Grundlagenpapier des AK Antifa Dresden zum 13. Februar

Für die internen Debatten der Saison 2011 haben wir als AK Antifa Dresden bereits im Herbst 2010 ein Arbeitspapier geschrieben. Wir haben uns nun entschieden, es zu veröffentlichen.

1. Was ist für uns Gedenken und wie stehen wir dazu
2. Wie stehen wir zum aktuellen offiziellen Gedenken auf dem Heidefriedhof, zu Extremismus und zum historischen Ereignis
3. Was wollen wir erreichen

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Leserbriefe: Ehrenmal für englische Bomberpiloten – gut vs. schlecht

Erst tat sich die Sächsische Zeitung groß damit hervor, das in London geplante Memorial für die toten englischen Luftkriegspiloten zu skandalisieren, dann wurde auch Helma Orosz in dieser Sache peinlich. In den Dresdner Neuesten Nachrichten wurde ein Beitrag von Alan Russell vermittelnd in die Debatte geworfen – der Engländer war schließlich mit daran beteiligt, Spendengelder für die Frauenkirche einzuwerben.

Nun endlich ist auch zu lesen, was der leserbriefschreibende Bürger dazu zu sagen hat. Im Wochenabstand veröffentlichten die Dresdner Neuesten Nachrichten insgesamt vier Leserbriefe, die sich aufeinander und den Beitrag von Alan Russell beziehen – eine Diskussion der Bürger quasi. Natürlich geht es um die Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 und daher ist dies wieder ein schönes kleines Schlaglicht auf die Auseinandersetzung der Bürger mit diesem Thema.

Eine Leserbriefdiskussion zu einem ähnlichen Thema gab es vor einem Jahr schon einmal: Dort ging es allerdings um ein neues Denkmal in Dresden („Zweimal auferstanden“), auf welches man sich nicht einigen konnte. Auch wenn die Sächsische Zeitung mal wieder noch so sehr Stimmung dafür machte – ihre Veranstaltung zum neuen Denkmal zog damals kaum Leute. Heute ist keine Rede mehr von diesem Denkmal.

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Kein Kriegs- sondern ein Friedensdenkmal

Gute drei Wochen nach der großen Aufregung um das geplante Memorial für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen britischen Bomberpiloten (1, 2) haben sich die Dresdner Neuesten Nachrichten um eine britische Meinung zum Thema bemüht. Die wir der Vollständigkeit halber dokumentieren.

Auch das kann natürlich nicht vonstatten gehen ohne die beleidigte „Dresdner Seele“ zu miezeln. Deshalb wurde in einem Interview Sir Alan Russell von The Dresden Trust befragt. Die Organisation wurde 1993 in Großbritannien im Gedenken an die Toten der Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs gegründet und hat in England über eine Million Euro Spendengelder für den Wiederaufbau der zerstörten Frauenkirche gesammelt sowie das Kuppelkreuz, des englischen Kunstschmieds Alan Smith, Sohn eines Bomberpiloten, finanziert. Seit 2002 setzt sich der Verein für die Förderung deutsch-britischer Beziehungen ein. Dementsprechend unkritisch äußert sich Sir Russell zum Gedenkkult um und in Dresden. Dennoch verteidigt auch er, trotz der vielen suggestiven Nachfragen, das geplante Memorial in London und liefert Einblicke in die Arbeit und die Denkweise von The Dresden Trust.
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Orosz „not amused“

Die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) weilt zur Zeit in London, um am 6.9.2010 die Ausstellung „Under Attack“ im britischen „Transport Museum“ zu eröffnen. Die Ausstellung soll die Folgen der Luftangriffe für den Alltag der Menschen in Coventry, London und Dresden dokumentieren. Warum hier ausgerechnet Dresden ausgewählt wurde, lässt sich nur mit dem nach wie vor in der Welt überhöhten Symbol für den Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg erklären. So wird anschaulich vorgeführt, wie sich die Goebbelsche Propaganda nach wie vor in der Welt reproduziert. Die Menschen in den Städten des Ruhrgebiets oder Berlin, die gefühlt jede zweite Nacht im Luftschutzkeller verbracht haben, wo tatsächlich großflächig immer mehr Infrastruktur zerstört wurde, hatten im Alltag sicher viel einschneidendere und längere Erfahrungen mit den Folgen des Luftkriegs gemacht.

Viel aufregender für die lokale und die englische Presse ist aber nach wie vor das geplante Londoner Denkmal an die gefallenen Bomberpiloten. Nachdem Sächsische Zeitung und DNN schon versucht hatten einen Skandal zu beschwören, appellierte die Dresdner Lokalausgabe des Frontblatts des Deutschen Mobs, die BILD, gestern an die OB „Frau Orosz, please say NO!„. Eine Überlebende des 13. Februars nennt das Denkmal in dem Artikel makaber und geschmacklos und redet von Verherrlichung der Bombenangriffe. Holger Zastrow von der Dresdner FDP und Fraktionsvorsitzender im Sächsischen Landtag faselt von verletzten Dresdner Gefühlen und bezeichnet das Vorhaben als geschmacklos.

