SäZ: Überfall an Raststätte: Polizei ließ Neonazis ziehen

Dienstag, 17. Februar 2009
(Sächsische Zeitung)

Überfall an Raststätte: Polizei ließ Neonazis ziehen

Von Claudia Parton
Etwa 20 Rechtsextremisten sollen bei Jena auf die Teilnehmer der Dresdner Demonstration losgegangen sein. Ein Opfer liegt nun auf der Intensivstation.

Der Überfall an der Raststätte Teufelstal bei Jena dauerte nur ein paar Minuten. Noch bevor die Polizei eintraf, waren die Neonazis auf und davon. Zurück blieben drei schwerverletzte Opfer. Ein 43-jähriger Hesse liegt mit einem Schädelbruch auf der Intensivstation der Jenaer Uniklinik. „Er war der letzte, der einstieg. Die Rechten haben ihn wieder aus dem Bus gezerrt“, sagt Holger Kindler, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nordhessen.

Etwa 20 Neonazis sollen es gewesen sein, die auf die drei Busse mit den 80 Teilnehmern der Dresdner Demonstration „GehDenken“ losgingen. Das Zusammentreffen am Rande der Autobahn 4 war offenbar Zufall. Weder kannten sich die Opfer aus Hessen und Nordrhein-Westfalen, noch war jemandem aufgefallen, dass die Rechtsextremen ihre Busse gezielt verfolgten. Er habe sie erst wahrgenommen, als sie Mitreisende beschimpften, so Kindler. Mit dem Ruf „Attacke Antifa“ seien sie losgestürmt.

Die Thüringer Polizei kann bislang wenig zu dem Überfall sagen. Die Beamten stehen in der Kritik, weil sie den Bus mit den Neonazis nach dem Vorfall anhielten und die Personalien aller 41 Insassen aufnahmen. Dann aber durften die Rechtsextremisten weiterfahren. Keine 48 Stunden später schrieb die Polizei drei schwedische Neonazis aus dem Bus zur Fahndung aus. Es bestehe Fluchtgefahr, so ein Polizeisprecher. Staatsschutz und Kriminaltechniker sollen den Überfall gemeinsam aufklären.

Nach ersten Ermittlungen weist die Polizei Angaben der NPD zurück, wonach die Demonstranten die Rechten zuerst angriffen. Ein Thüringer Sprecher der rechtsextremen Partei sagte, die Linken hätten Steine und Flaschen geworfen. Man habe sich verteidigt. Man erwäge, selbst Strafanzeige zu stellen. Der NPD-Sprecher bestätigt, dass im Bus der Rechtsextremisten auch Parteimitglieder saßen.

Bundesweit sorgen die Ausschreitungen für scharfe Reaktionen. Die Linkspartei und der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, forderten ein neues NPD-Verbotsverfahren. Der Zentralrat der Juden sprach von einem dramatischen Signal. Bereits Stunden vor den Ausschreitungen bei Jena war es bei Chemnitz zu einem Überfall auf Demonstranten gekommen. Dabei wurden drei Menschen leicht verletzt. Die Polizei nahm zwölf Neonazis in Gewahrsam. (mit dpa)

Quelle:
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2076918

SäZ: Buttolo in Erklärungsnot

Dienstag, 17. Februar 2009

Buttolo in Erklärungsnot, Opfer geht es besser

Dem Opfer des Neonazi-Überfalls an der Raststätte Teufelstal geht es besser. Unterdessen forderten Sachsens Linke Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) in Dresden auf, sich bei den Opfern des Überfalls zu entschuldigen.

Jena – Der von Neonazis schwer verletzte Demonstrant aus Hessen ist auf dem Weg der Besserung. Der 42-Jährige sei in einem Jenaer Krankenhaus (Thüringen) am Kopf operiert worden und außer Lebensgefahr, teilte der Pressesprecher der Geraer Staatsanwalt, Ralf Mohrmann, am Dienstag mit. Gegen die 41 Neonazis werde wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs ermittelt. Dafür sei eine Sondereinsatzgruppe gebildet worden. Der Überfall steht im Zusammenhang mit dem Aufmarsch der Neonazis in Dresden. Sie trafen bei der Rückfahrt auf dem Rastplatz Teufelstal an der Autobahn 4 auf den Bus mit Gegendemonstranten.

Der Angriff sorgte am Dienstag weiterhin für Kritik an der Polizei und der Politik. Der DGB Hessen-Thüringen warf den Verantwortlichen Versagen vor. Ihm sei unerklärlich, wie angesichts des massiven Aufmarschs von Rechtsextremen in Dresden dem Thüringer Innenministerium eine so krasse Fehleinschätzung der Gefährdungslage unterlaufen konnte, sagte Gewerkschaftschef Stefan Körzell in Frankfurt. „Jedes Fußballspiel, jedes Radrennen wird besser geschützt als Menschen, die ihr verfassungsrechtlich verbrieftes Grundrecht auf Demonstration wahrnehmen.“ Es sei unverständlich, warum die Busse mit Rechtsextremen nicht observiert worden seien.

"Überfall statt Auseinandersetzung"

Sachsens Linke forderten Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) in Dresden auf, sich bei den Opfern des Überfalls zu entschuldigen. Er habe eine „Auseinandersetzung“ genannt, was ein Überfall war, sagte die innenpolitische Sprecherin der Linke-Landtagsfraktion, Cornelia Ernst, laut einer Mitteilung. Damit habe er sich die Behauptung der NPD zu eigen gemacht, ihre Leute seien angegriffen worden. Ein Sprecher des Innenministeriums stellte gegenüber dpa klar, dass Buttolo die Vorfälle bereits bedauert habe. Der Minister habe gesagt, dass solche Auseinandersetzungen bei An- und Abreise, dazu noch außerhalb Sachsens, aus polizeilicher Sicht grundsätzlich leider nicht zu verhindern seien. Frau Ernst habe den O-Ton falsch wiedergegeben. Dies dementierte die Linke-Fraktion mit dem Verweis auf den Tonband-Mitschnitt der Fernsehsendung.

Die Thüringer Gewerkschaft der Polizei äußerte sich dagegen skeptisch zu Forderungen nach einem umfassenden Schutz für an- und abreisende Kundgebungsteilnehmer. Natürlich ließe sich mit noch mehr Polizisten die Sicherheit erhöhen, sagte Landesvorsitzender Jürgen Schlutter. Allerdings sei fraglich, ob deutlich mehr Kräfte einen solchen Vorfall wie an der Raststätte verhindern könnten. „Nicht alles ist planbar, und es gibt keine hundertprozentige Sicherheit oder ein Patentrezept.“ (dpa)

 

Quelle:

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2077297

FAZ: Blick zurück nach vorn

FAZ 17.2.09

Blick zurück nach vorn

Von Irene Bazinger

16. Februar 2009 Alljährlich wird in Dresden des schrecklichen Bombardements durch alliierte Fliegerverbände im Februar 1945 vielfältig gedacht: ob besinnlich mit Kerzen und Mahnwachen, ob mit Forderungen nach „Nie wieder Krieg“ und „Nazis raus“ bei Demonstrationen aus dem linken Spektrum oder mit Gebrüll vom „Bomben-Holocaust“, wie es die rechte Szene nicht lassen kann. Diesmal tobte die Schlacht zwischen den politischen Kontrahenten besonders heftig. Ob sich da jemand einfach verrechnet hatte – ein halbwegs runder Jahrestag stünde eigentlich erst 2010 an? Oder ob man im Superwahljahr keinen Anlass versäumen wollte, Stimmung in eigener Sache zu machen?

Das Staatsschauspiel Dresden jedenfalls hatte vorsorglich eine Leinwand an die Fassade gehängt, um die Premiere von „Die Wunde Dresden“ aus dem Saal in Richtung Postplatz zu übertragen – wo man eine Zusammenrottung von Neonazis erwartete. Diese blieben jedoch aus oder ignorierten gemeinerweise die gutgemeinte Collage, die der Regisseur Volker Lösch mit dem Dramaturgen Stefan Schnabel recherchiert und auf die von Cary Gayler komplett weiß ausgeschlagene Bühne gebracht hatte.

Klinisch saubere Uraufführung

Die Textauswahl reichte von Andreas Gryphius über Franz Kafka bis zu Helmut Kohl, umfasste Zeitzeugenberichte, historische Dokumente und Gesänge. Knapp zwei Stunden dauerte die zwischen Selbsterforschung, Nabelschau und lokalpatriotischem Dünkel angesiedelte Nummernrevue zum Generalthema „Dresden gestern, heute, immer – nazideutsch, ostdeutsch, gesamtdeutsch“. Deshalb säuselte Marlène Meyer-Dunker in einem Ausschnitt aus Gerhart Hauptmanns „Iphigenie in Aulis“ oftmals das Wort „Heil“, und Karina Plachetka hatte als Goethes Faust zackig-germanische Wesensart zu verdeutlichen: „Die Tat ist alles / Nichts der Ruhm.“

Den überwiegenden Teil der klinisch sauberen Uraufführung bestritt indes der aus sozial benachteiligten und arbeitslosen Laien gebildete „Dresdner Bürgerchor“. Er ist hier nicht nur „das Volk“, sondern vor allem „ein Volk“, spricht und singt mit einer einzigen Stimme. Alle Choristen tragen Nachtgewänder und rostbraune, später, als das Stück – „Auferstanden aus Ruinen“ – in die DDR steuert, weiße Bademäntel. Der deutsche Michel als Schlafwandler in seiner Vergangenheit oder ein Haufen stationärer, bestens dressierter Irrenhäusler, die erst Hitler feiern und danach „O Haupt voll Blut und Wunden“ schmachten? Die den Klassikern so aufmerksam lauschen wie den Propagandareden des Herrn Goebbels? Und die ihre Betten zu einer großen Liegewiese aneinanderschieben, auf der sie wie Kinder ihre ganz persönlichen Wünsche von „Weltweit das Geld abschaffen“ bis zu „Und dann wird gevögelt ohne Ende“ äußern.

