Video-Time: Rückblick 13. Februar, Ausblick 19. Februar

Zwei Tage vor’m Großevent mit Massenblockaden am 19. Februar ist noch einmal Zeit zum gechillten Videobeschau:

Die Kulturzeit auf 3Sat über den durch Blockade verkürzten Naziaufmarsch am 13. Februar 2011 in Dresden und den von der Stadt verbotenen Täterspaziergang als Kontrapunkt zum Gedenken. Hübsch umrahmt mit kritischen Beiträgen über die Menschenkette und den Dresdner Opfermythos.

Und wieder ein Hammer der Bringzwei-Kampagne: „Nein Mann“-Parodie – Blockade-Techno Deluxe!

Grundlagenpapier des AK Antifa Dresden zum 13. Februar

Für die internen Debatten der Saison 2011 haben wir als AK Antifa Dresden bereits im Herbst 2010 ein Arbeitspapier geschrieben. Wir haben uns nun entschieden, es zu veröffentlichen.

1. Was ist für uns Gedenken und wie stehen wir dazu
2. Wie stehen wir zum aktuellen offiziellen Gedenken auf dem Heidefriedhof, zu Extremismus und zum historischen Ereignis
3. Was wollen wir erreichen

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Sonntagabenddesaster: 13. Februar-Naziaufmarsch erstmalig erheblich gestört

Sie alle wollten den Täterspuren-Mahngang besuchen - den die Stadt verhinderte

Das gab’s noch nicht in Dresden: Dass bereits der kleinere Aufmarsch der Nazis am 13. Februar, wenn dieser nicht auf einen Sonnabend fällt, mit Blockaden verkürzt und ordentlich Sound gestört wird. Schon 11 Uhr versammelten sich über 500 Menschen zum Täterspuren-Mahngang trotz Verbot am Comeniusplatz, kamen von dort jedoch nicht weiter, da die Gerichte sinnloserweise entschieden hatten, der Mahngang müsse komplett verlegt werde, unabhängig vom Wirkort des Gauleiters Mutschmann und anderer Stationen.

Blockade auf der Fritz-Löffler-Straße (Naziroute)

Die Aufmarschroute des ab 15 Uhr geplanten Nazimarsches war ohnehin schon unwürdig, da die Nazis es gewohnt waren, die schönen Teile der Altstadt oder zumindest in deren Sichtweite und auf belebten Plätzen demonstrieren zu dürfen. Aber dass durch eine entschlossene Blockade auf der Nazioute diese auch noch erheblich verkürzt wurde und nun nur noch die Hälfte der Fläche einschloss (von der Ackermannstraße gleich in die Reichenbachstraße statt auf den Zelleschen Weg)… Da hat sich die lange Wartezeit, bis alle Nazis endlich angereist und durch die Kontrollen durch waren sicher nicht gelohnt. Neu auch, dass über weite Strecken wütender Sound von GegendemonstrantInnen erschallte oder die Gebiete gänzlich ausgestorben waren.

Nach der Menschenkette strömten noch bis zu 2.000 Menschen zum Hauptbahnhof um von dort die Naziroute akustisch zu erreichen. Damit haben insgesamt etwa 3.000 Menschen direkt an den Nazis protestiert – doppelt so viele, wie Nazis da waren. Protest in Hör- und Sichtweite war zwar verboten, wurde damit aber durchgesetzt, anders gehts halt nicht!

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Der 13. Februar kann kommen – der Plan steht, auch ohne Segen vom Ordnungsamt

Die Ordnungsbehörde der Stadt Dresden hat letzte Woche die Katze aus dem Sack gelassen: Auch dieses Jahr wieder, soll die Elbe Linke und Rechte voneinander trennen und zwar wortwörtlich: Alle linken Anmeldungen sollen auf die Neustädter Seite verlegt werden, Menschenkette und Naziaufmarsch bleiben auf Altstadtseite, wobei dem Naziaufmarsch nur der Hinterhof gelassen wird – hinterm Hauptbahnhof Richtung Ost (Reick). Betroffen ist pikanterweise auch der Täterrundgang von Dresden-Nazifrei.