Die Sprecherin der Oberbürgermeisterin erklärte dann ebenfalls gestern, „Dieses Denkmal ist aus Dresdner Sicht schwer zu verstehen.“ Was aber wohl eher an der bornierten Ignoranz der Dresdner liegen dürfte. Dazu wird behauptet, dass doch in den letzten 50 Jahren eine gemeinsame Erinnerungs- und Versöhnungkultur mit Großbritannien gelebt worden wäre. Die Zahl 50 beruht vermutlich auf dem 50. Jahrestag der Städtepartnerschaft Dresden-Coventry. Sonst bestand diese Versöhnungs- und Erinnerungskultur eher darin, die Mythen und Legenden zu pflegen, was erst in den letzten Jahren unter anderem durch die Historikerkommission etwas aufgebrochen wurde. Zwar wird am Ende auch erwähnt, dass man den gesellschaftlichen Diskurs in Großbritannien nicht bewerten wolle, widerspricht damit aber letztendlich dem kompletten eigenen statement.

Insgesamt zeigt dieser Vorgang, zum einen wie wenig man sich mit den Intentionen des geplanten Denkmals auseinander gesetzt hat und zum anderen was für eine selbstgerechte „Erinnerungskultur“ in Dresden und Sachsen unter anderem von konservativen Vertretern der Stadt und des Landes gepflegt wird, und wie diese dabei von nahezu allen Abteilungen der lokalen Presse sekundiert werden. Um nochmal klar zu stellen, was der Gegenstand der öffentlichen Ereiferung ist. Es geht um nichts weiter als das Gedenken in England an die Gefallenen eines alliierten Truppenverbandes, der im Zuge der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus von allen britischen Kampfverbänden den höchsten Blutzoll gezahlt hat.

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Denkmal für die Gefallenen des Bomber Commands in England geplant

Im Londoner Green Park ist jetzt ein Memorial für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Bomberpiloten der Royal Airforce (RAF) geplant. Die Verbände des Bomber Commands hatten im Zweiten Weltkrieg von allen britischen Einheiten den höchsten Blutzoll zu zahlen. Mehr als 55 000 von 125 000 Freiwilligen starben im Kampfeinsatz. Angesichts der Brutalität des Krieges, welche sich auch in der Zerstörung deutscher Innenstädte mit Tausenden von toten Zivilisten manifestiert, ist es nachvollziehbar, wenn in England vor allem aus pazifistischer und antimilitaristischer Sicht solche Vorhaben kritisch gesehen werden. Aus antifaschistischer Sicht kommt man natürlich nicht an der Erkenntnis vorbei, dass Nazideutschland damals militärisch besiegt werden musste. Daher ist es selbstverständlich, wenn in den Ländern der Anti-Hitler-Koalition den Männern und Frauen gedacht wird, die dafür ihr Leben gaben.

das geplante Memorial im Londoner Green Park

das geplante Memorial im Londoner Green Park

Für die Sächsische Zeitung scheint es dagegen doch ein Aufreger zu sein. So widmete man dem Thema in der heutigen Ausgabe gleich den zentralen Teil der Titelseite, den Leitartikel und den Hauptartikel im Kulturteil. Zwar behauptet Peter Ufer im Leitartikel, dass das Thema kein Grund für hektische Aufregung ist, die Aufmachung sagt aber etwas ganz anderes. So springt einem auf der Titelseite gleich in großen Lettern „Briten wollen Piloten des 13. Februars ehren“ entgegen und der Leitartikel bekundet in der Überschrift „Der Versöhnung hilft das nicht“. Im Kulturteil ist dann von den „vergessenen Helden“ in Anführungszeichen die Rede. Gleichzeitig wird noch mal die Behauptung kolportiert, dass Dresden wohl am meisten unter den Flächenbombardements der Briten gelitten hätte. Zweifelsohne steht fest, dass der Angriff auf Dresden der schlimmste Einzelangriff auf eine Stadt gewesen ist. Am meisten gelitten hat Dresden jedoch sicher nicht. Vor allem aber ging es den Initiatoren des Denkmals nicht explizit um die Verbände, die Dresden bombardierten. Hier schwingt ganz offensichtlich immer noch die Überhöhung Dresdens im Bombenkrieg infolge der Goebbelschen Propaganda mit. Motivation des Denkmals war die Ehrung der Gefallenen in der sogenannten „Battle of Britain“. Diese wurde mangels Alternativen vor allem in der Luft ausgetragen. Dabei waren es die Deutschen die als Erste, wie in Rotterdam, Coventry und London geschehen, auch zivile Ziele angriffen. Dass Nazideutschland den Krieg verlor und damit der Krieg irgendwann auf Deutschland zurückschlug, kann man den Gegnern Nazideutschlands schwerlich vorwerfen.

Wie dieses Denkmal irgendeine Versöhnung tangieren sollte, bleibt das Geheimnis von Kommentator Peter Ufer. Wenn sich jemand um Versöhnung bemühen sollte, dann sicher nicht die ehemaligen militärischen Gegner Nazideutschlands. Noch lächerlicher wird das Ganze, wenn man sich vor Augen hält, dass in Deutschland inzwischen in jedem zweiten Kaff irgendwelche Kriegerdenkmäler stehen, in denen selbstverständlich auch den Toten des Zweiten Weltkriegs gedacht werden. Erst letztens berichtete die Sächsische Zeitung über so ein Denkmal in Rennersdorf-Neudörfel. Dass 1985 ein deutscher Bundeskanzler in Bitburg öffentlich den Angehörigen der Waffen-SS gedachte, hebt einen Peter Ufer genauso wenig an, wie das alljährliche Kriegsverbrechertreffen im bayrischen Mittenwald. Für jemanden der in Nazis vor allem ein extremistisches Imageproblem für die Stadt sieht, ist das aber auch nicht wirklich verwunderlich.

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