Vergnügliche Versuchsanordnung

Redlich ausgedacht, solide choreographiert und manchmal sogar ein wenig keck, wenn über die restaurierte Frauenkirche gelästert wird, vermag Volker Löschs Inszenierung allerdings weder inhaltlich zu überzeugen noch durch die aufgebotene Masse Mensch zu überrumpeln. Sie hält sich mit routinierter Oberflächlichkeit aus ihrem Sujet heraus – und kriegt es, allem heiligen Ernst und didaktischem Eifer zum Trotz, nie in den Griff.

Während über dieser Aufführung die unbeantwortete Frage lastet, wie es denn sein könne, dass Menschen einander derart viel Leid und Schmerz zufügen, wird daraus in der Skala, der kleinen Filiale des Schauspiels Leipzig, das seit letztem Herbst „Centraltheater“ heißt, eine vergnügliche Versuchsanordnung. „Maschinenwinter“ verschränkt auf spielerisch leichte Weise maßgebliche Thesen aus Dietmar Daths gleichnamiger Streitschrift über den Zusammenhang von Wissen, Technik und Sozialismus mit Ridley Scotts Science-Fiction-Film „Blade Runner“ (1982), weil es in beiden um die Wechselbeziehungen zwischen dem Homo sapiens und den von ihm geschaffenen Maschinen geht. Doch anstatt dass die Menschen deren Potentiale zugunsten eines besseren Lebens für alle nutzen, betreiben sie damit zumal Unterdrückung, Ausbeutung, Krieg.

Theorie mit Tanzbein

Der Regisseur Martin Laberenz (Jahrgang 1982) bereitet die ziemlich trockene Materie mit fünf jungen Akteuren als Gangsterbräuten und Philip-Marlowe-Epigonen im Stil eines typischen Detektivstreifens so kurzweilig reflektiert wie unterhaltsam übermütig auf. Vor ein paar Telefonzellen mit Folienwänden zeigen sie im Bühnenbild von Maike Storf hübsch stilisierte Karikaturen von abstrakten Arbeitsabläufen, wenn etwa der Boden penibel mit Manuskriptseiten ausgelegt wird, und von den Schwierigkeiten solidarischen Handelns – wenn zwei stürzen, weil sie einander helfen wollten, und den schönen Papierteppich ruinieren.

Hinter der Bühne lärmen die Schauspieler gern in eine Kamera, brüllen sich über Ökonomie und Liebe, Moral und Profit heiser, wie das René Pollesch, der Begründer des sozialkritischen Diskurstheaters, vorgemacht hat. Aber das tut dem beherzt die Theorien auf die Tanzbeine stellenden Abend keinen Abbruch. „Die Menschen müssen ihre Maschinen befreien, damit die sich revanchieren können“, fordert Dath. Trotz mancher Untiefe liefert Martin Laberenz dazu ein erfrischend und gekonnt inszeniertes Plädoyer.

Text: F.A.Z.
Bildmaterial: R. Arnold/CT

 

Quelle:
http://www.faz.net/s/Rub4D7EDEFA6BB3438E85981C05ED63D788/Doc~E029058D7F9394DF5968121DCB3488F44~ATpl~Ecommon~Scontent.html

SäZ: Leserbriefe zum 13./14. Februar 2009

Dienstag, 17. Februar 2009
(Sächsische Zeitung)

Hier schreiben die Leser zu den Ereignissen am 13. und 14. Februar

Andere Städte unterbinden den Aufmarsch der Nazis

Ich finde es als Dresdnerin unerträglich, dass ausgerechnet in unserer Stadt die braune Brut mit ihrem kriminellen Gedankengut eine Plattform zum Aufmarsch erhält. Wieso wird das nicht wie in anderen Städten Deutschlands verboten? Es tut mir für alle Dresdner, die das 1945 miterleben mussten, leid. So ein Aufmarsch darf sich niemals wiederholen. Dresden muss dafür alles tun, dass wir kein Sammelbecken für die Nazis werden, wo sie sich austoben dürfen, was woanders schon längst unterbunden wird.M. Walter, per E-Mail

 


Die halbe Innenstadt wurde protestfrei gemacht

So richtig kann man die Haltung des Ordnungsamtes und der Gerichte nicht verstehen. Der Treff von Geh Denken wird am WTC verboten und man gewinnt den Eindruck, dass Proteste gegen den Nazi-Aufmarsch soweit wie möglich von den braunen Horden entfernt stattfinden sollen, damit diese nicht merken, dass es auch Widerstand gegen sie gibt. Es wird die halbe Innenstadt protestfrei gemacht. In Leipzig und in Bayern ist man da weiter, da standen die OBs mit den Bürgern auf der Straße und verhinderten den braunen Aufmarsch. Warum in Dresden nicht, bleibt das Geheimnis unserer Oberbürgermeisterin. Burkhardt, per E-Mail

 


Konzert an diesem Tag ist eine Verhöhnung der Opfer

Ich bin empört, in welcher Art und Weise das Gedenken an die Zerstörung unserer Stadt politisch instrumentalisiert wurde, und zwar vom rechten wie vom bürgerlich-linken Lager. So hat mich die Veranstaltung „Geh Denken“, an der ich selbst teilgenommen habe, eher an die Loveparade erinnert, als an einen Tag, an dem man in solidarischer Trauer der Vernichtung einer europäischen Kulturmetropole gedenkt. Es ist eine Verhöhnung der damals Beteiligten an diesem historischen Tag ein Konzert auf dem Theaterplatz zu veranstalten, auf dem die Stimmung einem Volksfest gleicht. In den Reden der Veranstalter ging es in erster Linie darum, den Kampf gegen Rechtsextremismus zu proklamieren. Was am 13./14. Februar 1945 geschah, wurde in Nebensätzen abgehandelt. Sebastian Stahn, per E-Mail

 


Marschrouten richteten sich gegen Geh Denken-Bündnis

 

2007 ist es engagierten Nazigegnern gelungen, durch eine Blockade der Augustusbrücke den Marsch der „Nationalen“ ins Zentrum zu verhindern. In diesem Jahr sollte mittels Sternmarsch der Nazi-Aufmarsch im Dresdner Stadtzentrum verhindert werden. Aber die Verantwortlichen der Polizeidirektion Dresden sahen das wohl anders. Die Nazis erhielten die Genehmigung, sich am Hauptbahnhof zu treffen. Der dem Hauptbahnhof am nächsten gelegene Sternmarschtreff wurde kurzfristig vom WTC zum Wettiner Platz verlegt. Die Marschrouten des Bündnisses Geh Denken durften nicht durchs Zentrum gelegt werden.

Margot Gaitzsch, per E-Mail

 


Zu wenig Dresdner zeigten „Gesicht“

Man fragt sich, wie es sein kann, dass alljährlich die Dresdner entsetzt sind über den Nazi-Aufmarsch, der den Gedenktag am 13. Februar missbraucht für Geschichtsumdeutung. Wo sind sie, wenn es darum geht, Gesicht zu zeigen? Zahlenmäßig ist die Teilnahme einer Halbmillionenstadt nicht würdig.A. Feiks, per E-Mail

 

Quelle:
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2077134

erste Kritik an Polizeieinsatz und Presseberichterstattung

Kritiken am Polizeieinsatz: Von Bürger.Courage (15.2.), Grüner Jugend (16.2.) und Ulla Jelpke von der Linken (16.2.)

Um den Gegensatz, nämlich die ausgesprochen freundliche Behandlung der Nazis durch die Polizei deutlich zu machen, hier noch der Link zum Bericht von Andrea Röpke im "Blick nach Rechts" zum Naziaufmarsch: bnr.de/bnraktuell/brandaktuell/gespenstischestreiben

Ein Kommentar zur Presseberichterstattung über den Neonaziaufmarsch in Dresden von Radio F.R.E.I., Erfurt: "Im Zerrspiegel der Presse, oder: heißt die Antwort wirklich Dresden?" vom 17.02.2009, Länge: 6:40 Minuten, hier zu downloaden und anzuhören: freie-radios.net/portal/content.php?id=26384

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junge Welt: Skandal in Dresden

Junge Welt
16.02.2009

Skandal in Dresden

Von Lothar Bassermann

Die Polizei hat am Samstag in Dresden den Weg für einen der größten Neonaziaufmärsche frei gemacht. Rund 6000 Faschisten zogen unbehelligt durch die Innenstadt der Elbmetropole. Weit über 10000 Gegendemonstranten wurden hingegen von etwa 4000 Beamten an ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung gehindert.