Karten zu den Aktionen von Dresden-Nazifrei am 13.2.2011 in Dresden

Heute stellte das Bündnis Dresden-Nazifrei zwei öffentliche Aktionen für den 13. Februar 2011 in Dresden vor – ohne die lächerlichen Vorstellungen des Dresdner Ordnungsamtes zu berücksichtigen. Erst wird ein Stadtrundgang auf die Täter aufmerksam machen und den Opfern des Nationalsozialismus gedenken. Eine Station ist die „Mathilde“, der Knast auf der Pillnitzer Straße. Hier haben SA und SS gefoltert und hier starben beim Bombenangriff am 13. 2. 1945 etwa 400 Antifaschisten. Der Rundgang endet, wo das Gestapo-Gebäude am 13.2. zerstört wurde: hinter dem Hauptbahnhof. Dort findet ab 14 Uhr eine Kundgebung gegen den Naziaufmarsch statt, denn dieser soll hinter dem Hauptbahnhof beginnen. Schließlich geht ja dieses Jahr alles nach Recht und Gesetz vor sich, somit sollte es sogar legal sein, in Sicht- und Hörweite der Nazis zu protestieren – legitim ist es ohnehin. Unter dem Motto „Nicht lange fackeln – Naziaufmarsch entgegentreten“ sind vor allem die DresdnerInnen aufgerufen; kreativ, laut und vielfältig den geplanten Fackel- und Schweigemarsch der Nazis zu verderben.

Auf diese Weise wird einerseits ein Kontrapunkt zum Gedenken in Dresden gesetzt, welches häufig nur die deutschen Opfer im Blick hat. Andererseits wird der Bogen zu einem wirkungsvollen Protest gegen die Nazis geschlagen, welche die Bombardierung für ihre eigenen finsteren Zwecke nutzen: die Verbrechen der Nazis relativieren und die Nazi-Ideologie erneut aufleben lassen. Bei ihrer Inszenierung eines stillen, geordneten Fackelmarsches dürfen sie keinesfalls allein gelassen werden.

Wer am 13. Februar in Dresden unterwegs ist, sollte dies nicht allein tun und sich stets über die Lage informieren. Es sind mindestens 1500 Nazis in der Stadt, sodass es mitunter gefährlich werden kann. Haltet euch also an die Treffpunkte und checkt regelmäßig die Infos vom Infobüro: Per WAP-Handy-Ticker, Twitter, Radio oder Telefon.

Die Facts:

Treff 1: 11 Uhr Comeniusplatz Beginn des Täterrundgangs
Treff 2: 14 Uhr Friedrich-List-Platz (hinterm Hauptbahnhof) Protest in Sicht- und Hörweite des Nazitreffpunkts
WAP-Handy-Ticker: www.wap.dresden-nazifrei.com
Twitter: twitter.com/dd_nazifrei
Aktionsradio: UKW 98,4 & 99,3 MHz
Infotelefon: 0351 – 41 88 99 70

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Bericht vom Gedenkstadtrundgang am 27. Januar 2011 in Dresden

Ex-KPD-Zentrale in der Columbusstr. 9 in DD-Löbtau

Zum Gedenken an den Tag der Opfer des Nationalsozialismus lud der AK Antifa Dresden zu einem politischen Stadtrundgang ein, bei dem bekannte und unbekanntere Aspekte des Widerstands und des Lebens und Leidens der Opfer des NS beleuchtet werden sollten. 50 Menschen beteiligten sich an der Veranstaltung, die sich über vier Stationen erstreckte und zwischendurch einen Zug durch die Innenstadt ermöglichte.

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Nichts verpassen: Jeden Tag politische Highlights in Dresden

Up to date sein und gut vorbereitet auf den 13. und 19. Februar 2011 in Dresden werden: Wer in Dresden wohnt hat’s leicht. Am morgigen Tag der Opfer des NS (Donnerstag) wird ein Kontrapunkt zur häufig einseitigen Geschichtsbetrachtung in Dresden gesetzt. Am Freitag dann kann man sich überraschen lassen, wo der Diskurs zum Thema Mythos Dresden steht: VertreterInnen des Akademischen Diskurses und Matthias Neutzner, Vorsitzender der IG 13. Februar 1945 präsentieren eine gemeinsame Ausstellung, die nur zu empfehlen ist, und das nicht nur, weil auch zwei Comics zum Thema präsentiert werden… Am Sonnabend diskutiert das Libertäre Netzwerk Dresden öffentlich zu Hintergründen und Strategien zum 13. und 19. Februar 2011, danach wird im Club Novitatis soligefeiert für Dresden-Nazifrei und am Sonntag wird das tägliche Programm mit ganz praktischen Informationen abgerundet, wobei auch die beliebten Trainingseinheiten nicht zu kurz kommen werden!

