Video-Time: Rückblick 13. Februar, Ausblick 19. Februar

Zwei Tage vor’m Großevent mit Massenblockaden am 19. Februar ist noch einmal Zeit zum gechillten Videobeschau:

Die Kulturzeit auf 3Sat über den durch Blockade verkürzten Naziaufmarsch am 13. Februar 2011 in Dresden und den von der Stadt verbotenen Täterspaziergang als Kontrapunkt zum Gedenken. Hübsch umrahmt mit kritischen Beiträgen über die Menschenkette und den Dresdner Opfermythos.

Und wieder ein Hammer der Bringzwei-Kampagne: „Nein Mann“-Parodie – Blockade-Techno Deluxe!

Grundlagenpapier des AK Antifa Dresden zum 13. Februar

Für die internen Debatten der Saison 2011 haben wir als AK Antifa Dresden bereits im Herbst 2010 ein Arbeitspapier geschrieben. Wir haben uns nun entschieden, es zu veröffentlichen.

1. Was ist für uns Gedenken und wie stehen wir dazu
2. Wie stehen wir zum aktuellen offiziellen Gedenken auf dem Heidefriedhof, zu Extremismus und zum historischen Ereignis
3. Was wollen wir erreichen

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Sonntagabenddesaster: 13. Februar-Naziaufmarsch erstmalig erheblich gestört

Sie alle wollten den Täterspuren-Mahngang besuchen - den die Stadt verhinderte

Das gab’s noch nicht in Dresden: Dass bereits der kleinere Aufmarsch der Nazis am 13. Februar, wenn dieser nicht auf einen Sonnabend fällt, mit Blockaden verkürzt und ordentlich Sound gestört wird. Schon 11 Uhr versammelten sich über 500 Menschen zum Täterspuren-Mahngang trotz Verbot am Comeniusplatz, kamen von dort jedoch nicht weiter, da die Gerichte sinnloserweise entschieden hatten, der Mahngang müsse komplett verlegt werde, unabhängig vom Wirkort des Gauleiters Mutschmann und anderer Stationen.

Blockade auf der Fritz-Löffler-Straße (Naziroute)

Die Aufmarschroute des ab 15 Uhr geplanten Nazimarsches war ohnehin schon unwürdig, da die Nazis es gewohnt waren, die schönen Teile der Altstadt oder zumindest in deren Sichtweite und auf belebten Plätzen demonstrieren zu dürfen. Aber dass durch eine entschlossene Blockade auf der Nazioute diese auch noch erheblich verkürzt wurde und nun nur noch die Hälfte der Fläche einschloss (von der Ackermannstraße gleich in die Reichenbachstraße statt auf den Zelleschen Weg)… Da hat sich die lange Wartezeit, bis alle Nazis endlich angereist und durch die Kontrollen durch waren sicher nicht gelohnt. Neu auch, dass über weite Strecken wütender Sound von GegendemonstrantInnen erschallte oder die Gebiete gänzlich ausgestorben waren.

Nach der Menschenkette strömten noch bis zu 2.000 Menschen zum Hauptbahnhof um von dort die Naziroute akustisch zu erreichen. Damit haben insgesamt etwa 3.000 Menschen direkt an den Nazis protestiert – doppelt so viele, wie Nazis da waren. Protest in Hör- und Sichtweite war zwar verboten, wurde damit aber durchgesetzt, anders gehts halt nicht!

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Der 13. Februar kann kommen – der Plan steht, auch ohne Segen vom Ordnungsamt

Die Ordnungsbehörde der Stadt Dresden hat letzte Woche die Katze aus dem Sack gelassen: Auch dieses Jahr wieder, soll die Elbe Linke und Rechte voneinander trennen und zwar wortwörtlich: Alle linken Anmeldungen sollen auf die Neustädter Seite verlegt werden, Menschenkette und Naziaufmarsch bleiben auf Altstadtseite, wobei dem Naziaufmarsch nur der Hinterhof gelassen wird – hinterm Hauptbahnhof Richtung Ost (Reick). Betroffen ist pikanterweise auch der Täterrundgang von Dresden-Nazifrei.