Zum Aufmarsch aufgerufen hatte die »Junge Landsmannschaft Ostpreußen«, unterstützt wurde sie von der NPD. Bereits am Freitag abend hatten sich rund 1500 Anhänger militanter »Kameradschaften« zu einem Fackelmarsch versammelt, dem die Polizei ebenfalls den Weg durch das Stadtzentrum bahnte. Die Neofaschisten waren mit dutzenden Bussen in die Stadt gereist, auch aus Spanien und zahlreichen osteuropäischen Staaten. Seit 1998 veranstaltet die extreme Rechte anläßlich der Bombardierung Dresdens am 13. und 14. Februar 1945 Aufmärsche in der Stadt, die von Jahr zu Jahr größer werden.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren hat es für Samstag eine breite Mobilisierung zu Protesten gegeben. Linkspartei, SPD, Grüne, Gewerkschaften und die Jüdische Gemeinde hatten unter dem Motto »GehDenken« zu einem Sternmarsch »gegen Geschichtsverdrehung« aufgerufen. Zu den Unterstützern gehörten auch SPD-Chef Franz Müntefering, Linksfraktionschef Gregor Gysi, DGB-Chef Michael Sommer und Grünen-Chefin Claudia Roth. Obwohl Stadtverwaltung, CDU und FDP den Initiatoren allerhand Steine in den Weg gelegt hatten, schlossen sich rund 8500 Menschen den drei Zügen an.

Eine zeitgleich stattfindende Demonstration antifaschistischer Gruppen zu der das linke Bündnis »No pasarán« – »Sie werden nicht durchkommen« – aufgerufen hatte, zählte rund 4000 Teilnehmer. Ebenso wie gegen die Teilnehmer einer Kundgebung von rund 700 Antifaschisten gegen den Fackelmarsch am Freitag abend ging die Polizei rabiat gegen die Demonstranten vor. Durch Spaliere glich die Demonstration einem Wanderkessel. Mehrfach wurden Teilnehmer wahllos aus dem Zug gezogen oder brutal angegriffen. Nach Angaben von »No pasarán« am Sonntag setzten die Beamten auch Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Angesichts der massiven Polizeigewalt habe man sich schließlich dazu gezwungen gesehen, die Demonstration aufzulösen, erklärten die Organisatoren weiter.

Etliche Antifaschisten waren bereits an der Anreise gehindert worden. Aus Berlin waren beispielsweise mehr als 300 Antifaschisten nach Dresden gereist. Nach Angaben der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB) wurde Dutzenden Personen bereits in der Hauptstadt der Einstieg in den Regionalexpreß verweigert. In Elsterwerda seien zudem mehr als 100 Antifaschisten von der Polizei an der Weiterreise gehindert worden. Immer wieder habe es schikanöse und entwürdigende Kontrollen gegeben.

Ganz anders war das Auftreten der Beamten gegenüber den Neofaschisten. Mitunter waren lediglich fünf Beamte für mehrere hundert Meter des kilometerlangen Aufmarsches abgestellt. Zahlreiche Teilnehmer waren vermummt, und es kam mehrfach zu Übergriffen auf Journalisten, ohne daß Beamte eingriffen. Anwohner berichteten gegenüber junge Welt, angesichts dieses Gefährdungspotentials seien Unmutsbekundung geradezu selbstmörderisch gewesen. Von zwei Schwerverletzten berichtete am Sonntag die Partei Die Linke Hessen in einer Pressemitteilung. Zwei Busse des DGB seien bei der Rückfahrt auf dem Autobahnparkplatz Teufelstal bei Jena von Mitfahrern eines Neonazibusses angegriffen worden. Eines ihrer Opfer erlitt einen Schädelbruch. Die Polizei zog am Sonntag dennoch eine positive Bilanz und berichtete von 86 vorübergehenden Festnahmen.

 

Quelle:

http://www.jungewelt.de/2009/02-16/004.php

SäZ: Im Dauerstress gegen Rechtsextreme

Montag, 16. Februar 2009
(Sächsische Zeitung)

Im Dauerstress gegen Rechtsextreme
Von Thilo Alexe

Gewerkschaftschef Ralf Hron hat die Kundgebung auf dem Theaterplatz organisiert.

Ralf Hron schwitzt bei minus fünf Grad. Die Tropfen quellen unter seiner hellen Mütze hervor und rinnen über die Wangen. Keine Frage: Der Mann hat Stress. Er muss ein Taxi für die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth organisieren, die nächste Band ansagen, mit der Polizei telefonieren. Und das am besten gleichzeitig.

Ralf Hron ist Stress gewohnt. Der quirlige Dresdner Gewerkschaftschef hat schon mehrere Kundgebungen gegen Neonaziaufmärsche rund um den 13. Februar organisiert. In diesem Jahr steigt der Abschluss auf dem Theaterplatz. Die „Banda Communale“ bringt rockige Blasmusik zum Klingen, Tausende versuchen, dankbar wippend den Frost zu bekämpfen. Hron atmet durch. Um kurz nach sechs ist er aufgestanden, dann hat er erst mal im Buch von Bischof Marx über Karl Marx gelesen. Schließlich ging´s raus auf die Straße. Der Gewerkschaftsboss organisiert den auf drei Züge verteilten Demo-Tross, kümmert sich um die Künstler und klärt mit der Polizei, dass die Busse mit Demo-Teilnehmern aus Jena abfahren können.

Seit Monaten hat er auf den Tag hingearbeitet. Ein heftiger politischer Konflikt entbrannte um den „Geh Denken“-Aufruf, den die Dresdner CDU als zu extrem zurückwies. Hron hat hinter den Kulissen verhandelt. Mit Erfolg: CDU-Rathauschefin Helma Orosz hat bei einem Zwischenstopp von einem der Züge vor der Synagoge vorbeigeschaut und weiße Rosen verteilt.

„Ich habe das nicht allein gemacht. Mindestens hundert Leute haben Kundgebung und Demos organisiert“, sagt Hron. Grünen-Chefin Roth sitzt im Taxi. Ob er sich den Stress im nächsten Jahr wieder antut? „Selbstverständlich.“

 

Quelle:
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2076066

SäZ: Zwischen Ausnahmezustand und Anständigen-Aufstand

Sächsische Zeitung
16.02.09
Dresden

Zwischen Ausnahmezustand und Anständigen-Aufstand
Rechtsextreme marschierten, Demokraten demonstrierten dagegen – eine vorläufige Bilanz des 13. und 14. Februar 2009 in Dresden.

Eine schmale blonde Frau in dunklem Mantel schießt den ersten Pfeil. Er trifft direkt ins Braune. Er trifft „die Neonazis, die unsere Stadt heimsuchen und Dresden zu ihrem Symbol machen wollen.“ So ruft es Oberbürgermeisterin Helma Orozs (CDU) am Freitagmittag auf dem Heidefriedhof bei der zentralen Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer der Bombenangriffe vom 13. und 14. Februar 1945. Und sie fährt fort: „Sie besudeln das Andenken an die Toten, sie gehören nicht in dieses Stadt, sie schänden diese Stadt.“

Das sitzt. An der richtigen Stelle. „Blöde Kuh,“ schimpft eine Gemeinte in der Menge leise. „Wer missbraucht hier wen politisch?“ Ihr Gesinnungsnachbar, nicht minder betroffen: „Das ist moralisch verwerflich, dass eine Bürgermeisterin eine demokratisch gewählte Minderheit ausgrenzt!“ Passende Selbstbezeichnung: Minderheit.

Im Vorfeld des Wahlkampfes

Diese Minderheit ist das Nationale Bündnis im Stadtrat, die NPD-Fraktion im Landtag und ihre Sympathisanten. Sie sonnen sich im jährlichen Aufmarsch von Rechtsextremisten aus ganz Deutschland und Europa, der republikweit größten Macht-Demonstration dieser Art. Ein Aufmarsch, der aus 25 000 Dresdner Opfern und Tätern, die bei den Angriffen starben, in grotesker Geschichtsverdrehung Hunderttausende macht, sie sämtlichst zu Unschuldigen erklärt, die Historie dadurch missbraucht und benutzt. Um deutsche Schuld zu relativieren, zu verharmlosen, um einen „Bomben-Holocaust“ zu konstruieren und gegen den Massenmord an den Juden aufzurechnen. Sechs- bis Siebentausend machen sich am Wochenende auf an die Elbe, im Blick schon den November: Dann wird in Sachsen gewählt.

Die Stadt erwartet sie. Wie jedes Jahr. Doch diesmal ist manches anders: Ein breites Bündnis für Demokratie hat zur Gegendemo aufgerufen. Nicht dabei ist die CDU. Auch nicht die FDP. Dafür etwa kirchliche Organisationen, Gewerkschaften, die SPD, Grüne, die Linkspartei. Aber der „Ausnahmezustand“ hängt nicht ihretwegen über der Stadt. Sondern wegen der Rechtsextremisten und vieler zumeist ebenfalls angereister gewaltbereiter Linksextremisten, die es hier mit den Nazis aufnehmen wollen. Was da kommen sollte und auch kam, kündigt sich bereits am Freitagabend an. Vor der Frauenkriche versammeln sich 3000 Dresdner zum stillen Gedenken unter dem Motto „Wahrhaftig erinnern – versöhnt leben“. Sie halten Kerzen, lauschen der Musik und den kämpferischen Worten des ehemaligen SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel, der die Anwesenden aufruft, am Sonnabend „gegen die Rechten“ mitzudemonstrieren.

Die sind längst unterwegs. Über Tausend marschieren vom Hauptbahnhof zum Wettiner Platz und zurück. Durch gähnend leere Straßenschluchten. Die Polizei soll sie aus dem historischen Stadtzentrum fernhalten. Das gelingt.