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AK Antifa Dresden präsentiert: Infoveranstaltung am 20.1. und Gedenkstadtrundgang am 27.1.

Der AK Antifa lädt herzlich zu folgenden zwei Veranstaltungen ein:

Infoveranstaltung zum 13. und 19. Februar 2011 in Dresden

Donnerstag, 20.01.2011, 20 Uhr, AZ Conni, Rudolf-Leonhard-Str. 39
im Rahmen des OAT (Offenes Antifa Treffen)

Mit dieser Veranstaltung informieren wir über die Pläne von No pasarán und Dresden-Nazifrei und über die Hintergründe der zwei Naziaufmärsche im Februar 2011.

Politischer Stadtrundgang zum Tag der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2011

Donnerstag, 27. Januar, Beginn pünktlich 16 Uhr, Columbusstraße 9, Dresden-Löbtau

Am Jahrestag der Befreiung der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 findet seit 1996 ein Gedenktag statt. Davor gab es bereits ähnliche Gedenktage, wie seit 1945 den Tag der Opfer des Faschismus am zweiten Sonntag im September, der auch in Dresden immer noch vom Bund der Antifaschisten begangen wird und den Jom haScho’a, der als nationaler Shoa-Gedenktag in Israel begangen wird. Der Gedenktag am 27. Janur ist symbolhaft auf Auschwitz gerichtet, Auschwitz steht dabei für die Millionen Opfer des NS. Um dies an einigen Beispielen für Dresden deutlich zu machen, haben wir einen politischen Stadtrundgang organisiert, der an KommunistInnnen, AntifaschistInnen, JüdInnen und ZwangsarbeiterInnen erinnert.

Leserbriefe: Ehrenmal für englische Bomberpiloten – gut vs. schlecht

Erst tat sich die Sächsische Zeitung groß damit hervor, das in London geplante Memorial für die toten englischen Luftkriegspiloten zu skandalisieren, dann wurde auch Helma Orosz in dieser Sache peinlich. In den Dresdner Neuesten Nachrichten wurde ein Beitrag von Alan Russell vermittelnd in die Debatte geworfen – der Engländer war schließlich mit daran beteiligt, Spendengelder für die Frauenkirche einzuwerben.

Nun endlich ist auch zu lesen, was der leserbriefschreibende Bürger dazu zu sagen hat. Im Wochenabstand veröffentlichten die Dresdner Neuesten Nachrichten insgesamt vier Leserbriefe, die sich aufeinander und den Beitrag von Alan Russell beziehen – eine Diskussion der Bürger quasi. Natürlich geht es um die Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 und daher ist dies wieder ein schönes kleines Schlaglicht auf die Auseinandersetzung der Bürger mit diesem Thema.

Eine Leserbriefdiskussion zu einem ähnlichen Thema gab es vor einem Jahr schon einmal: Dort ging es allerdings um ein neues Denkmal in Dresden („Zweimal auferstanden“), auf welches man sich nicht einigen konnte. Auch wenn die Sächsische Zeitung mal wieder noch so sehr Stimmung dafür machte – ihre Veranstaltung zum neuen Denkmal zog damals kaum Leute. Heute ist keine Rede mehr von diesem Denkmal.

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Jüdische Schicksale und der 13. Februar 1945 in Dresden, Teil 2: Victor Klemperers Tagebuch

Unglück und Hoffnung, Rettung und Tod – die Extreme liegen dicht beieinander, für die verbliebenen Dresdner Juden am 13. Februar 1945 in Dresden: Am Vormittag wird der Deportationsbescheid überbracht und am Abend fallen die Bomben.

Grab von Eva und Victor Klemperer auf dem Friedhof in Dresden-Dölzschen

Teil 2: Victor Klemperer beschreibt am Nachmittag des 13. Februar 1945 das Austragen der Deportationsbescheide an einige der verbliebenen Dresdner Juden in seinem Tagebuch. Er selbst sollte nicht am 16.2. deportiert werden, auch wenn dies oft so kolportiert wird. Über eine Woche später folgt nach zwischenzeitlichen weiteren Tagebucheinträgen, die Beschreibung der Bombennacht, die für einen Teil der verbliebenen Juden die Rettung vor der Deportation darstellte. Klemperer verliert beim zweiten nächtlichen Angriff in den brennenden Straßen seine Frau Eva – sie finden sich erst am Morgen wieder. Er trifft beim Herumirren einen Holländer der angibt, aus dem „PPD“ geflohen zu sein – das Polizeipräsidium Dresden befand sich schon damals in der Schießgasse. Der geflohene Häftling sagt zu ihm, dass die anderen Gefangenen verbrennen. So ging es auch den über 400 politischen Gefangenen in der Mathildenstraße.