Karten zu den Aktionen von Dresden-Nazifrei am 13.2.2011 in Dresden

Heute stellte das Bündnis Dresden-Nazifrei zwei öffentliche Aktionen für den 13. Februar 2011 in Dresden vor – ohne die lächerlichen Vorstellungen des Dresdner Ordnungsamtes zu berücksichtigen. Erst wird ein Stadtrundgang auf die Täter aufmerksam machen und den Opfern des Nationalsozialismus gedenken. Eine Station ist die „Mathilde“, der Knast auf der Pillnitzer Straße. Hier haben SA und SS gefoltert und hier starben beim Bombenangriff am 13. 2. 1945 etwa 400 Antifaschisten. Der Rundgang endet, wo das Gestapo-Gebäude am 13.2. zerstört wurde: hinter dem Hauptbahnhof. Dort findet ab 14 Uhr eine Kundgebung gegen den Naziaufmarsch statt, denn dieser soll hinter dem Hauptbahnhof beginnen. Schließlich geht ja dieses Jahr alles nach Recht und Gesetz vor sich, somit sollte es sogar legal sein, in Sicht- und Hörweite der Nazis zu protestieren – legitim ist es ohnehin. Unter dem Motto „Nicht lange fackeln – Naziaufmarsch entgegentreten“ sind vor allem die DresdnerInnen aufgerufen; kreativ, laut und vielfältig den geplanten Fackel- und Schweigemarsch der Nazis zu verderben.

Auf diese Weise wird einerseits ein Kontrapunkt zum Gedenken in Dresden gesetzt, welches häufig nur die deutschen Opfer im Blick hat. Andererseits wird der Bogen zu einem wirkungsvollen Protest gegen die Nazis geschlagen, welche die Bombardierung für ihre eigenen finsteren Zwecke nutzen: die Verbrechen der Nazis relativieren und die Nazi-Ideologie erneut aufleben lassen. Bei ihrer Inszenierung eines stillen, geordneten Fackelmarsches dürfen sie keinesfalls allein gelassen werden.

Wer am 13. Februar in Dresden unterwegs ist, sollte dies nicht allein tun und sich stets über die Lage informieren. Es sind mindestens 1500 Nazis in der Stadt, sodass es mitunter gefährlich werden kann. Haltet euch also an die Treffpunkte und checkt regelmäßig die Infos vom Infobüro: Per WAP-Handy-Ticker, Twitter, Radio oder Telefon.

Die Facts:

Treff 1: 11 Uhr Comeniusplatz Beginn des Täterrundgangs
Treff 2: 14 Uhr Friedrich-List-Platz (hinterm Hauptbahnhof) Protest in Sicht- und Hörweite des Nazitreffpunkts
WAP-Handy-Ticker: www.wap.dresden-nazifrei.com
Twitter: twitter.com/dd_nazifrei
Aktionsradio: UKW 98,4 & 99,3 MHz
Infotelefon: 0351 – 41 88 99 70

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Nichts verpassen: Jeden Tag politische Highlights in Dresden

Up to date sein und gut vorbereitet auf den 13. und 19. Februar 2011 in Dresden werden: Wer in Dresden wohnt hat’s leicht. Am morgigen Tag der Opfer des NS (Donnerstag) wird ein Kontrapunkt zur häufig einseitigen Geschichtsbetrachtung in Dresden gesetzt. Am Freitag dann kann man sich überraschen lassen, wo der Diskurs zum Thema Mythos Dresden steht: VertreterInnen des Akademischen Diskurses und Matthias Neutzner, Vorsitzender der IG 13. Februar 1945 präsentieren eine gemeinsame Ausstellung, die nur zu empfehlen ist, und das nicht nur, weil auch zwei Comics zum Thema präsentiert werden… Am Sonnabend diskutiert das Libertäre Netzwerk Dresden öffentlich zu Hintergründen und Strategien zum 13. und 19. Februar 2011, danach wird im Club Novitatis soligefeiert für Dresden-Nazifrei und am Sonntag wird das tägliche Programm mit ganz praktischen Informationen abgerundet, wobei auch die beliebten Trainingseinheiten nicht zu kurz kommen werden!

