Februar 2009

Neonazi-Aufmarsch in Dresden hat Nachspiel im Landtag

Der Neonazi-Aufmarsch von Dresden am vergangenen Samstag hat ein Nachspiel im sächsischen Landtag. Über einen entsprechenden Antrag informierten die Linken am Mittwoch.

Dresden – Er betreffe auch die Einsatzstrategie der Polizei. Die Linken verlangen von der Regierung Auskunft darüber, ob in die Gefahrenanalyse auch die Verkehrswege von und nach Dresden einbezogen wurden. Mehrere Gegendemonstranten waren bei Attacken von Neonazis verletzt worden. „Wir möchten darüber hinaus wissen, was aus Sicht der Staatsregierung getan werden muss, damit Dresden nicht dauerhaft zu einer Pilgerstätte von Nazis aus ganz Europa wird“, hieß es.

„Nach allem, was bisher bekannt ist, hat das sächsische Innenministerium einseitig die Gegendemonstranten als potenzielles Risiko betrachtet, nicht aber die allseits bekannte Gewalttätigkeit der Neonazis“, erklärte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Linken-Fraktion, Caren Lay. Am Samstag waren rund 6000 Rechtsextreme aus Deutschland und dem Ausland durch Dresden gezogen.

Dagegen protestierten mehr als 10 000 Menschen. Hintergrund war der Jahrestag der Zerstörung Dresdens am 13. und 14. Februar 1945. Linksautonome lieferten sich kurzzeitig Scharmützel mit der Polizei, mehrere Demonstranten wurden leicht verletzt. Der Auftritt der Neonazis hatte die Debatte um den Umgang mit Rechtsextremismus erneut entfacht. (dpa)

 

Quelle:

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2078247

SäZ: Wie andere Städte mit großen Neonazi-Demos fertig werden

Mittwoch, 18. Februar 2009
(Sächsische Zeitung)

Wie andere Städte mit großen Neonazi-Demos fertig werden

Von Claudia Parton

In Dresden gibt es neue Diskussionen, wie mit dem europaweit größten rechten Aufmarsch umzugehen ist

Jena/Dresden. Der bei dem Überfall nahe Jena von Neonazis schwer verletzte Teilnehmer der Demonstration „GehDenken“ in Dresden ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft Gera auf dem Weg der Besserung. Er war mit einem Schädelbruch in die Jenaer Uniklinik eingeliefert worden. Nach drei schwedischen Rechtsextremisten fahnden die Ermittler noch. Unterdessen flammt in Dresden die Diskussion erneut auf, wie mit dem Aufmarsch der Neonazis rund um den Gedenktag der Bombardierung umzugehen sei. Was taten andere Städte?

15000 Kölner stoppen rechtsextremen Kongress

Rund 15000 Bürger stoppten im Herbst einen Kongress europäischer Rechtsextremisten in Köln. Taxifahrer weigerten sich, die Teilnehmer zu befördern. Wirte druckten „Kein Kölsch für Nazis“ auf Bierdeckel. Demonstranten blockierten die Innenstadt. An der Spitze: Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU). „Die Kölner wünschen sich von ihrem Oberbürgermeister deutliche Worte“, sagte eine Stadtsprecherin. Für Mai ist aber ein zweiter Kongress angekündigt.

Leipziger verhindern Marsch zum Völkerschlachtdenkmal

Sechs Jahre lang versuchten Neonazis, einen Aufmarsch zum Völkerschlachtdenkmal zu erzwingen. Leipziger meldeten zeitgleich große Feste an. Der Marsch wurde stets aus Sicherheitsgründen verlegt. Zudem erließ die Stadt zahlreiche Auflagen, deren Einhaltung die Polizei stundenlang kontrollierte. Nie erreichten die Neonazis ihr Ziel. Einen Aufmarsch 2008 sagten sie ab.