Unter dem Titel „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945“ erschien dieser Teil Klemperers Tagebücher erst 1995 in Buchform und wurden als einzigartiges Zeugnis vom alltäglichen Terror der Nazizeit weithin bekannt. Geschrieben hatte er sie nicht nur unter Gefahr für das eigene Leben, sondern auch des Lebens seiner Frau Eva, sowie weiterer Personen, die an der Verwahrung der Manuskripte beteiligt waren, sowie der in diesen Texten zitierten Personen. Seine zweite Frau Hadwig entzifferte über Jahre hinweg die Aufzeichnungen und machte somit die Veröffentlichung erst möglich. Hadwig Klemperer starb am 22. September 2010 in Dresden, am 11. Februar 2010 hatte sie noch an der Feier zu Klemperers 50. Todestag in Dresden teilgenommen.

Victor Klemperer, Sohn eines Rabbiners, trat 1912 zur evangelischen Kirche über. Seine erste Ehe mit Eva Schlemmer und sein Status als Professor für Romanistik an der TU Dresden schützte ihn lange Zeit vor den schlimmsten Auswirkungen der Judenverfolgung. Neben seinen Tagebüchern wurde vor allem sein Buch „LTI“ über die Sprache des dritten Reiches berühmt.

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Jüdische Schicksale und der 13. Februar 1945 in Dresden, Teil 1

Unglück und Hoffnung, Rettung und Tod – die Extreme liegen dicht beieinander, für die verbliebenen Dresdner Juden am 13. Februar 1945 in Dresden: Am Vormittag wird der Deportationsbescheid überbracht und am Abend fallen die Bomben. Ein Volltreffer geht auf eines der beiden letzten so genannten Judenhäuser – die Zeughausstraße 1 an der Frauenkirche. Die Luftschutzkeller sind für Juden verboten. Viele konnten sich verstecken und überlebten den Krieg und die Nazis, die noch immer nach ihnen suchten.

Teil 1: Einen Einstieg in das Thema gibt ein Ausschnitt aus dem Buch „Das rote Leuchten“: Es wird aufgeschlüsselt, was mit den 6000 Dresdner Jüdinnen und Juden passierte, die 1933 in Dresden erfasst wurden. Der letzte sächsische Deportationszug am 16. Februar ins KZ Theresienstadt geht ohne die Dresdner Juden. Die meisten Deportierten dieses Transports überlebten.

Henny Brenner im Dresdner Zwinger

Henny Brenner 1941 im Innenhof des Dresdner Zwinger

Im weiteren geht es um zwei Frauen, die sich in der Bombennacht durch die brennende Stadt retteten, den gelben Stern entfernten, untertauchten und überlebten: Henny Brenner und Brigitte Rothert, die Großkusine von Kurt Tucholsky. Beide haben jeweils ein Buch über ihre Erinnerungen verfasst. Henny Brenner („Das Lied ist aus“) zitiert ihren Vater mit dem dadurch bekannt gewordenen Spruch „Lieber eine Bombe auf den Kopf als Auschwitz“. Brigitte Rothert („Tucholskys Großkusine erinnert sich“) tritt das literarische und antimilitaristische Erbe ihres berühmten Großonkels an. Heute kommt Henny Brenner hin und wieder gern zurück in die Stadt ihrer Kindheit und Jugend. Der Gottesdienst mit Übergabe eines Nagelkreuzes aus Coventry am 13. Februar 2005 in der gerade wieder aufgebauten Frauenkirche empfand sie als positives Erlebnis, wie sie einige Tage später bei einer Lesung zu ihrem Buch erklärte. Ein Zeitungsartikel über Henny Brenner und ein Interview mit Brigitte Rothert geben Einblicke in ihr Erleben des 13. Februar 1945 in Dresden.

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Antikriegstag und 20 Jahre neonazistische Umtriebe in der Region

Warschau nach der deutschen Bombardierung

Warschau nach der deutschen Bombardierung

Am 1. September 2010 jährt sich der Überfall Nazideutschlands auf Polen nun zum 71. Mal. Dieser Angriff markierte den Beginn des 2. Weltkrieges. Nach dem Schrecken des Krieges wurde der 1. September zum Antikriegstag bzw. Weltfriedenstag erklärt. Bereits im letzten Jahr wiesen wir auf den völkischen Vernichtungskrieg der Nazis im Osten hin. Als Fortsetzung dokumentieren wir einen Artikel aus dem Magazin „der Freitag“ in der die Pläne der Nazis zum Massenmord an der Bevölkerung, durch Verhungern lassen, vor allem in Weißrussland dargelegt werden.