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Orosz will Gedenken an den 13. Februar 1945 erweitern

Oberbürgermeisterin Helma Orosz plädierte am 18. Oktober 2010 für eine Erinnerungskultur in Dresden, die über das Erinnern an die Bombennacht am 13. Februar 1945 hinausgeht. Sie mahnt, auch den Deportationen der Dresdner Jüdinnen und Juden zu gedenken und würdigte die Blockaden am 13. Februar 2010.

Wie das? Am 18.10. hatte eine Regionalkonferenz zur Kriminalprävention stattgefunden, bei der es auch um den Naziaufmarsch am 13. Februar ging. Dies war offenbar der Grund dafür, das Thema Erinnerungskultur zum Schwerpunkt zu machen. In der Diskussion äußerten dann mehrere Teilnehmer, das Gedenken sei auf weitere Gedenktage auszuweiten, beispielsweise den „Tag der Befreiung“ am 8. Mai und auch der Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938 verdiene noch stärkere Beachtung. Helma Orosz selbst ist in einer Rede nicht so konkret geworden, sondern verweist nur darauf, dass es neben dem 13. Februar eben noch mehr gebe.

Wieder einmal hat Helma Orosz damit Lippenbekenntnisse abgegeben, deren Konsequenzen abzuwarten bleiben. Und ohne äußeren Druck geht dabei auch nichts voran, wie auch schon in der Auseinandersetzung um die Rede am 13. Februar auf dem Heidefriedhof zu sehen war, wo es viel Tauziehen gebraucht hat, damit sich die OB von den Nazis distanziert. Am 9. November an der Synagoge wird die OB wie jedes Jahr auch wieder eine dieser schönklingenden Reden anläßlich von Gedenktagen für die Opfer des Nationalsozialismus halten, die dann aber keine weiteren Konsequenzen im täglichen Kampf gegen Nazis und Rassismus haben. Ihr müsste es auch viel stärker darum gehen, noch mehr Bürger in dieses Gedenken einzubeziehen.

In den Dresdner Neuesten Nachrichten wird auch zitiert, wie sich Helma Orosz zum 13. Februar 1982 äußert, als tausende Oppositionelle aus der ganzen DDR in der Kreuzkirche zusammenkommen und etwa 1000 anschließend mit Kerzen zur Ruine der Frauenkirche gehen. Sie behauptet, dass die „Gruppe Jugendlicher“ angetreten ist, um das „stille Gedenken“ zu etablieren. Dieses „stille Gedenken“ zelebriert heute die CDU so gern zum 13. Februar, obwohl es sich als hochgradig untauglich gegen Nazis und Geschichtsrevisionisten erwiesen hat und beim offiziellen Gedenken am Heidefriedhof aus diesem Grund bereits revidiert wurde. Nein, am 13. Februar 1982 ging es um Frieden angesichts der Militarisierung auch in der DDR, ein Thema, bei dem es also einerseits gegen Krieg und andererseits um eine kritische Haltung zur DDR ging. Gerade der oppositionelle Charakter der Veranstaltung sorgte für erhebliche Dynamik. Das friedliche bzw. „stille“ des Ablaufs war eher dem Wunsch geschuldet „sich nicht provozieren zu lassen“ wie es in einem Flugblatt mit der Ankündigung dieser Aktion heißt. Ein „stilles Gedenken“ ist heute angesichts der Probleme mit Nazis und Geschichtsrevisionisten am 13. Februar ganz sicher nicht im Sinne der Akteure von 1982. Continue reading

Striezelmarkt vs. Denkmal – Erinnerungskultur mit der SPD

Gestern lud der SPD-Ortsverein Dresden-Neustadt zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Erinnerungskultur und Gedenkkultur in Dresden ins Herbert-Wehner-Bildungswerk auf der Kamenzer Straße. Benannt ist dieses übrigens nach dem bekannten Nachkriegs-SPD-Politiker, der in seiner Jugend im Dresden der Zwanziger und Dreißiger Jahr militant gegen Naziaufmärsche vorgegangen war.