Mitten dazwischen, am Külz-Ring, tanzen unterdessen ein paar Hundert Linksautonome zu Techno-Musik und dem wirren Spruch „Keine Versöhnung mit Deutschland“. Antideutsche nennen sie sich. Gewaltfreiheit ist nicht unbedingt ihr Ding. Noch sind sie friedlich. Umso seltsamer, dass die Polizei sie einkesselt, ihre Wagen im Karree, Stoßstange an Stoßstange. Was Vorsichtsmaßnahme ist, kann auch provozierend wirken. Es bleibt trotzdem ruhig. Vorerst.

Schon der frühe Sonnabend indes schmeckt nach Ausnahmezustand. Überall grüne und blauweiße „Minnas“ und 4300 Polizisten aus zehn Bundesländern. Im Zentrum kommt der Verkehr fast völlig zum Erliegen. Über den Albertplatz fegt eisiger Wind, als sich dort mehrere Tausend sogenannte Linksautonome in Bewegung setzen, beschallt von Musik, umtanzt von Clowns, durchsetzt von Vermummten. Es riecht nach Ärger.

Aus Deutschland und Europa

Ein paar Hundert Meter weiter sammelt sich am Goldenen Reiter die zentrale der drei „Geh Denken“-Demonstrationen, die ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen. Auch dort Tausende, aber aus allen Generationen, aus vielen deutschen Städten, aus mehreren Ländern. „Natürlich kommen wir heute hierher“, sagt Robert Slovacek und schließt die Faust fest um sein Schild mit den Initialen des tschechischen Gewerkschaftsbundes. „Wir erklären uns solidarisch mit allen, die sich für Demokratie einsetzen.“ „Und gegen den Faschismus“, ergänzt Frantisek Kopetz, angereist mit einer Solidarnosc-Delegation aus Jelenia Gora. Dann setzt sich der Zug in Bewegung, über den Carolaplatz, die Carolabrücke, zur Synagoge.

Dort drängelt sich ein Bekannter heran. „Gut dass ich dich treffe“, sagt er. Ich suche seit einer Stunde bekannte Gesichter. Wie viele Dresdner sind überhaupt hier?“ Gute Frage. Zwischen 8 000 und 10000 Menschen sind „gegen Rechts“ auf den Straßen, maximal die Hälfte davon Einheimische. „Die Bürger dieser Stadt wissen sich zu wehren“. So hat es OB Helma Orosz, die zu dieser Zeit am Altmarkt vor 1000 Teilnehmern und einiger CDU-Prominenz eine Gedenk-Stele einweiht, amVortag gesagt. Nur etwa ein Prozent der Dresdner folgt heute ihren Worten. Verständlich, weil viele Menschen lieber still gedenken. Aber in Zeiten des schreienden Missbrauchs des 13. Februars und dieser Stadt ist es damit allein nicht mehr getan.

Wieder „Bomben-Holocaust“

Das zeigt zur selben Stunde der Marsch der Rechtsextremisten vom Hauptbahnhof zum Postplatz. Durch die Altstadt dürfen sie auch heute nicht. Der Zug unter Führung von Sachsens NPD-Chef Holger Apfel und dem Bundesvorsitzenden Udo Voigt setzt auf Ordnung und Disziplin. Im November wird schließlich gewählt. Ihre Parolen macht das nicht erträglicher. Auch „Bomben-Holocaust“ ist wieder dabei. Auch das ist ein Akt der Gewalt, die nicht nur als körperliche Aggression daherkommt.

Eine andere eskaliert am Neumarkt: Einige Autonome wollen den Polizeikordon sprengen und zu den Rechtsextremen durchbrechen. Steine fliegen, ein Wasserwerfer fährt auf, Beamte jagen Gewalttätige. Die setzen sich ab. Zunächst zur Synagoge, dann zum Terrassenufer – und hinein in den Zug der friedlichen „Geh Denken“-Demonstranten. Ein Denken-Geher packt einen Fliehenden und zischt: „Du versteckst dich nicht bei uns, mach deinen Krawall woanders.“ Drei junge Antifa-Aktivisten befördern den Krawallo, wie die meisten fast noch Kind, aus den Reihen. „Sowas kotzt mich an“, sagt Uwe Rosemann. „Die machen uns doch alles kaputt.“

Rosemann ist zwanzig, mit einer Antifa-Delegation aus Flensburg nach Dresden gekommen und seine Aktion ein Symptom für das Dilemma der Autonomen: Deren friedliche Mehrheit wird immer wieder benutzt als Deckung, von törichten „Danke, Bomber-Harris“-Provokateuren und gewaltbejahenden, totalitär argumentierenden und handelnden Pseudo-Linken, die nicht merken, dass sie schon nicht mehr rot, sondern bereits rotbraun sind.

Aufmarsch der Extremisten

Um 16 Uhr haben die „Geh-Denken“-Züge ihr Ziel erreicht. Der Theaterplatz ist eine einzige bunte Menge. Luftballone steigen auf, eine ältere Dame verteilt lächelnd Schokolade, ein kleiner Junge Bonbons, wenn auch weniger freiwillig. Man wärmt sich innerlich am Glühwein, an der eigenen Masse und an der Polit-Prominenz, die so hochkarätig nach Dresden gereist ist wie selten. Darunter Verkehrsminister Tiefensee, Grünen-Chefin Claudia Roth, DGB-Chef Michael Sommer. SPD-Chef Franz Müntefering sagt, die „braune Soße“ dürfe in Deutschland „nie wieder eine Chance haben“. Wolfgang Thierse greift die Nicht-Beteiligung von FDP und CDU auf und fordert: „Es muss einen Konsens über die Parteigrenzen hinweg geben für Demokratie, Menschenrechte, gegen Ausländerfeindlichkeit.“

Doch zwischen die vielen wichtigen und richtigen Worte an diesem Tag fallen auch etliche Fragwürdigkeiten. Manche sind gut gemeint, wie die Behauptung, eine bessere Ausbildung sowie mehr Arbeitsplätze und gerechtere Löhne seien das beste Gegenmittel gegen Rechtsextremismus. Als wären nicht Finnland für das eine und die Schweiz für das andere traurige Gegenbeispiele – und das Problem viel komplizierter. Andere Sprüche hingegen sind völlig deplatziert.

Vielleicht hätte jemand auch Gregor Gysi vorher erklären sollen, dass es hier vor allem gegen politischen und ideologischen Missbrauch des Gedenkens geht. Und ihn so davor bewahrt, ähnliches zu tun, indem er unter anderem gegen Diäten-Erhöhungen wettert. Als ein Europaparlamentarier der Linken ruft, „wir haben nur die Wahl zwischen Sozialismus und Barbarei“, platzt einem jungen Demonstranten der Kragen: „Ich bin nicht hier, um mir diesen Parteipolit-Scheiß anzuhören! Selbst wenn im November gewählt wird!“ Schimpft’s, und geht zurück über die Augustusbrücke. Viele tun es ihm gleich. Auch einige Krawallos, die am Albertplatz Polizeiwagen umwerfen. Zur Eskalation kommt es jedoch nicht mehr. Später plaudern dort zwei Antifa-Aktivisten mit zwei Polizisten. Man scherzt. Man wünscht sich „einen schönen Abend“. Gegenseitig.

Eine Stunde danach erinnert im Schauspielhaus das uraufgeführte Stück „Die Wunde Dresden“ an die Mitschuld Dresdens am 13. Februar 1945. Diese Wunde hat sich nach dem 13. und 14. Februar 2009 keinen Milimeter geschlossen. Auch nicht dadurch, dass die Aktion „Geh Denken“ erfolgreich war und mehr Demokraten gegen weniger Rechtsextremisten demonstrierten. Weil mehr als je zuvor Dresden auch Aufmarschplatz war für rechte und linke Demokratiefeinde.  (Von Oliver Reinhard)

Quelle:

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2076106

SäZ: Dresden setzt ein Zeichen gegen Rechts

Montag, 16. Februar 2009
(Sächsische Zeitung)

Dresden setzt ein Zeichen gegen Rechts

Zwischen 8.000 und 10.000 Menschen haben am Sonnabend in Dresden ein friedliches Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt.

Dresden. Aus Anlass des 64. Jahrestags der Bombardierung der Stadt veranstaltete das Bündnis „Geh Denken“ eine der bislang größten Kundgebungen dieser Art in Dresden. In Sternmärschen zum Theaterplatz protestierten die Teilnehmer dagegen, dass Neonazis das Gedenken an die Zerstörung Dresdens für ihre Zwecke missbrauchen.

Bei dem gleichzeitigen Neonazi-Aufmarsch wurden mehr als 6000 Teilnehmer aus Deutschland und dem Ausland gezählt. Die Veranstaltung hat sich zu einem der größten Treffen von Rechtsextremisten in Europa entwickelt.

Mit dem bislang größten Einsatz anlässlich des Jahrestages hat die Polizei dafür gesorgt, dass es zu keinen größeren Ausschreitungen kam. 4300 Beamte waren im Einsatz, um gewaltbereite Autonome und Rechtsextremisten zu trennen. Im Innenstadtbereich kam der Verkehr teilweise ganz zum Erliegen.

500 linke Autonome versuchten vergeblich, Absperrungen zu durchbrechen, um den Aufzug der Rechtsextremen zu stören. Dabei kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. 30 Beamte wurden durch Flaschen- und Steinwürfe der Autonomen verletzt, 20 Einsatzfahrzeuge teils erheblich beschädigt. Die Polizei nahm 86 Störer vorübergehend fest, darunter mindestens 35 Rechtsextremisten und mehr als zwei Dutzend Autonome.