Der VVN-BdA Dresden nimmt den Tag und die bevorstehenden Feierlichkeiten zu 20 Jahre deutsche Einheit zum Anlass um im Haus der Begegnung nach einem Film über das Erstarken der Nazis nach der Wende im Osten Deutschlands zu diskutieren. (vollständige Terminankündigung)

Wie offen die Nazis in Deutschland mittlerweile wieder auftreten, zeigt sich nicht zuletzt an den nun schon seit mehreren Jahren stattfindenden bundesweiten Naziaufmärschen anlässlich des Antikriegstags in Dortmund, die dort für ihren Sieg marschieren wollen. Auch in diesem Jahr gibt es dagegen natürlich Widerstand und auch aus Dresden wird wieder ein Bus zu den Gegenaktivitäten am 04.  September in Dortmund fahren.
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Was wussten die Dresdner vom Bombenkrieg?

Ein wichtiges Buch das bisher in unserer Materialrubrik fehlte, trägt den Titel „Dresden im Luftkrieg“ geschrieben von Götz Bergander. Dieses Buch beschreibt sehr ausführlich und umfassend die Bombenangriffe auf Dresden, bezieht dabei aber auch die Vor- und Nachgeschichte ein. Bemerkenswert an diesem Buch, dessen erste Auflage bereits 1977 in der BRD erschien – allerdings auch in der DDR als Bückware geschätzt war – und seitdem mehrfach neu aufgelegt wurde, dass sich hier bereits sehr kritisch mit vielen Mythen und Legenden um den Bombenangriff auf Dresden beschäftigt wurde. So war Götz Bergander einer der ersten die nachwiesen, dass es weder Tieffliegerangriffe noch Phosphorbombenangriffe auf Dresden gegeben hatte und legte dar, warum die meisten Zahlen der Bombentoten von Dresden viel zu hoch angesetzt waren. Dabei kommt ihm die eigene Erfahrung zu Gute, da er als Junge mit eigenen Augen gesehen hatte, dass die Stadt keineswegs mit Hundertausenden von Flüchtlingen überfüllt war. War das Buch vor 1990 in der DDR verboten, erschien es nach dem politischen Umbruch in Ostdeutschland in einer gründlich überarbeiteten und erweiterten Ausgabe und war so auch den Dresdnern direkt zugänglich. Jedoch wurde das Buch, das aufgrund seiner Beliebtheit 2006 nochmals in einer Sonderausgabe erschien, im öffentlichen Diskurs kaum wahrgenommen. Dennoch ist es nicht zuletzt auch Götz Bergander zu verdanken, dass der Diskurs in Dresden sich nach und nach gewandelt hat. Folgerichtig wurde Bergander auch in die Dresdener Historikerkommission zum 13. Februar berufen.

Da das Buch machmal sehr ins Detail geht, was bei so einem hoch emotional diskutierten Thema aber auch notwendig ist, liest es sich nicht immer ganz einfach. Angesichts der Tatsache, dass so viele Halbwahrheiten über die Luftangriffe aus Dresden grassieren, gehört dieses Buch unserer Meinung nach zur Pflichtlektüre für alle, die sich zu Dresden am 13. Februar auslassen wollen.

Der folgende Auszug aus dem Kapitel „Was wusste die Bevölkerung vom Luftkrieg?“ beschreibt die Stimmung in der Stadt während der ersten Kriegsjahre, als der Bombenkrieg der Deutschen in Kino und Rundfunk für die Bevölkerung erlebbar war und macht klar, dass die Dresdner ziemlich gut hätten wissen müssen, was da eines Tages auf sie zu kommen konnte und dann auch kam:

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Historikerkommission stellte Abschlussbericht vor

Gestern abend stellte die Dresdner Historikerkommission ihren Abschlussbericht zu den Untersuchungen um den 13. Februar in Dresden vor. Die Kommission war 2004 vom damaligen Dresdner Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) einberufen worden, um angesichts der grassierenden Legenden um die Bombardierung Dresden am 13./14. Februar das Ganze auf eine wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen.