Auf dem Podium saßen die Künstlerin und Denkmalforscherin Anke Binnewerg, die gerade ein Buch über die stadträumlichen Spuren Victor Klemperers in Dresden geschrieben hat; Martin Chidiac vom Amt für Kultur- und Denkmalschutz der Stadt Dresden und der Historiker, Mitglied der Historikerkommission und Mitbegründer der Interessengemeinschaft „13. Februar 1945“ Matthias Neutzner. Da die Veranstaltung neben interessanten Fakten und Details einen guten Einblick in die Verfasstheit des Gedenkdiskurses in der Stadt bot, gibt es hier einen Bericht.

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umstrittenes Denkmal an den 13. Februar 1945: „Zweimal auferstanden“

Ein neues Denkmal soll entstehen, das an den 13. Februar 1945 aber auch an die Wende erinnert. Die abstrakte Kunst ist nicht nur wegen ihres häßlichen Aussehens umstritten – die Frage ist auch, ob diese Art des Erinnerns überhaupt gewünscht ist. Zeitungsartikel und vor allem zahlreiche Leserbriefe geben die durchwachsene Stimmung dazu wieder.

Der angedachte Standplatz neben der Semperoper ist ebenfalls umstritten. Wenn das Denkmal dort steht, soll auch ein Gedenkweg an den 13. Februar 1945 vorbeiführen, der von der Synagoge zur Frauenkirche führt.

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Erklärung des Arbeitskreises „Mythos Dresden“ zum Vorschlag eines Denkmals „Zweimal auferstanden“ in Dresden

Im August diesen Jahres gründete sich der Arbeitskreis „Mythos Dresden“ mit dem Ziel, in das Gedenken am 13. Februar hineinzuwirken. Mit der heutigen Erklärung zur aktuell in der Sächsischen Zeitung losgetretenen Debatte um einen neuen Gedenkort, äußert sich der Arbeitskreis erstmals in der Öffentlichkeit.

Wir dokumentieren die Erklärung des Arbeitskreis „Mythos Dresden“. Zeitungsartikel und Leserbriefe zur Diskussion um den neuen Gedenkort, zeigen dass das Denkmal umstritten ist. Continue reading

Naumburger Tageblatt: Opfermythos setzt sich über Opfer hinweg

Kriegsschuld

Opfermythos setzt sich über Opfer hinweg

Dresden steht wichtige Diskussion zu seiner Geschichte und Gegenwart bevor

VON ANDREAS MONTAG, 18.02.09, 18:55h, aktualisiert 19.02.09, 08:39h

Teilnehmer eines Demonstrationszuges unter dem Motto «Geh Denken!» stehen am vergangenen Samstag in der Innenstadt von Dresden auf dem Theaterplatz zur Abschlusskundgebung. (FOTO: DDP)
Teilnehmer eines Demonstrationszuges unter dem Motto «Geh Denken!» stehen am vergangenen Samstag in der Innenstadt von Dresden auf dem Theaterplatz zur Abschlusskundgebung. (FOTO: DDP)

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Die Zeit – Geschichtsfälscher mit Trauerflor

Dresden
Geschichtsfälscher mit Trauerflor

Von Olaf Sundermeyer
14.2.2009 – 19:03 Uhr

Dresden gedenkt des 64. Jahrestags des Bombenangriffs. Die NPD will die Erinnerung mit einem Großaufmarsch missbrauchen