CSU-Sitzblockade gegen Hess-Marsch in Wunsiedel

Das Grab des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß im bayerischen Wunsiedel zog seit Mitte der 1980er Jahre Tausende Neonazis an. Bürgermeister Karl-Willi Beck (CSU) ertrotzte vom Bundestag eine Verschärfung des Strafrechts. Seit 2005 wurden die Aufmärsche verboten. In den Jahren zuvor hatte es große Gegendemonstrationen gegeben. Beck setzte sich 2004 mit Hunderten auf die Straße, blockierte so den rechten Zug. Beck heute: „Wir hatten auch deshalb so einen Erfolg, weil von der CSU bis zur Linkspartei alle demokratischen Kräfte zusammengearbeitet haben.“

Jenaer vertreiben rechtes Musikfestival

In Jena rufen Neonazis regelmäßig zum sogenannten Fest der Völker. 2007 campierten Tausende Jenaer zwei Tage lang auf der Wiese vor dem angemieteten Platz. Im Jahr darauf wichen die Rechtsextremisten nach Altenburg aus. 700 Jenaer reisten zum Protest hinterher, auch Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD). Anders als Dresden habe Jena seinerzeit die geplante Route der Rechtsextremisten bekannt gegeben, so Schröter. „Die Gegendemonstranten müssen in Ruf- und etwas mehr als Steinwurfweite zu den Rechtsextremisten protestieren dürfen. Es ist ein politisches Recht, dass ihr Protest auch wahrgenommen wird.“

 

Quelle:

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2078014

SäZ: Was brauchen „wir Dresdner“ im Februar 2010?

Mittwoch, 18. Februar 2009
(Sächsische Zeitung)

Was brauchen „wir Dresdner“ im Februar 2010?

Von Oliver Reinhard

Auch CDU-Mann Rohwer schlachtet das Gedenken an die Opfer vom Februar 1945 aus – und schadet ihm.
Der 37 Jahre junge CDU-Kreischef Lars Rohwer ist ein engagierter und ambitionierter Politiker. Das ist grundsätzlich gut. Man kann in ihm aber zudem einen Hitzkopf sehen, dem in seinem Wunsch nach Profilierung mitunter ganze Pferdeherden durchgehen. Wie jetzt, als Rohwer in kalkuliertem Lokalpatriotismus die sonnabendliche Abschlussveranstaltung des politisch breit gefächerten „GehDenken“-Bündnisses gegen den Aufmarsch von Rechtsextremisten aufs Korn nahm. Er verkündete in absolutistischer Manier: „Wir Dresdner brauchen an diesem Tag keine zu Rockmusik tanzenden Linken auf dem Opernplatz!“

Ewiger „Opfermissbrauch“

Nun muss und wird man sicher darüber diskutieren, in welcher Form „wir Dresdner“ künftig an die Bombenangriffe vom Febraur 1945 erinnern und „uns“ gegen rechtsextremen Missbrauch des Ereignisses wehren sollten. Nur darf ein derart wichtiges Anliegen keinesfalls Lars Rohwer überlassen werden. Und keinem Politiker, der wie er das „GehDenken“-Bündnis zur „linken“ Gruppe verfälscht und jegliche Protestformen gegen laute Nazi-Aufmärsche ablehnt. Außer die in diesem Falle leider wirkungslosen „Ruhe und Besinnung“. Der die Form des bürgerlichen Gedenkens Tausender Demokraten überdies schmäht, um daraus populistisches Kapital zu schlagen. Bedauerlicherweise mit jenem Totschlagsargument, das auch NPD-Chef Holger Apfel gerne benutzt: „Das ist eine Verhöhnung der Opfer.“ Also mit einem Satz, der seinerseits einen Opfermissbrauch darstellt.

Sehnsucht nach dem Bündnis

Im Gegensatz zu Rohwer war sein Parteifreund Patrick Schreiber stolz, „dass sich so viele Menschen an den verschiedenen Demonstrationen beteiligt haben und damit ein deutliches Signal gegen den braunen Sumpf und dessen Geschichtsverfälschung“ setzten. Zudem sind mittlerweile das „GehDenken“-Bündnis und Mitglieder aller demokratischen Parteien grundsätzlich einig, dass Dresden mit Blick auf den 13. Februar 2010 dringend ein überparteiliches Bündnis benötigt gegen rechtsextremistische Umtriebe, welche Form auch immer es haben wird. Eins, das die tapferen Worte der CDU-Oberbürgermeisterin Orosz („Die Bürger dieser Stadt wissen sich zu wehren“) in die Tat umsetzt.

Aber dieses dringend notwendige Bündnis, auch das wissen alle daran Interessierten, ist eine überaus schwere Geburt. Um so wichtiger wird es nicht nur für die CDU sein, offensichtliche Bündnisgegner wie Lars Rohwer, denen jegliche Toleranz gegenüber Anders-Gedenkenden abzugehen scheint, so schnell wie möglich zu integrieren.

 

Quelle:
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2077556