Bei der An- und Abreise kam es zu mehreren Übergriffen von Rechtsextremisten entlang der A 4. Bei Chemnitz wurden sieben Weimarer aus dem linken Spektrum von 15 Rechtsextremen mit Flaschen beworfen, ihr Auto demoliert. Die Verdächtigen wurden auf der Weiterfahrt nach Dresden in einem Kleinbus von der Polizei gestellt. Abends griffen Neonazis bei Jena einen Bus mit DGB-Mitgliedern aus Nordhessen an, die in Dresden demonstriert hatten. Fünf Menschen wurden laut DGB zum Teil schwer verletzt, die mutmaßlichen Täter später von der Polizei ermittelt.

 

Quelle:

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2076184

Märkische Oderzeitung: Stahlwerker bei der Demo in Dresden

Märkische Oderzeitung
Montag, 16. Februar 2009

Stahlwerker bei der Demo in Dresden

Eisenhüttenstadt/Dresden Zum Gedenken an die Luftangriffe auf Dresden 1945 sind auch Stahlwerker aus Eisenhüttenstadt gereist – um gemeinsam mit Tausenden anderen Teilnehmern gegen den wiederholten Aufmarsch von Rechtsextremisten zu protestieren. Rund 50 Mitarbeiter von ArcelorMittal waren dem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes gefolgt. Einige hatten sich dafür extra frei genommen. Mit einem von der IG Metall gestellten Bus fuhren sie am Sonnabend in die sächsische Landeshauptstadt, reihten sich mit Fahnen und Transparenten in den Demonstrationszug, der vom Neustädter Bahnhof zur Semperoper führte. Dabei trafen sie unter anderem auf Kollegen aus Salzgitter.

"Wir wollten ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen, gegen Rassismus, Intoleranz und Geschichtsverdrehung", sagte Steffen Hafki, stellvertetender IG Metall-Vorsitzender bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt und verwies darauf, dass dies auch Devise seines Unternehmens sei. "Deshalb nehmen wir an solchen Aktionen teil. Es war gut, dass so viele Menschen wieder Gesicht und Flagge gezeigt und deutlich gemacht haben, dass wir diesen braunen Spuk nicht wollen."

 

Quelle:
http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/category/Eisenh%25FCttenstadt/id/265830?

Bild: Neonazis treten Gewerkschafter Schädel ein

bild.de
16.02.09

Neonazis treten Gewerkschafter Schädel ein

Brutaler Neonazi-Überfall nach der Friedenskundgebung in Dresden!

Neonazis attackierten auf einem Rastplatz in Thüringen Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) aus Hessen und der Linkspartei, die gegen Rechts demonstriert hatten.

DGB-Mitglied Holger Kindler: „Wir waren auf dem Heimweg. Die Neonazis haben unsere zwei Busse mit Flaschen und einem mehrere Kilogramm schweren Eisklotz angegriffen. Ein Kollege konnte sich nicht mehr in den Bus retten.“ Er sei dann so lange gegen Kopf und Oberkörper getreten worden, bis er sich nicht mehr gerührt habe – Schädelbruch, Klinik!

Insgesamt gab es fünf Verletzte. Die Polizei ermittelt gegen alle 41 Neonazis aus dem saarländischen Reisebus wegen Landfriedenbruchs.

 

Quelle:
http://www.bild.de/BILD/news/2009/02/16/chaoten/neonazis/treten-gewerkschafter-schaedel-ein.html

 


 


bild.de
17.02.09

Neo-Nazis schlugen mich fast zum Krüppel
Felix (18) wurde mit seiner Reisegruppe von rechten Schlägern überfallen und zusammengeprügelt. Jetzt sitzt er im Rollstuhl

Von MORITZ SCHÄFER

Felix F. war nach Dresden gefahren um ein Zeichen zu setzen. Gegen Gewalt, Rassismus und rechtes Gedankengut. Doch am Ende landete der 18-jährige Lüdenscheider im Krankenhaus.

Am Wochenende war das Juso-Mitglied mit 18 anderen jungen Leuten bei der Demo gegen Neo-Nazis, die den Jahrestag der schweren Bombenangriffe 1945 auf Dresden für ihre Hetze nutzten. Auf dem Rückweg kam es dann zum Zusammenstoß mit den Rechten.

Felix: „Wir hielten bei Jena an einer Raststätte. Acht von uns stiegen aus dem Bus, wollten sich etwas zu Essen besorgen.“ Schon im Restaurant waren Rechtsextreme, auch auf dem Rastplatz standen überall welche herum. „Sie pöbelten, machten sogar den Hitler-Gruß.“

Die Jusos wollten sicherheitshalber wieder in den Bus – doch zu spät. „Kurz davor haben mir zwei von ihnen die Beine weggetreten.“ Als er dann auf dem Boden lag, haben beide auf sein rechtes Bein eingetrampelt, brüllten „Antifa-Pussy“.

Am Ende kam jemand Felix zu Hilfe, die rechten Schläger flohen vor der Polizei. Der Bus fuhr direkt nach Jena ins Krankenhaus. Ein DGB-Mitglied erlitt sogar einen Schädelbruch. Felix kam mit schweren Prellungen am Bein und am Schädel davon, war schon zur Nachuntersuchung in Lüdenscheid.

Doch er lässt sich nicht einschüchtern: „Jetzt werde ich mich erst recht gegen Neo-Nazis und ihre Ideologie einsetzen!“

 

Quelle:

http://www.bild.de/BILD/news/2009/02/17/neo-nazis/schlugen-felix-fast-zum-krueppel.html

Indymedia: 13./14. Februar 2009 – Überblick

Ein Indymedia-Artikel fasst die Ereignisse zusammen:
Am 13.2. das offizielle Gedenken am späten Vormittag auf dem Heidefriedhof, noch immer mit den Nazis; der Fackelmarsch der Nazis am Abend und die Gegenkundgebung mit 700 Antifas.
Dann der 14.2. mit dem Naziaufmarsch und der No pasarán-Demo mit 4.000 Antifas und dem von der Polizei provozierten Ende der Demo unweit der Nazidemo, und die Ereignisse im Nachgang; Geh Denken, Polizeiübergriffe und Verletzte sowie Pressehetze.

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SäZ: Nazi-Aufmarsch löst Debatte zum Umgang mit Rechtsextremen aus

Sächsische Zeitung, Montag, 16. Februar 2009

Nazi-Aufmarsch löst Debatte zum Umgang mit Rechtsextremen aus

Der Aufmarsch von rund 6.000 Neonazis am Samstag in Dresden hat die Debatte zum Umgang mit Rechtsextremen erneut entfacht.
Dresden – Der Zentralrat der Juden sprach von einem dramatischen Signal. Der Aufzug zeige, dass die Warnungen vor der wachsenden Gefahr von Rechts weder Phantomschmerzen seien noch unnötige Hysterie oder Panik, sondern berechtigte Sorge, sagte Generalsekretär Stephan Kramer am Montag in der „Berliner Zeitung“. Er kritisierte, dass sich keine Bundesprominenz von konservativer und liberaler Seite auf der Gegendemonstration in Dresden blicken ließ.

Rechtsextreme aus ganz Deutschland und dem Ausland hatten am Samstag den Jahrestag der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wie jedes Jahr für einen Aufmarsch genutzt. Allerdings gab es noch nie so viele Teilnehmer wie diesmal. Laut Verfassungsschutz war es europaweit eine der größten Kundgebungen der Rechtsextremisten in der jüngeren Geschichte. Ein parteiübergreifendes Bündnis rief unter dem Motto „Geh denken“ dazu auf, ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. CDU und FDP beteiligten sich nicht, da sie mit Blick auf die 25 000 Opfer der Angriffe ein stilles Gedenken für angemessen hielten.

„Dieses Datum ist nicht für politische Kundgebungen geeignet“, sagte der Fraktionschef der CDU im sächsischen Landtag, Steffen Flath, am Montag der dpa. Solch ein Politspektakel sei nicht im Sinne der Dresdner. Zugleich hielt er es für dringend geboten, dem „braunen Spuk in Dresden“ zu unterbinden. Flath schlug vor, große Teile der Innenstadt künftig nicht mehr für solche Demonstrationen freizugeben. Dresdens CDU-Chef Lars Rohwer bedauerte, dass es kein einheitliches Vorgehen gab. Für eine Demonstration mit „Bannern und Plakaten“ stehe die Union aber nicht zur Verfügung. Ähnlich äußerte sich die FDP.

Wegducken, wegsehen, schönreden?

„Wegducken, wegsehen und schönreden, das ist im Kampf gegen Rechts offenbar die Strategie der CDU“, erklärte SPD-Generalsekretär Dirk Panter und kritisierte namentlich den CDU-Bundestagsabgeordneten Arnold Vaatz. Der hatte auf seiner Website die Ansicht geäußert, dass eine Teilnahme am „Geh denken“ letztlich den Rechtsextremismus stärke, weil dieser mit einer wohlkalkulierten Konfrontation international Aufmerksamkeit zu erlangen versuche.