Umkämpfte Erinnerung: Bei den alliierten Bombenangriffen am 13. und 14. Februar 1945 wurde auch die Dresdner Frauenkirche zerstört, bis zu 25.000 Menschen starben im Feuersturm

Die Dresdner Heide liegt am frühen Morgen unter einer dünnen, unberührten Schneeschicht. Auf dem Heidefriedhof oberhalb der Landeshauptstadt fegen Männer in grünen Latzhosen den Weg frei zum Ehrenhain für die „Namenlosen, die hier verbrannten im Höllenfeuer aus Menschenhand“, das in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 aus alliierten Flugzeugen über die Stadt fiel und Tausenden Tod und Leid brachte – als Antwort auf den Angriffskrieg, den Hitlerdeutschland verbrochen hatte.

Die Männer der Friedhofsverwaltung unterhalten sich mit gedämpften Stimmen, wohl aus Respekt. Denn wie in jedem Jahr wird hier auf dem Ehrenhain der Toten gedacht. Ein halbes Dutzend kniehoher Metallständer wartet auf die Kränze, die hier am Abend niedergelegt werden. Immer noch sucht die Stadt ihren Frieden.

Aber es gibt Menschen, die diese Trauer missbrauchen. Einige von denen sitzen unten am Elbufer, im Landtag. Für die rechtsextreme NPD-Fraktion ist heute Wahlkampfauftakt. Seit Wochen läuft sie sich warm dafür, das Gedenken an die Toten des „alliierten Bombenterrors“ soll der erste Schritt sein zum Wiedereinzug in das Landesparlament bei der Wahl Ende August.

Und in Sachsen gibt es reichlich Menschen, die so denken wie der NPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel. Der sagt im Hinblick auf den Gedenktag: „Es ist endlich an der Zeit, sich der babylonischen Gefangenschaft einer verdrehten und an den Interessen der Alliierten orientierten Geschichtsschreibung zu befreien.“ Die offizielle Veranstaltung der Stadt ist für ihn „die Stunde der Geschichtsfälscher“.

Gansel hatte in einer Landtagsdebatte vor vier Jahren von „Bombenholocaust“ gesprochen. Denn neben Orten und Gedenktagen versucht die NPD auch Begrifflichkeiten umzudeuten. Dabei funktioniert sie als parlamentarischer Arm der rechten Szene, die Dresden zu ihrem zentralen Aufmarschplatz auserkoren hat. An diesem Samstag werden sich hier Tausende Neonazis aus ganz Deutschland versammeln, um einen geschichtsträchtigen Ort und Tag zu besetzen.

Zwar fungiert die NPD nicht als offizieller Anmelder, sie ist aber die Instanz, die dahinter steht. Offizieller Veranstalter ist „Die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland“, eine Kaderschmiede, die sich aus dem rechtsextremen Teil des Burschenschaftsmilieus speist. Die Landsmannschaft ist ehemalige Heimstatt von Jürgen Gansel, der solche Verbindungen zur Landtagsfraktion pflegt.

Und so werden auch Holger Apfel, der NPD-Landtagsfraktionschef, und viele andere prominente Parteivertreter morgen mit marschieren. Die rechten Strategen mobilisieren bereits seit Wochen, und sie sind bemüht, ihrer braunen Klientel bürgerliche Verhaltensweisen beizubringen. Die NPD ringt um Respektabilität, es ist Wahlkampf. Deshalb herrscht Bomberjacken- und Sonnenbrillenverbot.

Neben dem Sächsischen Landtag sitzt die NPD auch im Dresdner Stadtrat, als „Nationales Bündnis“, mit drei Abgeordneten, von denen sie einen als „Zeitzeugen“ feiert, weil er als Kleinkind die Bombennacht überlebte. Aus der Erfahrung dieser Nacht tritt Werner Klawun für die „Stärkung des Nationalgefühls“ ein.