Die Veranstaltung im Festsaal des Dresdner Rathaus vor etwa 200 Zuschauern brachte nicht viel Neues. Das Podium bestehend aus Mitgliedern der Historikerkommission Götz Bergander, Dr. Thomas Widera, Professor Rolf-Dieter Müller (Leiter der Kommission) und Matthias Neutzner sowie dem Kulturbürgermeister Ralf Lunau und Rathaussprecher Kai Schulz bestätigten im Wesentlichen die Ergebnisse des Zwischenberichts von Oktober 2008. Demnach sind 19.000 Bombentote namentlich nachgewiesen, insgesamt wird von maximal 25.000 Bombentoten ausgegangen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ausgeschlossen, dass Menschen im Feuersturm restlos verbrannt wären, ebenso liegen keine Tausende mehr verschüttet unter den Trümmern. Auch konnten Mythen wie eine von Flüchtlingen überfüllte Stadt, wie es noch im kurz vor dem 13. Februar durchgepeitschen neuen sächsischen Versammlungsgesetz heißt, nicht bestätigt werden. Trotz umfangreicher Nachforschungen gibt es nach wie vor keine Anhaltspunkte für die immer wieder erzählten Tieffliegergeschichten und diese werden von der Historikerkommission nahezu ausgeschlossen.

Tumulte unter den Zuschauern angesichts der Dekonstruktion des „singulären“ Ereignisses der Bombardierung hat es diesmal nicht gegeben. Man ist offensichtlich langsam bereit, die historischen Fakten in Dresden anzunehmen. Der Kommentator von der Sächsischen Zeitung Peter Ufer nutzt wieder die Gelegenheit, um die in Sachsen so beliebte Extremismusschiene zu bedienen. Mit den jetzt vorgestellten Fakten wäre eine Basis geschaffen, um die Interpretationen rechter und linker Demagogen nicht mehr zuzulassen. Es ist richtig, dass es auch in der DDR einzelne Politiker gab, die mit überhöhten Totenzahlen den Mythos bedienten, dennoch war es eine erste Historikerkommission der DDR bzw. SED gewesen, die 1946, worauf Peter Ufer auch eigentlich hinweist, die Opferzahl vorgelegt hatte, welche gestern im Wesentlichen bestätigt wurde. Letztendlich hat sich gerade das konservative Lager in Dresden nicht gerade bei der Dekonstruktion der Mythen um die Bombardierung Dresdens hervorgetan. Statt stumpfer, konservativer Propaganda wäre etwas Selbstkritik und das alte Sprichwort „Wer im Glashaus sitzt…“ sicher angebrachter gewesen.

Den Abschlussbericht und weitere Veröffentlichungen der Historikerkommission kann man sich auf der entsprechenden Unterseite der Stadt runterladen und durchlesen.

Anbei noch eine Dokumentation der Lokalpresse zum Thema
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Dresdens Untergang 1945 – Warum gerade bei uns?

Die aktuelle Kampagne des VVN-BdA gegen den Naziaufmarsch in Dresden findet ihre Fortsetzung in zwei Artikeln in der aktuellen Ausgabe der „antifa„. Im ersten Artikel entlarvt der Historiker Kurt Pätzold beispielhaft eine verbreitete Scheinheiligkeit und Selbstgerechtigkeit im Umgang mit der Bombardierung in Dresden. Im zweiten Artikel beleuchtet der stellvertretende Vorsitzende der Linken im sächsischen Landtag Klaus Bartl den Anteil der Sächsischen Landesregierung bei der Etablierung der Großaufmärsche der Nazis zum 13. Februar in Dresden.

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Gedenken an den 1. September 1939

Vor 70 Jahren am 1. September 1939 überfiel Nazideutschland Polen und begann damit damit den zweiten Weltkrieg ein. Dahinter steckte die völkische Idee der Nationalsozialisten „Lebensraum für das deutsche Volk“ im Osten zu erkämpfen und die als minderwertig angesehenen Slawen zu vertreiben oder im Zuge der „Germanisierung des Ostens“ aussterben zu lassen. Quelle

Oberste Priorität für die Nazis hatte jedoch erst die Vernichtung der europäischen Juden. Am Ende bedeutete der deutsche Überfall auf Polen den Tod von 3 Millionen jüdischer Polen und 3 Millionen nichtjüdischer Polen. Während viele diesen Tag zum Anlass für mahnendes Gedenken an die Verbrechen der Deutschen und gegen Krieg nehmen, besitzen die Nazis die Unverfrorenheit, in Dortmund einen Großaufmarsch mit Parolen wie „Nie wieder Krieg, nach unserem Sieg“ zu veranstalten.