Die Linken sprachen von einem Armutszeugnis für ganz Sachsen. „Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Deutschlands hat bei uns die CDU ein gemeinsames Auftreten aller Demokraten gegenüber den Nazis verhindert, auf diese Weise die Bevölkerung verunsichert und die Wirkung des Widerstandes gegen die Nazis geschwächt“, erklärte die Parteichefin der Linken, Cornelia Ernst. Es sei ein schweres Versagen der Dresdner Stadtverwaltung, den Rechtsextremen einen „völlig beschwerdefreien Marsch mitten durch 1-a-Innenstadtlagen ermöglicht zu haben“. (AP)

Quelle:
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2076252

taz: „Nur ein bisschen stärker“

Die taz berichtet gut und sehr realitätsnah – ein Lichtblick angesichts der gruseligen Berichte in der Sächsischen Zeitung, wo von No pasarán als rot-braunem Block die Rede ist und wo Ursache und Wirkung vertauscht wurde: Nicht wir haben die Polizei angegriffen, sondern die Polizei hat uns die genehmigte – die von Ordnungsamt und Gerichten zugewiesene – Route verweigert und dann die Demonstrationsspitze massiv angegriffen. Continue reading

Spiegel Online: Wie Neonazis Dresden zu ihrer Pilgerstätte machen

Spiegel online
15.02.09

GEDENKTAG
Wie Neonazis Dresden zu ihrer Pilgerstätte machen

Aus Dresden berichtet Veit Medick

Ein lebendes Schandmal: 6000 Neonazis kamen am Wochenende nach Dresden und missbrauchten das Gedenken an die Bombardierung vor 64 Jahren. Ihr "Trauermarsch" ging in diesem Jahr mitten durch die Innenstadt. Das konnten selbst die gut 12.000 Gegendemonstranten nicht verhindern.

Dresden – Was sind sie stolz auf ihre Frauenkirche, die Dresdner. Punkt viertel vor zehn am Freitagabend, gerade haben in der ganzen Stadt die Kirchenglocken angefangen zu läuten, recken sie die Köpfe nach oben, umarmen sich und mustern das Bauwerk. Es ist ihr Symbol, das Symbol der Versöhnung. Sie sind gekommen, um zu erinnern. An die vielen tausend Menschen, die bei den Luftangriffen vom 13. bis 15. Februar vor genau 64 Jahren ums Leben kamen – und an die verbrecherischen Kriege der Nazis, die die Alliierten zu den Bombardements verleiteten.
Es ist bitterkalt, trotzdem haben sich Hunderte mit Kerzen rund um den Kirchenneubau versammelt. Es könnte eigentlich eine schöne Stimmung sein, festlich und ruhig. Wenn nicht an jeder Ecke der Stadt an diesen beiden Tagen Polizisten stehen würden.


Und wenn es nicht auch dieses andere Dresden gäbe.

Das andere, gruselige Dresden lässt sich wenige Stunden später, am Samstagmittag, ebenfalls mitten in der Innenstadt besichtigen. Rund 6000 Neonazis aus ganz Europa ziehen durch die Straßen. Auch sie sind gekommen, um zu erinnern. Seit zehn Jahren kommen sie jedes Jahr. Die Gedenktage der Bombardierung sind zum Highlight für Rechtsradikale geworden. Sie wollen in Dresden den Kampf um das Gedächtnis gewinnen und sich gegenseitig ihrer kruden Mythen vergewissern. Zum Beispiel, dass mit Dresden eine "unschuldige" Kulturstadt dem Erdboden gleichgemacht worden sei. Oder dass "Hunderttausende" Zivilisten das Leben hätten lassen müssen.
Mit all diesen Legenden hat eine 2004 von der Stadt eingesetzte Historikerkommission eigentlich längst aufgeräumt. 25.000 Menschen sind nach deren Angaben gestorben. Und die Stadt war nie ein beschauliches Elbflorenz. Auch von hier wurden Juden deportiert. Zudem wurde hier Hitlers Krieg an der Ostfront strategisch vorbereitet.


Moderates Auftreten ist Strategie

Doch das interessiert heute keinen einzigen Rechten. Sie marschieren mitten durch die Einkaufszone, die Dresdner Politik hat es ihnen erlaubt. Die "Junge Landsmannschaft Ostdeutschland" hat zu dem "Trauermarsch" aufgerufen. Ihre Trauer gilt ausschließlich den deutschen Opfern, versteht sich, der Rest der Geschichte wird ausgeblendet. Gekommen sind sie alle, die freien Kameradschaften, die Burschenschaften und natürlich die NPD-Fraktion im sächsischen Landtag, samt ihrem Chef Holger Apfel und dem Bundesvorsitzenden Udo Voigt. Es gibt keine Parolen, kein Gebrüll. Sie treten moderat auf, Typ Biedermänner. Was sie sagen wollen, tragen sie auf Bannern vor sich her. "Alliierter Bombenholocaust", steht darauf, "Geschichtliche Wahrheit bringt geistige Freiheit" oder "Ehre den deutschen Trümmerfrauen". An die deutsche Kriegsschuld will hier niemand glauben.

Flankiert von der Polizei bleiben sie alle paar Minuten stehen – einfach so, zwischen Commerzbank und Karstadt am Altmarkt, während die Dresdner ihrem Samstagseinkauf frönen, als wäre nichts. Es ist eine stille Machtdemonstration.
Es scheint ja auch niemanden so richtig zu stören. Von den gut 12.000 Gegendemonstranten wissen die Rechten nur vom Hörensagen, deren Protestzug wird streng abgeschirmt durch den anderen Teil der Altstadt geführt. Kontakt? Nicht möglich. Nur rund zwei Dutzend Antideutsche haben sich durch die Sperren mogeln können. "Nie, nie, nie wieder Deutschland", halten sie den Neonazis entgegen und entrollen ein paar US- und Israelflaggen. Ein tapferes Pärchen ruft: "Nazis raus!", zwei Mittzwanziger brüllen: "Stalingrad war wunderbar, Naziopa blieb gleich da." Aber das ist alles so harmlos, dass selbst die Schläger unter den Rechten nur müde lächeln.

Pöbeln lassen sie andere, das ist ihre Strategie. Genauer gesagt, die der NPD. Für die Partei ist der Aufmarsch eine Chance, zu demonstrieren, dass die rechte Szene doch nicht so zerstritten ist, wie zuletzt immer wieder zu hören und zu lesen war. Gut sechs Monate vor der Landtagswahl kann das nicht schaden. Am 30. August wollen die Nationalen unter allen Umständen den Wiedereinzug ins sächsische Parlament schaffen. Und wo, wenn nicht in Dresden, kann man schon mal ordentlich mobilisieren.


Düsterer Fackellauf am Freitagabend

Tatsächlich drängt sich der Eindruck auf, dass es hier eine Menge Menschen gibt, die Geschichte etwas anders sehen, als man gemeinhin hoffen dürfte. Ansonsten wäre es den Rechten wohl kaum möglich, ihren jährlichen Fackellauf völlig ungestört abzuhalten.
Der Zug ist dieses Jahr schon am Freitagabend, gewissermaßen die Ouvertüre zum ganz großen Trauermarsch am Folgetag. Das "Aktionsbündnis gegen das Vergessen" hat dazu aufgerufen. Gleich hinter dem Bahnhof sammeln sich rund tausend Neonazis, unter ihnen Thomas "Steiner" Wulff, der in ihren Kreisen als Führungsfigur gilt. Um sieben Uhr setzt sich die Gruppe, abgeschirmt von der Polizei, in Bewegung. Vorneweg marschieren sechs Kameraden mit Skelettkostümen und schwarzen Kreuzen. Rund zwei Stunden geht es durch Neubausiedlungen in der Vorstadt.

Die Straßenzüge sind düster, kein Gegendemonstrant ist weit und breit zu sehen. Ab und zu lehnt sich ein Anwohner mal aus dem Fenster, ohne aber groß auf sich aufmerksam zu machen. Eine Frau steht im Vorgarten. Wie sie den Aufmarsch denn fände? "Mutig, mutig", sagt sie. Am Wettiner Platz, nach der Hälfte der Wegstrecke, kommt der Zug zum Stehen. Ein Redner wettert über die "Luftmörder mit ihrer todbringenden Fracht", doziert über "Hunderttausende Opfer" und rühmt die Gefallenen an der "Heimatfront". Dann halten die Rechten eine Schweigeminute ab. Nichts regt sich. Hier gehört ihnen die Straße.

Mehrere tausend Menschen protestieren gegen Neonazis

Es gibt natürlich auch frohe Botschaften an diesem Wochenende. Die Gegendemonstrationen zum Beispiel. 6000 Menschen sind nach Polizeiangaben am Nachmittag vor die Semperoper gekommen, zur Abschlusskundgebung der Aktion "Geh Denken". Linke Parteien, Kirchen und Gewerkschaften sprechen gar von 7500 Teilnehmern. Sie hatten dazu aufgerufen, den Neonazis die Stirn zu bieten. Selbst Parteiprominenz ist angereist: SPD-Chef Franz Müntefering etwa. Die "braune Soße" dürfe in Deutschland "nie wieder eine Chance haben", ruft er den Aktivisten entgegen. Grünen-Chefin Claudia Roth ist auch da. Sie sei schockiert, sagt sie, wie die Rechtsextremen mit Parolen vom "Bombenholocaust" die Verbrechen der Nationalsozialisten relativierten. Am Mittag hat Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) zudem ein Mahnmal in der Altstadt eingeweiht.

Die harte Polizeistrategie hat auch funktioniert. Wo immer Rechtsextreme und Autonome hätten aufeinandertreffen können – alles war vorher schon mit Tausenden Polizisten aus dem gesamten Bundesgebiet rigoros abgeriegelt. Zwischenfälle konnten so vermieden werden. Nur am Schlossplatz gibt es mal kurz Rangeleien zwischen Polizei und Autonomen. Ansonsten bleibt die Lage ruhig.


Doch nächstes Jahr werden die Neonazis wiederkommen. Dresden ist zu ihrer Pilgerstätte geworden.