Andere, die als Erwachsene die Zerstörung ihrer Stadt erlebten, kamen bereits gestern zu einem Gedenkgottesdienst in der Frauenkirche zusammen. Etwa der heute 84-jährige Rudolf Eichner, der in der Kirche seine Gedanken zu dem Neonaziaufmarsch formulierte: „Ich beklage, dass auch heute noch Einzelne versuchen, Schuld aufzurechnen und durch unversöhnliches Reden über die Tage im Februar 1945 die Opfer der Angriffe zu missbrauchen.“

In Dresden ist dieser Erinnerungsmissbrauch seit Jahren eine leidige Tradition, die vor allem in Osteuropa als deutsche Umdeutung der Geschichte wahrgenommen wird. Auch an anderen Orten versuchen Neonazis, die Erinnerungskultur zu instrumentalisieren.

In Dortmund beispielsweise marschieren die Neonazis regelmäßig zum Jahrestag des Kriegsbeginns am 1. September. Dafür mobilisiert der sogenannte „nationale Widerstand“ mit Bildern von den Fliegerangriffen auf Dresden, um anschließend gegen die „Kriegstreiberstaaten USA und Israel“ zu hetzen. „Nie wieder Krieg nach unserem Sieg“ tönt es bei solchen Veranstaltungen. Es soll der Eindruck erweckt werden, dass die eigentlichen Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges von den Alliierten begangen wurden. Diese These wollen die Rechten ins öffentliche Bewusstsein einfräsen.

Und die Kriegsschuld? Die liegt demzufolge beim „Kapital“, das – der antisemitischen Verschwörungstheorie folgend – gleichzusetzen ist mit dem internationalen Judentum. Juden als Kriegstreiber, Deutsche als Opfer. So einfach ist die historische Arithmetik der Neonazis, auf den Straßen und in den Parlamenten.

Die Taktik geht auf: Der 14. Februar hat sich in Dresden als „Tag der Bewegung“ etabliert. 5000 Polizisten aus ganz Deutschland werden diesmal aufgeboten, um die Stadt zu schützen – und die NPD. Dafür stehen Absperrgitter rund um den Sächsischen Landtag, den Sitz von Gansel und Apfel. Die Demokratie schützt ihre Feinde.

Mehrere Tausend Neonazis werden schon heute in der Stadt erwartet. Dazu eine fünfstellige Zahl an Gegendemonstranten, die sich in verschiedenen Lagern formiert haben. Auf der einen Seite ein bürgerliches Bündnis unter dem Motto „Geh Denken“, auf der anderen Seite linke Gruppen, die den Nazi-Aufmarsch blockieren wollen.

Einen Tag vor den befürchteten Auseinandersetzungen herrscht noch Unsicherheit in der Stadt über die genaue Streckenführung der einzelnen Veranstalter. Das städtische Verwaltungsgericht ist bemüht, den Vorplatz des Hauptbahnhofes nicht zum Kampfplatz werden zu lassen. Die Neonazis wollen dort ihren Marsch beginnen. Und dann ist da noch das Heimspiel von Dynamo Dresden morgen. Ein Klub, der viele potenzielle Gewalttäter anzieht.

Die Demokraten in der Stadt zeigen bereits am Morgen Flagge: An der Semperoper, wo am Abend ein Sinfoniekonzert zu Ehren der Bombenopfer stattfindet, hängt ein großes weißes Banner: „Jeder ist mitverantwortlich für das, was geschieht – und für das, was unterbleibt“ (Erich Kästner).

Bei der Kranzniederlegung auf dem Heidefriedhof müssen diejenigen, die durch den Ehrenhain schreiten, an den in Stein eingemeißelten Namen von Orten vorbei, die man nicht übersehen kann. Neben „Dresden“ stehen da auch „Coventry“, „Lidice, „Ouradour“ und „Warschau“.

Quelle:
http://www.zeit.de/online/2009/08/dresden-bombenangriffe-neonazis?page=all