Wie dieser Tag in Polen im offiziellen Diskurs 70 Jahre später diskutiert wird, zeigt ein hörenswerter Beitrag des Deutschlandfunks vom 14.08.2009, auch wenn die Euphorie der polnischen Intellektuellen über die politische Wende nach 1989 in Bezug auf Deutschland so sicher nicht geteilt werden kann. (Kulturgespräch – mp3 42:42 min)

In einem Audiobeitrag von Coloradio, den wir schon einmal verlinkt hatten, äußert sich Hermann Kant, der als junger Wehrmachtssoldat in Polen gefangen genommen wurde, darüber, dass auch an die deutschen Verbrechen der Deutschen gedacht werden muss, wenn man über die Zerstörung Dresdens redet. (Coloradio – mp3 7:08 min)

In Dresden wird von kirchlichen Organisationen zu einem deutsch-polnischen Versöhnungsfest mit Gottesdiensten und der Versöhnungsliturgie von Coventry aufgerufen. Die Dresdner sollen damit ein Zeichen der Versöhnung setzen. Obwohl es sehr begrüßenswert ist, wenn an den Überfall der Deutschen auf Polen gedacht wird, so stellt sich doch hier die Frage, warum sich die Polen mit den Dresdnern versöhnen sollten. Es waren die Deutschen die den Polen Schreckliches angetan haben und nicht umgedreht. Man kann um Vergebung bitten, der deutschen Verbrechen gedenken und dafür Sorge tragen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Versöhnung kann jedoch nur von Polen ausgehen und nicht umgekehrt.

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Die Totenzahlen von Dresden – eine (un)endliche Geschichte?

Eines der wichtigsten Bestandteile des internationalen Opfermythos um Dresden sind die Totenzahlen. Kurz nach dem Angriff geisterten bereits Zahlen bis zu einigen Hunderttausend Toten weltweit durch die Presse. Goebbels Propagandaministerium startete damit eine Propagandakampagne, fälschte ein paar Dokumente und schon war der Mythos verfestigt und hat sich teilweise weltweit bis heute gehalten. Eines der bekanntesten gefälschten Dokumente war der Tagesbefehl Nr. 47 der Dresdner Ordnungspolizei. Erst 1965, als das echte Dokument auftauchte, wurde klar, dass dort einfach eine Null angehangen worden war.

Die hinter verschlossenen Türen arbeitende Kommission zur Ermittlung der Totenzahlen in der DDR 1946 trug das ihrige zur Mythenbildung bei, da die von der Kommission ermittelte Zahl von 35.000, oft als willkürlich „von oben“ festgelegt abgetan wurde. Die Zahl 35.000 wurde jedoch auch nach 1990 von den meisten Historikern und den Dresdner Stadtoffiziellen verwendet. Im 1995 vom Dresdner Stadtmuseum herausgegebenen Buch „Verbrannt bis zur Unkenntlichkeit“ wurde bereits eine detaillierte Aufschlüsselung veröffentlicht, derzufolge nur noch 25.000 Tote festgestellt werden konnten. Da dieses Ergebnis weitgehend ignoriert oder angezweifelt wurde, und auf einige Theorien, die zu höheren Totenzahlen führen, keine Antworten liefern konnte, berief im Jahr 2004 der damalige Dresdner Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) eine Historikerkommission ein. Diese sollte die bisherigen Ergebnisse wissenschaftlich überprüfen und alternativen Theorien zur Schätzung der Totenzahlen nachgehen, um sie bestätigen oder widerlegen zu können.

Auf dem Historikertag 2008 veröffentliche die Kommission einen Zwischenbericht. Für viele überraschend konnten bisher nur 18.000 Tote festgestellt werden. Die Arbeiten sind weitestgehend abgeschlossen, und die Kommission geht davon aus, dass die Zahl im Abschlußbericht 2009 maximal 25.000 betragen wird. Wir dokumentieren hier die Erklärung der Historikerkommission auf dem Historikertag 2008 in Dresden und einige Berichte in der Presse zum Thema. In einem Artikel auf indymedia wird die Brisanz des Ortes der Veröffentlichung der neuen Ergebnisse zum Thema gemacht. Die Veranstaltung der Historikerkommission wurde in dem nach einem ehemaligen Waffen-SSler benannten Otto-Beisheimsaal der TU Dresden durchgeführt.