 

Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,607669,00.html

DNN: Auf Dresdens Gedenken an die Zerstörung 1945 fällt ein Schatten

Dresdner Neueste Nachrichten, 15.02.2009

 

Auf Dresdens Gedenken an die Zerstörung 1945 fällt ein Schatten

Dresden. Dresden scheint 64 Jahre nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von einem stillen Gedenken an die Tragödie weit entfernt. Auch in diesem Jahr bestimmten Demonstrationen, ein Großaufgebot der Polizei und Krach am Rande das Bild von einer Stadt, die eigentlich nur trauern wollte. Einem würdevollen Erinnern am Freitag mit Gottesdiensten, Totenmessen und einer Kranzniederlegung folgte am Samstag ein Aufmarsch von rund 6000 Neonazis aus ganz Deutschland und dem Ausland. Ihnen stellten sich mehr als 10 000 Demonstranten entgegen, die unter dem Motto „Geh Denken“ gegen einen Missbrauch dieses Datums durch Rechtsextremisten protestierten.

„Wenn 100 Nazis kommen, dann müssen 200 von uns da sein“, rief die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, den Demonstranten zu. „Wir müssen viel, viel, viel mehr sein. Das ist das Versprechen von Dresden.“ Bis zu diesem Zeitpunkt hatten schon viele Dresdner bei eisiger Kälte auf Sternmärschen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Auch von auswärts kamen Hunderte angereist. Ein paar mögen auf Krawalle erpicht gewesen sein, denn beim Finale von „Geh Denken“ waren viele Linksautonome nicht mehr zu sehen.

Schon am Mittag glich der Hauptbahnhof einer Festung. Dort hatten sich Neonazis aus ganz Deutschland versammelt. Die NPD demonstrierte Geschlossenheit, parteiinterner Zoff blieb unter der Decke. Parteichef Udo Voigt marschierte an der Seite seines Kontrahenten Andreas Molau, eingerahmt von schwarzen Fahnen und Plakaten mit markigen Parolen. Die Ursachen des Zweiten Weltkrieges verlieren sich in wilden Verschwörungstheorien, von deutscher Schuld ist keine Rede.
„Die Opfer haben ein würdiges Andenken verdient und keine Vereinnahmung durch rechtsextreme Propaganda“, sagte Claudia Roth: „Wenn Rechtsextreme vom sogenannten Bombenholocaust in Dresden reden, dann ist das der Versuch, die nationalsozialistische Terrorherrschaft zu relativieren, sie vergleichbar zu machen. Das ist der perfide Sinn hinter der verlogenen Nazi-Trauer hier in dieser Stadt.“ Der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, erinnerte an die Toten von Dresden, aber auch an die ersten Opfer der Nationalsozialisten – an Juden, Sinti und Roma, Kommunisten, Sozialdemokraten, Kirchenvertreter, Homosexuelle, Gegner der Nazis.

Seit der Bombardierung Dresdens am 13./14 Februar 1945 gibt es die Debatte, ob die Stadt schuldig oder unschuldig den Luftangriffen der Briten und Amerikaner ausgesetzt war. Etwa 25 000 Menschen verloren ihr Leben, Rechtsextreme hängen als Beleg für ein Kriegsverbrechen gern noch eine Null an die Opferzahl. Dresden galt zwar als Hochburg der Nazis und wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Andererseits trafen die Bomben fast ausnahmslos wehrlose Zivilisten in der Innenstadt. „Heute verstieße ein solches Bombardement klar gegen das Völkerrecht. Aber einen Umstand dürfen wir nie vergessen: Wie andere Länder auch befanden sich die USA und Großbritannien in einem Verteidigungskrieg, der Aggressor war kein anderer als Deutschland“, betonte Gysi.

Ob Aufnahmen vom „Geh Denken“ das Bild Dresdens in ausländischen Medien prägen werden, darf bezweifelt werden. Die Kameras blieben erneut vor allem auf Neonazis gerichtet. Dabei hätten es gerade diesmal auch ein paar andere Bilder verdient. Dresden feierte mit Vertretern aus Coventry 50 Jahre Städtepartnerschaft. Die britische Stadt war 1940 von den Deutschen zerstört worden. Mit ihrem Bündnis zeigen die beiden Kommunen Versöhnung der ehemaligen Kriegsgegner. Die Semperoper ließ auf einen riesigen Plakat den Dichter Erich Kästner zu Wort kommen: „Jeder ist mitverantwortlich für das, was geschieht und für das, was unterbleibt.“

Jörg Schurig, dpa

 

Quelle:
http://www.dnn.de/aktuell/content/88137.html

Aufruf: Polizeigewalt melden

Als unsere Demonstration in die Schloßstraße einbog, wurden Demonstrationsteilnehmer von der Polizei angegriffen. Die Angriffe waren so heftig, dass wir die Demonstration auflösen mussten. Obwohl unsere Route bis zum etwa noch 300 Meter entfernten Theaterplatz angemeldet war, sperrte die Polizei die Straße und ging auf Höhe Taschenbergpalais massiv gegen die Demonstranten vor. Obwohl diese sich bisher defensiv verhalten hatten. Mit Pfefferspray und Schlagstöcken wurden dutzende DemonstrantInnen
verletzt. Besonders schwere Verletzungen riefen die
Bambusrohrschlagstöcke einer ungekennzeichneten Einheit hervor.

Schickt Gedächtnisprotokolle sowie Bild- und Filmaterial,
welches den brutalen Einsatz der Polizeikräfte zeigt oder beschreibt an 13februar -at- riseup.net oder
mail@addn.me (Alternative Dresden News).

pgp-key

Cops mit Bambusstöcken

Quelle

netzzeitung: Nach dem Jahrestag der Bombardierung: Die Dresdener Schande für Deutschland

Zu den Aussagen des Polizeipräsidenten Dieter Hanitsch ist anzumerken, dass es, nachdem die Polizei die genehmigte Route der No pasarán-Demo zum Theaterplatz kurzerhand in der Schloßstraße absperrte, selbstverständlich zu Versuchen kam, diese illegale Polizeiblockade zu durchbrechen. Als sich in der Folge die Polizei stundenlang nur noch mit dem Drangsalieren von AntifaschistInnen, mit dem Ziel, sie aus der Innenstadt zu treiben, beschäftigte, hat es auf dem Weg in die Neustadt gewalttätige Akte gegen leerstehende Fahrzeuge der Polizei gegeben. Auch bürgerliche DemonstrantInnen wurden gehindert, auf den Theaterplatz zu gelangen. Wenn die Trennungsstrategie der Polizei vorsah, die Innenstadt für die Nazis zu reservieren, ist diese tatsächlich aufgegangen.

Nach dem Jahrestag der Bombardierung:
Die Dresdener Schande für Deutschland

netzzeitung.de, 15. Feb 2009 09:58

Aufräumarbeiten in Dresden

Aufräumarbeiten in Dresden
Foto: dpa

Um die 6000 Neonazis kamen am Wochenende nach Dresden, die Stadt erlebte den größten Polizeieinsatz in der jüngeren Vergangenheit. 86 Personen landeten in Polizeigewahrsam, die Polizei ist mit dem Großeinsatz zufrieden.

Am Rande der Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens hat die Polizei drei Personen festgenommen. 86 Personen wurden in Gewahrsam genommen, wie die Polizei am Samstagabend mitteilte.

Die meisten davon hätten gegen das Versammlungsgesetz verstoßen, weil sie vermummt gewesen seien oder Passivbewaffnung bei sich getragen hätten. Ermittelt wird zudem unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, versuchter Brandstiftung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Es kam zu Angriffen auf Polizeibeamte, bei denen 30 Polizisten leicht verletzt wurden.

In einem ersten Fazit zeigte sich Polizeipräsident Dieter Hanitsch zufrieden mit dem Einsatzverlauf. «Unsere Taktik ist aufgegangen. Durch die strikte Trennung der Aufzüge konnten wir gegenseitige Provokationen und Auseinandersetzungen verhindern», sagte er. «Allerdings konnten sich mehrere hundert Teilnehmer einer linken Demo nicht mit dieser strikten Trennung abfinden und ließen in der Folge ihre Aggressionen an den eingesetzten Polizisten aus.»

Der Polizeieinsatz am Samstag war der größte der Dresdner Polizei in der jüngeren Vergangenheit. Insgesamt rund 4.300 Polizisten wurden aufgeboten. Sie kamen von der Bundespolizei, aus mehreren anderen Bundesländern und von allen sächsischen Polizeidienststellen.

10.000 gegen Rechts, 6000 dafür

An der Demonstration der Initiative «Geh denken» nahmen laut Polizei rund 6.500 Menschen teil. Zu dem Aufzug des Bündnisses «No Pasaran» sammelten sich den Angaben zufolge etwa 3.500 Personen. Nach Einschätzung der Polizei befanden sich darunter 1.500 gewaltbereite Teilnehmer. Ein Drittel davon sei massiv gewalttätig geworden. Beide Demonstrationen wandten sich mit Sternmärschen und Kundgebungen gegen Rechtsextremismus.

Ein überparteiliches Bündnis hatte die Dresdner aufgerufen, unter dem Motto «Geh Denken» ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Auch bundespolitische Prominenz wie der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering, Grünen-Chefin Claudia Roth und der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Gregor Gysi, reihten sich ein. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte zum Auftakt: «Es ist gut, dass hier so viele Menschen stehen und Flagge zeigen. Wir müssen die Antidemokraten heute und an jedem anderen Tag in die Schranken weisen.»

Beim Aufzug der «Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland», zu dem Neonazis aus dem In- und Ausland anreisten, zählten die Beamte 6.000 Personen. Der Jahrestag der Bombardierung Dresdens durch Briten und Amerikaner am 13. und 14. Februar 1945 wird regelmäßig von Rechtsextremisten instrumentalisiert.

Inschrift auf dem Altmarkt

Seit Samstag erinnert eine Inschrift auf dem Altmarkt an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg. Die Inschrift gibt Auskunft darüber, was geschah: «Hier wurden die Leichname tausender Opfer der Luftangriffe des 13. und 14. Februar 1945 verbrannt. Damals kehrte der Schrecken des Krieges, von Deutschland aus in alle Welt getragen, auch in unsere Stadt zurück.» Bei der Bombardierung Dresdens kamen etwa 25.000 Menschen ums Leben. (dpa/AP/nz)

welt: Fatale Spirale – „Kampf gegen Rechts“ lockt Nazis nach Dresden

Die Stoßrichtung dieses Artikels der Welt geht leider völlig in die falsche Richtung: Hier wird suggeriert, weniger Widerstand würde dem Naziaufmarsch auch weniger Zulauf bringen. Das dies falsch ist, zeigt die einfache Betrachtung des Wachsens des Naziaufmarsches seit 1998: Der Aufmarsch wurde im Windschatten des in den ersten fünf Jahren nahezu gänzlich ausgebliebenen Gegenwindes erst so groß, wie er heute ist. Als dann begonnen wurde, gegen den Aufmarsch zu arbeiten, war es längst zu spät, den festen Termin der extremen Rechten im Keim zu ersticken oder gegen den inzwischen zu groß gewordenen Aufmarsch ohne Gefahr zu protestieren. Auch die Behörden der Stadt stellen sich bis heute nicht wirklich quer, um es den Nazis ungemütlich zu machen.
Desweiteren wird antifaschistischer Widerstand recht plump auf das Agieren von antideutschen "Antifa-Grüppchen" reduziert.


Fatale Spirale
"Kampf gegen Rechts" lockt Nazis nach Dresden

Von Richard Herzinger 14. Februar 2009, 17:29 Uhr

Während die Dresdner versuchen, mit der Zerstörung der Stadt auf würdige Weise umzugehen, haben die Neonazis den Gedenktag zu einem ihrer zentralen Propagandathemen gemacht. Je mehr vom Gedenken auf den "Kampf gegen Rechts" umgeschwenkt wird, desto attraktiver wird der Ort für Neonazis.

Samstagnachmittag glich Dresden einem Heerlager von Polizeikräften aus ganz Deutschland. So gut wie jede Ecke der Innenstadt war von ihnen überwacht, der Verkehr kam praktisch zum Erliegen. Doch der Eindruck, der nach außen dringt, täuscht. Nicht politische Parolen, nicht Nazi-Aufmärsche und Gegendemonstrationen sind es, die das jährliche Gedenken der Dresdner an die Zerstörung ihrer Stadt durch die alliierten Bombenangriffe vom 13. und 14. Februar 1945 eigentlich ausmachen. Es ist vielmehr die Stille.

Minutenlang steht der Chor schweigend auf der Bühne vor der Frauenkirche, bevor er an diesem kalten Freitagabend mit seinem Gesang die zentrale Gedenkveranstaltung der evangelischen Kirche und der Stadt Dresden eröffnet. Die rund dreitausend Bürger, die auf den Neumarkt gekommen sind, schweigen mit. Und auch während der Ansprachen der Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) und des Hauptredners, des früheren SPD-Chefs Hans-Jochen Vogel (SPD), wird untereinander kaum ein Wort gesprochen. Der Beifall fällt zurückhaltend aus. Nicht etwa, weil die Reden nicht zu Herzen gehen würden. Sondern weil die Stille des trauernden Eingedenkens nicht zu grell durchbrochen werden soll.

Es macht den Dresdnern zunehmend zu schaffen, dass ihr Versuch, mit dem Untergang ihrer Stadt vor 64 Jahren auf würdige Weise umzugehen, nicht mehr respektiert wird. Seit die Neonazis ihn zu einem ihrer zentralen Propagandathemen gemacht haben und jedes Jahr mit ausdauernder Dreistigkeit demonstrierend in die Stadt einfallen, um nationalistische Hassparolen zu verbreiten, droht das Dresdner Gedenken an die zwei Tage, als bis zu 25.000 Menschen im Feuersturm starben, von ihrem Ungeist kontaminiert zu werden.

„Diese Bande hat in Dresden nichts zu suchen“, ruft Oberbürgermeisterin Orosz vor der Frauenkirche aus. Und Vogel rekapituliert unter dem Veranstaltungsmotto „wahrhaftig gedenken – versöhnt leben“ einmal mehr die Schuld des nationalsozialistischen Deutschland, die aus dem Erinnern an das Dresdner Leid nicht ausgeblendet werden darf. Den versammelten Bürgern muss man das eigentlich nicht mehr sagen. Die auch mit britischen Spenden und britischer Hilfe wiederaufgebaute Frauenkirche ist an sich ein bedeutendes Zeichen dafür, dass Ressentiments und Geschichtsrevisionismus in Dresdens Gedenkkultur keinen Platz haben. Doch die Nähe der Extremisten – schon Freitagabend marschieren fast tausend „autonome Nationalisten“ auf – zwingt, mit der Geschichtslektion immer wieder von vorn anzufangen.

Spirale von Mobilisierung und Gegenmobilisierung

Der Widerstand gegen die Vereinnahmung durch die Rechtsextremen hat das Dresdner Gedenken in eine fatale Spirale von Mobilisierung und Gegenmobilisierung gebracht. Am Samstag verwandelt sich Dresden von einem Ort des Eingedenkens in ein riesiges politisches Kampffeld.

Das Bündnis „Geh Denken“, das vom DGB und der zivilgesellschaftlichen Initiative Kulturbüro Sachsen initiiert wurde und dem sich Politiker vor allem der SPD, der Grünen und der Linken sowie Kirchenleute, Prominente und verschiedenste Bürgerinitiativen angeschlossen haben, hat zu drei Demonstrationszügen gegen die angekündigte Demo der Rechtsextremisten aufgerufen – insgesamt nehmen um die 10000 Bürger daran teil. Sie starten von unterschiedlichen Punkten aus, um die „Präsenz der Demokratinnen und Demokraten“ in der ganzen Stadt zu zeigen und sich zur Abschlusskundgebung auf dem Theaterplatz zu treffen, wo unter anderen der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering und Grünen-Chefin Claudia Roth sprechen werden. Allein im Hauptzug vom „Goldenen Reiter“ aus setzen sich am frühen Samstagnachmittag mehrere Tausend Menschen in Bewegung.

Am Hauptbahnhof haben sich derweil, von der Polizei streng abgeriegelt, rund 5000 meist schwarz gekleidete, überwiegend jugendliche Rechtsradikale mit schwarzen Fahnen und Reichskriegsflaggen zur Kundgebung mit anschließendem „Trauermarsch“ versammelt. Holger Apfel, NPD-Fraktionschef im sächsischen Landtag, schwadroniert vom alliierten Bombenkrieg als einem „einzigartigen Holocaust“ an den Deutschen und wütet gegen „die mörderische Fratze des amerikanischen Imperialismus“.

Dilemma der Demokraten

Dass dieses Jahr mehr Rechtsextremisten da sind als jemals zuvor, zeigt das Dilemma der Demokraten: Je mehr politische Gegenkräfte sie auf die Beine bringen, je mehr gegen von überall her herangekarrte Neonazis bundesweite politische Prominenz aufgefahren wird und sich der Schwerpunkt des Dresdner Jahrestags so vom Gedenken auf den „Kampf gegen Rechtsextremismus“ verlagert, umso attraktiver wird das Datum für die Neonazis. Finden sie hier doch eine ideale mediale Bühne und tanken das befriedigende Gefühl auf, die verhasste Demokratie in helle Aufregung versetzen zu können.

Für Verwirrung sorgen zudem linksradikale Antifa-Grüppchen, die von ihren rechtsextremen Feinden optisch kaum zu unterscheiden sind. Sie haben Dresden ebenfalls als zentralen Kampfplatz entdeckt und sich am Freitagabend mit einem dröhnenden Freiluft-Rockkonzert am Altmarkt unter der Parole „Keine Versöhnung mit Deutschland!“ schon einmal für den nächsten Tag in Stimmung gebracht. Am Samstagnachmittag liefern sie sich in der Dresdner Altstadt ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei.

Nur die Dresdner CDU verweigert sich dem Spektakel. Lars Rohwer, CDU-Kreischef und Landtagsabgeordneter, meint, man dürfe sich „von der Instrumentalisierung durch die Nazis seinerseits nicht eine immer stärkere Politisierung des Gedenkens aufzwingen lassen“. Doch Dresden ist bereits zum zentralen symbolischen Kampfplatz erbitterter geschichtspolitischer Auseinandersetzungen geworden. Und niemand weiß, wie die Spirale ihrer Eskalation zu stoppen ist.

erste Pressemitteilung nach der Demo

4000 Menschen demonstrierten friedlich und entschlossen, bis die Polizei in der Innenstadt, wenige hundert Meter von den Nazis entfernt die Lage eskalierte, in dem sie auf der Schloßstraße die vom Ordnungsamt gewünschte und gerichtlich zugewiesene Route dichtmachte und auf die AntifaschistInnen einschlug. Auch mit Verhandlungen war es nicht mehr möglich, die Demo fortzusetzen.

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