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Zur Rezeptionsgeschichte des 13. Februar 1945 in Dresden

In dem 1994 vom Direktor des Stadtmuseum Dresdens herausgegebenen Buch Verbrannt bis zur Unkenntlichkeit – Die Zerstörung Dresdens 1945 beschreibt Friedrich Reichert, wie es zur Legendenbildung, lokal und international, um die Bombardierung Dresdens noch während der Zeit des Nationalsozialismus kam. Weiter geht er kritisch auf den Umgang mit dem 13. Februar in der DDR ein.
Zum Geschehen ab 1990 ist leider kaum noch eine kritische Analyse heraus zu lesen. Beispielsweise wird die Veranstaltung mit dem Holocaustleugner David Irving vor etwa 500 Dresdenern, der einen großen Anteil an der Verbreitung des Mythos Dresden um die Welt hatte, ohne einen Kommentar unkritisch aufgezählt. Dennoch sind die Abschnitte zur Zeit des NS und der DDR lesenwert. Wer sich über die aktuelle Rezeptionsgeschichte nach 1990 informieren will, sollte die Beiträge von Matthias Neutzner lesen, die man auf unserer Seite einsehen kann.

Zusätzlich stellen wir einen Auszug aus dem Buch Inferno Dresden vom ehemaligen Dresdener Oberbürgermeister Walter Weidauer zur Verfügung. Obwohl auch er in seinen Büchern es mit der Wahrheit nicht so genau nahm und nicht frei von antiwestlicher Polemik war (siehe auch Textauszug von Friedrich Reichert), zeigt es, dass Irving bereits vor 1966 über die falschen Zahlen und wie diese zum internationalen Opfermythos Dresdens beitrugen, informiert war. Trotz seiner damals geäußerten Selbstkritik verbreitet er bis heute seine, mittlerweile wissenschaftlich widerlegten, Falschinformationen über die Bombardierung Dresdens.

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Dresdens Untergang – eine Lehre die bezahlt werden musste

Der zweite Teil der Überschrift stammt von Thomas Mann und bezieht sich auf die Bombardierung Lübecks. Professor Reiner Pommerin Inhaber des Lehrstuhls für
„Neuere und Neueste Geschichte“ an der TU Dresden wählte dieses Zitat als Abschluss des Kapitels über die Bombardierung Dresdens in dem von ihm herausgegebenen Buch „Dresden unterm Hakenkreuz“.
Der englische Historiker Frederick Taylor setzte sich in dem 2004 auf deutsch erschienen Buch Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945Militärische Logik oder blanker Terror? ebenfalls mit der moralischen Frage der Bombardierung Dresdens auseinander. Sein Fazit ist Nie wieder Krieg und Intoleranz.
Matthias Gretzschel beschreibt in seinem 2004 veröffentlichten Buch Als Dresden im Feuersturm versank wie die Bombardierung Dresdener Juden und politischen Gefangenen das Leben rettete.

Die entsprechenden Abschnitte stellen wir hier zum Nachlesen und als Leseempfehlung für diese und weitere Bücher bereit. Die Totenzahlen in den Büchern orientieren sich an den offiziell bekannten Zahlen der Jahre der Veröffentlichung, und sind demtentsprechend noch etwas höher als die von der Historikerkommision im Oktober 2008 veröffentlichen Zahlen. Aktuell wird von 18.000 – 20.000 Toten ausgegangen.

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„Das rote Leuchten – Dresden und der Bombenkrieg“

Im Februar 2005 erschien das Buch „Das rote Leuchten – Dresden und der Bombenkrieg“. Dabei handelt es sich um eine nüchterne und sachliche Bestandsaufnahme um den 13. Februar 1945 in Dresden unter Einbeziehung des aktuellen Stands der historischen Forschung. Das Buch ist ein Beispiel für die Bemühungen die Legenden um den 13. Februar auf den Boden der Tatsachen zu holen. Einer der Herausgeber, der Historiker Matthias Neutzner, ist gleichzeitig Mitglied der Interessengemeinschaft „13. Februar 1945“ die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Geschichte Dresdens im 2. Weltkrieg zu erforschen.

Hier präsentieren wir als Leseempfehlung einige Kapitel, die für das Verständnis der Debatte in Dresden und wie es zu der ausgepägten Art des Mythos Dresden in aller Welt kommen konnte, von großem Wert sind.

Blick vom Rathausturm über die Prager Straße in Richtung Hauptbahnhof 1947, 1955, 1961, 1969 – Erläuterung ganz unten im Text von Wolfgang Hesse

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